Markus Ryffel 8 Opt

Mit dem Formel-1-Auto an den Füssen

Er hat nach eigenen Angaben 200 000 km auf dem Tacho. Doch auch mit 66 legt Laufegende Markus Ryffel nicht die Füsse hoch. Er verrät, warum die Pandemie die beste Bewegungsinitiative ist und wie man den optimalen Laufschuh findet.

Einfach loslaufen! Endlich: warme Temperaturen locken die Berner dieser Tage scharenweise auf Waldund Joggingwege. Doch wer dabei mit dem falschen Schuh unterwegs ist, tut seinem Körper keinen Gefallen. «Zu oft wählt man nur anhand von Marke und Farbe», sagt der ehemalige Laufprofi Markus Ryffel. Bei SportXX Ryffel Running in der Berner Marktgasse, wo Ryffel als Berater tätig ist, stehen unzählige Schuhmodelle zur Auswahl.
Um für jeden das optimale zu finden, setzt man hier neuerdings auf eine 3D-Fuss- und Laufanalyse mit Schuhdatenbank. Ein Scanner vermisst die Füsse blitzschnell und exakt (siehe Kasten). Dabei bestätigt der Scanner oft, was die Medizin in den letzten Jahren diagnostiziert: Fussdeformationen sind häufig. «Mit 30 Jahren hat man im Durchschnitt ein 30 prozentiges Risiko einer Fussdeformation. Das ist vielen nicht bewusst», so Ryffel. Mit dem richtigen Schuhwerk kann man diese vermeiden oder wenigstens gut korrigieren. Der Scanner und die Laufanalyse berücksichtigen auch, ob man oft auf Asphalt oder im Wald läuft, welche Sportarten man noch betreibt oder ob man beispielsweise die Ferse stark belastet. «Bei jedem Schritt landen wir und bringen das mehrfache Körpergewicht auf den Körper. Da soll der Schuh den körpereigenen Dämpfungsmechanismen helfen.» Genauso wie die Fussprofile, wird auch jeder Schuh im Sortiment genau vermessen. Die reinste Materialwissenschaft. Ryffel lacht: «Der Laufschuh ist nach dem Formel-1-Auto das am besten erforschte Sportgerät der Welt.» Zentral ist letztendlich aber, dass man sich im Schuh wohlfühlt.

Abwechslung beim Training
Mit dem richtigen Material kann also jeder zur Topzeit sprinten? Schön wärs. Ryffel wiederholt schon seit Jahren: «Laufen ist keine primitive Angelegenheit.» Nicht nur das Material muss passen, sondern auch das Wissen und die Lauftechnik. Um einen ökonomischen Stil zu entwickeln, muss man an Kraft, Beweglichkeit und Koordination arbeiten. Ryffel rät zu Ergänzungen wie Coretraining, Fussgymnastik und Seilspringen, um das Muskelkorsett zu stärken.
Mit einem Sprachbild erklärt er, warum diese Zusatzübungen entscheidend sind: «Als Motor ein Ferrari, als Fahrgestell aber nur ein Fiat 500. Das kann nicht gut gehen.» Der ehemalige Profisportler gibt sein Wissen in Laufkursen weiter. Denn egal ob Jogger oder ambitionierter Hobbyläufer, jeder sollte seinen Stil und das passende Material finden, um lebenslang beschwerdefrei laufen zu können.
Auch Ryffel selbst trainiert heute abwechslungsreicher als früher: Velofahren, Langlauf und Aqua-Fit stehen auf seinem Programm. Eine Woche ohne Laufen gibt es bei ihm aber natürlich nicht. Am Liebsten legt er morgens um 5.45 Uhr los. «Ein bisschen Rost habe ich schon angesetzt», gibt er zu. So geht er nun oft mit Laufpartnern auf die Runde. «Sonst ist manchmal das warme Bett zu verlockend», so Ryffel. Gerade bereitet er sich auf seinen 98. Marathon vor. Bisher hat ihn sein Körper ohne grössere Verletzungen getragen. «Ein Privileg, für das ich sehr dankbar bin.» Ob der Mensch ewig laufen kann? Ryffel lacht: «Über 200000 km gehen jedenfalls. Die habe ich auf dem Tacho.» Mit 66 Jahren habe er hoffentlich noch einige gute Kilometer vor sich.
Seit nunmehr 41 beziehungsweise 37 Jahren hält Ryffel den Schweizer Rekord über 3000 und 5000 Meter. Dennoch hängt der Olympia-Silbermedaillengewinner von 1984 nicht an diesen Titeln. «Ich habe die Bestzeiten ja auch einem anderen abgejagt. Ich schätze, meine Rekorde fallen in den nächsten Wochen.» Der Genfer Julien Wanders aber auch der Zürcher Jonas Raess hätten die Form dazu. «Ich hoffe, Julien oder Jonas holen den Rekord. Sie werden die Schweizer Bestzeiten verbessern.» Neben viel Training, mentaler Stärke und Disziplin gehöre auch das nötige Wettkampfglück dazu.
In der Coronakrise ist dank geschlossener Fitnessstudios und Absage von Gruppentrainings im Breitensport ein wahrer Laufboom ausgebrochen. Ryffel freuts: «Corona war die beste Bewegungsinitiative, die ich je erlebt habe!» Keine politische oder individuelle Laufsportförderung hätte bisher so viele Menschen in die Joggingschuhe befördert. Die Lauflegende verortet diese neue Begeisterung aber auch in einem Sinneswandel. «In der Coronazeit merkten wir noch deutlicher: Der Mensch hat die Bewegung in der DNA. Und das Stadion Natur ist eben 24 Stunden täglich geöffnet – gratis.» Doch wo joggt es sich in Bern am schönsten? «Wenn der Tag erwacht definitiv an der Aare!», kommt es wie aus der Pistole geschossen. Wer gleich einen Stadtrundgang integrieren möchte, dem empfiehlt der Laufpapst die Strecke des Grand Prix Bern. Also nichts wie rein in die Schuhe.

3D-Fuss- und Laufanalyse
Neu können Laufsportbegeisterte in jeder SportXX Ryffel Running Filiale ihre Füsse durch einen 3D-Scanner millimetergenau vermessen lassen. Beim Laufen über eine Druckmessplatte wird der Laufstil genau analysiert. Wie kommt der Fuss auf, wo entstehen Druckpunkte, wie rollt der Läufer ab? Angepasst auf Gewicht, Fussform, Bewegungsart und Laufvorlieben kann so die Datenbank die Schuhe mit optimaler Passform herausfiltern. Das Ziel: Einen ökonomischen und gesunden Laufstil mit dem idealen Schuhwerk zu unterstützen. Die kostenlosen Beratungstermine können online oder spontan im Shop vereinbart werden.

Michèle Graf

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