Cevilisation – so heisst das Sommerlager, das vom 10. bis 17. Juli vom Cevi Region Bern im Kanton Bern mit mehreren Hundert Kindern durchgeführt wird. Allerdings nicht ganz so wie ursprünglich vorgesehen, erzählt Jungscharleiter Simon Neuenschwander.
Seit 2018 liefen die Vorbereitungen für das regionale Grosslager des Cevi Region Bern. Wegen der Corona-Pandemie konnte es aber im Sommer 2020 nicht wie geplant in Huttwil durchgeführt werden. Man peilte den Sommer 2021 an, aber daraus wurde wieder nichts. Ende April 2021 entschieden die Cevi-Verantwortlichen, dass das Lager auch diesen Sommer nicht in der geplanten Form stattfinden kann. Stattdessen wird die Cevilisation – Plan B nun in den einzelnen Cevi-Ortsgruppen an 14 verschiedenen Lagerstandorten im Kanton Bern durchgeführt. «Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach», schmunzelt der 20-jährige Jungscharleiter Simon Neuenschwander aus Jegenstorf. «Nun haben wir 14 Lagerorte, aber ein Lagerthema, eine Geschichte und ein Programm.» Plan B sei gewissermassen eine Kombination zwischen Grossanlass und Einheitlichkeit sowie Dezentralisation und Eigenständigkeit.
Verbunden durch Glace
Die enorme Vorarbeit für den ursprünglich vorgesehenen Grossanlass war nun nicht umsonst, obwohl die Zeit für die Organisation von Cevililsation – Plan B nach der erneuten Absage äusserst knapp war, das rund 50-köpfige Team musste Nachtschichten einlegen. «Es wurde e hr e n a m t l i c h gearbeitet, wir haben alles selber bewältigt, auch in der Kommunikation wurde nichts ausgelagert. Mit dem Erreichten sind wir zufrieden», sagt ein zu Recht stolzer Simon Neuenschwander. «Wir sind ein eingespieltes, hochmotiviertes Team», lobt er seine Mitstreitenden. Allein bei Neuenschwander fielen zwischen 700 und 800 Arbeitsstunden an. Mit seiner Ortsgruppe hat Simon Neuenschwander die Lagerzelte in Rüppiswil bei Madiswil aufgeschlagen. Zirka 50 Kinder und 30 Leitpersonen sind mit von der Partie. Sämtliche 14 Lagerstandorte kennzeichnen sich aus durch ähnliche Lagerbauten, einheitliche Abzeichen und T-Shirts sowie Cevilisations – Fahnen , welche auf dem Gemeinschaftszelt wehen. «Weiter wird der ‹Cevilisationsbus› von Lagerort zu Lagerort reisen und alle Teilnehmenden mit Glace versorgen», erzählt Simon Neuenschwander. Zudem werde täglich ein Podcast aufgenommen, sozusagen als «Gutenachtgeschichte» am Lagerfeuer. «So hört jeder Standort, was in den anderen Orten läuft», sagt der erfahrene Jungscharleiter, welcher in seiner Cevi-Laufbahn bereits sieben Sommerlager mitorganisiert hat. Als persönliches Highlight des Cevilisations-Lagers betrachtet er die zweitägige Wanderung ins Napfgebiet, wo unterwegs übernachtet wird. «Und sonst einfach die Lagerstimmung und das Gemeinschaftserlebnis in der Natur», strahlt er. Beim Lagerthema «Cevilisation» geht es um das Miteinander im Cevi: Was machen die Kultur und die Gemeinschaft im Cevi aus? Die Antworten werden im Laufe der Lagerwoche an den verschiedenen Standorten mit allen Teilnehmenden erarbeitet. Am Schluss wird es wohl nicht nur eine Antwort geben.
Meringues aus dem Backofen
Cevi-Freiwillige können bereits ab dem achten Schuljahr mithelfen. «Wir wollen die Jugendlichen schon früh dazu motivieren, Verantwortung zu übernehmen», erklärt Simon Neuenschwander. Eine obere Altersgrenze gebe es zwar nicht, aber die meisten Volunteers beendeten ihre Arbeit beim Cevi im Alter zwischen 25 und 27 Jahren, «was nachvollziehbar ist, denn wir sind ja in der Jugendarbeit tätig – Junge für Junge», erläutert er. Nicht nur beim diesjährigen grossen «Cevilisations-Lager», auch bei den sonstigen, jährlichen Sommerlagern der Cevi-Ortsgruppen sei es stets ein grosses Anliegen, den Kindern in der Natur und in der Gemeinschaft nicht alltägliche Erlebnisse zu ermöglichen. «Eigentlich sind wir jeweils eine grosse WG», resümiert Simon Neuenschwander. Dabei erinnert er sich gerne auch an kulinarische Highlights: «Eine besonders kreatives Küchenteam kredenzte uns einmal Meringues aus dem Backofen. Oder ein anderes Mal drehte ein Wildschwein am Spiess!», lacht er. Auf Nachhaltigkeit werde grosser Wert gelegt. «Durch fantasiereiche Resteverwertung vermeiden wir Food Waste. Dieses Bewusstsein und die Wertschätzung der Natur versuchen wir den Kindern weiterzugeben», sagt Simon Neuenschwander unmissverständlich. Gekocht werde im Wald, teils mit Holz, teils mit Gas. Ab welchem Alter können die Kinder am Lager teilnehmen? «Wir berücksichtigen Kinder ab dem zweiten Schuljahr bis zur siebten Klasse. Für einzelne Spiele bilden wir Altersgruppen, aber meist lassen wir alle an allen Aktivitäten teilhaben», erzählt Simon Neuenschwander. Übrigens: Handys der Kinder bleiben zuhause oder müssen abgegeben werden. Einzig die Leitpersonen benützen das mobile Gerät (spärlich) für die nötige Kommunikation «nach aussen». «Hie und da drücken wir auch bei den Kindern ein Auge zu – wenns nicht anders geht», schmunzelt Simon Neuenschwander.
Peter Widmer