Sie arbeitet im Veloladen und kann die Sommerferien-Zeit trotzdem geniessen. Michelle Gariuolo schwingt sich nach Feierabend gerne aufs Velo und findet dort ihr Glück.
Wer ihr zuhört und ihre strahlenden Augen sieht, glaubts sofort. Für Michelle Gariuolo ist es kein Problem, in der Hauptferienzeit zu arbeiten und es trotzdem gut zu haben. «Ich habe ja dann später noch Ferien. Nach Feierabend gehe ich mit meinem Freund aufs Rennvelo und habe so einen tollen Ausgleich zur Arbeit. Wir starten etwa um halb acht, wenn es schon etwas kühler ist. Unsere Hausstrecke führt von Niederwangen nach Laupen und über den Bramberg zurück. Die sonntägliche Tour führt uns oft nach Murten, wo wir uns immer einen feinen Nidlechuche gönnen.»
Keine Zeit zum Jammern
Als begeisterte Velofahrerin hat Gariuolo bei veloGfeller in Köniz und Ostermundigen ihren Traumjob gefunden. Sie arbeitet dort im Verkauf und Kundendienst. Die stets freundliche Velospezialistin berät ihre Kunden mit grossem Fachwissen. Daneben managt sie als ausgebildete Detailhandelsfachfrau die Bestellungen, nimmt Anfragen am Telefon entgegen und beantwortet E-Mails. Wer also ein neues Velo, Kleidung oder Zubehör braucht, ist bei Gariuolo gut beraten. Sie geht auch gerne in die Werkstatt, um mit den Fahrradmechanikern etwas zu besprechen.
Die Service- und Technikercrew leidet diesen Sommer besonders unter der Hitze, in ihrem Reich ist es tüppig-heiss. Ventilatoren machen das Klima erträglicher, längere Pausen liegen jedoch nicht drin, weil es in der Werkstatt immer viel zu tun gibt. Platte Reifen flicken, Bremsbeläge tauschen, Schaltungen einstellen, Velos reinigen und viele weitere Aufgaben stehen auf dem Tagesplan. «Eigentlich haben sie in der Werkstatt gar keine Zeit zum Jammern» meint Gariuolo freundschaftlich zwinkernd. «Wir unterstützen aber, wo wir können und versorgen alle mit Glacen.»
E-Bike-Boom geht weiter
Im Frühling und Sommer ist bei velo-Gfeller Hochsaison. Aber eigentlich läuft das Geschäft – besonders seit der Pandemiezeit – das ganze Jahr gut. Daniel Gfeller, der Chef von veloGfeller in Köniz, stösst kurz zum Gespräch. Er erinnert sich an die spezielle Covid-Zeit. «Während des Lockdowns verkauften wir viel mehr Velos. Auf den Zweirädern konnten sich die Menschen endlich wieder frei bewegen und draussen zusammen etwas unternehmen, ohne die Abstandsregeln zu verletzen.»
Welche Modelle laufen denn aktuell am besten? «Der E-Bike-Boom geht ungebremst weiter», weiss Gfeller aus Erfahrung. «Man ist einfach sehr mobil, unabhängig vom Auto oder öffentlichen Verkehr und kommt mit dem E-Bike entspannt und schnell von A nach B. Heute fahren Jung und Alt gerne mit elektronischer Unterstützung. Auch Eltern mit Kinderanhänger schätzen den Komfort des E-Bikes.» Gfeller wie Gariuolo sind froh, dass es auch für Kinder endlich wieder genügend Modelle an Lager hat. Lange hatten sie aus verschiedenen Gründen Liederschwierigkeiten. «Zum Glück», meint Gariuolo, «ist gestern wieder eine grosse Lieferung bei uns angekommen.»
Alle, die nicht regelmässig auf zwei Rädern unterwegs sind, kennen die Situation. Oft wird die Lust auf eine spontane Ausfahrt getrübt, weil die Reifen platt sind, die Kette verdreckt oder defekt ist und sich das Velolicht partout nicht finden lässt. Wir wollen von der Bike-Expertin wissen, wie das Velo am besten in Schuss gehalten werden kann. «Ohne regelmässige Pflege und Kontrolle wirds schon schwierig. Wichtig ist, das ganze Bike ab und zu nass zu waschen, die Kette gut zu ölen und zum Bike einfach Sorge zu tragen.»
Tönt gut und schön, aber wie hält sie es selbst mit dem Unterhalt ihrer Bikes? «Bei uns stehen die Velos in der Wohnung und werden bestens gepflegt. Ich muss aber zugeben, dass mein Freund zu unseren Velos schaut. Nach zirka jeder zweiten Ausfahrt nimmt er sie auseinander und schaut auf jedes Detail.»
Immer eine Banane mit dabei
Gelernt hat Gariuolo das Velobusiness «on the job». «Noch vor einigen Jahren hatte ich mit Velofahren gar nichts am Hut. Mein Sport war Fussball, 14 Jahre lang spielte ich beim FC Goldstern. Erst durch einen Job in einem anderen Sportgeschäft rutschte ich in die Veloszene rein.»
Heute kann sich die Veloliebhaberin keine bessere Arbeit und kein schöneres Hobby mehr vorstellen. Sie fährt täglich mit dem Velo zur Arbeit – ausser wenns regnet – und sitzt auch in ihrer Freizeit am liebsten auf einem Velosattel. Beweis dafür sind die weissen Streifen vom Velotrikot auf ihren sonst braungebrannten Armen. Wenn Gariuolo eine Ausfahrt macht, hat sie immer eine Banane in ihrer Trikottasche. «Das esse ich unterwegs am liebsten. Gerne halten wir auch bei einer Beiz an und bestellen ein Plättli.» Wenn es so heiss ist wie momentan, empfiehlt Gariuolo, regelmässig zu trinken und auch Sonnenbrille und Sonnencrème nicht zu vergessen.
Zum Schluss möchten wir wissen, welches ihr bisher schönstes Veloerlebnis war. «Letzen Sommer machten wir mit den Rennvelos eine Bike-Packing-Tour vom Bodensee ins Tessin. Wir starteten in Rorschach und fuhren in fünf Tagen über den Flüelapass, Albulapass und Lukmanier nach Lugano.»
Jürg Morf