Die Künstlerin Jazmin Taco hat am vergangenen Sonntag im Sexkino Corso ihre Performance «Miau Miau Sex & Pleasure Brunch» präsentiert. Die als Katzen maskierten Besucher naschten dabei Essen von ihrem nackten Körper.
Sie hat lange Krallen und pralle Brüste. Jazmin Taco bedient das Klischee einer in der Erotikbranche arbeitenden Frau. Doch sie ist Künstlerin, hat einen Master an der Hochschule der Künste in Bern gemacht und ist bekennende Feministin.
Vergangenen Sonntag präsentierte die lebendig gewordene Männerfantasie im Sexkino Corso im Länggasse- Quartier ihre Performance «Miau Miau Sex & Pleasure». Dabei naschten als Katzen maskierte Besucherinnen und Besucher aus Marzipan geformte Minipenisse und Vulven vom Körper der splitternackten Künstlerin. Diese lag auf der Rampe im Hauptsaal des Kinos. Man musste sich eine Katzenmaske oder Katzenöhrchen anziehen. «Jetzt, wo du eine Katze bist, laufe wie eine, erspähe das Essen auf meinem Körper, spiel damit», lautete eine Anweisung auf einem Handzettel.
Liebe, Sex und Schnurren
Die Besucher zückten vorerst sehr unkätzisch ihre Handys und fotografierten das faszinierende Bild, das ihnen Jazmin Taco mit einem Feigenblatt an richtiger Stelle, mit Food belegt, einer Perücke auf dem Kopf und mörderisch hohen, glitzernden High Heels an den Füssen, bot. Ein junger Mann brach schliesslich das Eis, pirschte sich an die Beute heran und schnappte sich ein Küchlein.
Der «Sexy Food by Roman Pappa» war eigens für den Anlass kreiert worden.
Schliesslich wurden die Katzen zutraulicher. Während Männer sich runterbeugten und meist direkt ein Häppchen vom Körper der Künstlerin ergatterten, bevorzugten die Frauen es, sich ihre Beute mit den Händen zu nehmen. Höhepunkt des Gelages: Drei «Katzen» schlichen sich gleichzeitig an und frassen gemeinsam. Am Ende blieben nur wenige Stücke übrig. Diese verfütterte die Künstlerin an ihre Zuschauer, wobei sie deren Gesichter ausgiebig liebkoste.
Auf den Katzenschmaus folgte ein offizieller Brunch. Dieser bildete den Abschluss dreier Aktionstage, die im Corso stattgefunden hatten. Die vonder Berner Kunstvermittlerin Ursina Leutenegger kuratierte Reihe gehört zur zweiten Staffel des Kunstprojektes «Connected Space», bei dem sich selbstorganisierte Projekträume und Initiativen zusammentun. Dabei soll Kunst an Orten präsentiert werden, wo man sie sonst nicht vermutet. Das Sexkino erfüllte diesen Anspruch. Die Kunstschaffenden des Schwobhauses – einer Villa, die Kunstateliers beherbergt – bespielten das Kino mit Performances, Filmen und Audiokunst. «Den normativen heterosexuellen Blick sprengen», lautete eines der Ziele von Kuratorin Leutenegger.
Wie passt Jazmin Taco da rein? Die 1982 in Ecuador geborene Künstlerin bedient auf den ersten Blick, was den meisten Männern gefallen sollte. Doch ihre übersteigerte Weiblichkeit hat durchaus auch subversives Potenzial. Jazmin Taco – was nach einer Figur aus einem Tarantino- Film klingt, ist tatsächlich ihr richtiger Name – knüpft dabei an eine Reihe von explizit erotischen Frauen an, die selbstbewusst mit ihren Reizen spielen, ohne dabei selbst zum Spielball zu werden. Madonna im Pop, Cicciolina im Porno oder Manon in der Kunst waren Vorreiterinnen einer solch selbstbewusst zur Schau gestellten «Hyperfeminität».
Drei Orgasmen als Höhepunkt
«Sex ist gut. Ich bekomme einen Orgasmus in zwei Minuten», sagt die Künstlerin und klingt dabei wie eine Missionarin. Den Film, den die Künstlerin vor und während der ganzen Performance laufen liess, war in Griechenland entstanden. Jazmin Taco hatte dort viele heimatlose Katzen angetroffen und stellte fest, dass vor allem Frauen sich um die Tiere kümmerten. Dieser Tatsache ging sie auf den Grund.
Ihre wissenschaftlich unterlegte These: Katzen streicheln reguliert die Hormone, macht glücklich und süchtig. «Katzen und Frauen gelten in patriarchalischen Gesellschaften beide als böse», sagt Taco. Sie bewundere die Tiere sehr. In ihrem Film wird miaut, gestöhnt und immer wieder die betörende Schönheit Griechenlands heraufbeschworen. Drei Orgasmen, die man lautstark hörte, markierten die Höhepunkte.
Helen Lagger