Vg 5801

Philip «beerbt» Vania: Wenn die Mutter mit dem Sohne

Mit erst 27 Jahren wird Philip Kohli der jüngste höchste Berner aller Zeiten. Und er wird der erste Stadtratspräsident sein, dessen Mutter dieses Amt auch innehatte.
Noch vor seinem Jura-Staatsexamen schreibt Philip Kohli Stadtgeschichte. Die nächste Woche stattfindende Wahl im Rathaus zu Bern wird demnach ein «koh(l)istorischer» Moment. Doch Mamma Vania Kohli wird diesen Moment wegen anderweitiger Verpflichtungen verpassen, was irgendwie auch wieder passt, denn die Kohlis vom Kollerweg in Bern mögen vieles sein, aber eines sind sie bestimmt nicht: eine schrecklich normale Familie! Philip Kohli ist in einer Bernburger-Familie aufgewachsen, Papa Andreas war bis zur Pensionierung als Burgerratsschreiber der operative Leiter dieser reichsten Korporation der Schweiz, die einen Drittel des Stadtberner Bodens besitzt.

Krach wegen eines Hamsters
Mamma Vania, geborene Fusina aus Norditalien, brachte die Italianità in den Kohli-Clan. Und sie brachte auch ihre Mamma mit, sie ist das inoffizielle Familienoberhaupt, welches die Kohli-Jungs, Philip und sein zwei Jahre jüngerer Bruder David, auch noch im Alter von 89 Jahren umsorgt und bekocht (siehe Interview rechts). Der Sohn ist nun, wie die Mutter vor acht Jahren, ganz oben angekommen, auf dem «Thron» des höchsten Berners beziehungsweise der höchsten Bernerin. Für die Arbeit als Ratspräsident hat sich Kohli junior vorgenommen, «den Pendenzenberg an Vorstössen abzubauen»; eine Zielvorgabe, an der bisher alle seine Vorgängerinnen und Vorgänger im Amt gescheitert sind. «Dann musst du aber nicht jedes einzelne Votum im Rat verdanken», mahnt ihn seine Mutter, die den Sohnemann via Livestream beobachtet hat, als der im letzten Jahr in Vertretung der amtierenden Präsidentin den Stadtrat bereits einmal geleitet hat. «Es ist gut, dass wir nie gemeinsam im Rat waren, wir sind uns vom Charakter her sehr ähnlich, dies ist nicht immer einfach», kommentiert Kohli den Tadel seiner Mutter. «Die Auseinandersetzungen zwischen uns während Philips Pubertät hatten es in sich», sagt Vania Kohli. «Ich wollte einen Hamster, sie wollte nicht. Ich habe mir trotzdem einen gekauft und musste dann ziemlich rasch ein neues Zuhause für ihn finden», erinnert sich Philip Kohli.

Philips Traumberuf: Bundesrat
Beim Hamster trennten die beiden Welten, doch bei YB waren sie stets ein Herz und eine Seele. Man sieht die Kohlis an jedem Heimspiel ganz oben, da, wo Präsidentinnen und Präsidenten eben hingehören: Im YB Presidents Club. Vania gilt als die YB-Mamma und ihr legendärer gelber Mantel wird dereinst im YB-Museum landen. Und Philip? Wird der BDP-Stadtrat nach seiner Politik-Karriere den YB-Verwaltungsrat präsidieren? «So würde ich zumindest die Farben nicht wechseln», lacht er und lässt sonst alles offen … Vorläufig dürfte es mit der Kohli-Karriere auf politischem Parkett weitergehen. Als Vania Kohli in den Grossen Rat gewählt wurde und daraufhin aus dem Stadtrat zurücktrat, rutschte der Sohn für seine Mutter nach. Und es ist sehr wohl möglich, dass sich dieses Prozedere auf kantonaler Ebene bald wiederholen wird, denn: «Ich werde vor Ablauf der Legislatur aus dem Grossen Rat zurücktreten», verrät Vania Kohli. Vielleicht wird irgendeinmal der Sohn Mutters Fusstapfen verlassen und sie überholen: «Als Philip fünf Jahre alt war, sagte er: ‹Ich will einmal Bundesrat werden.›»

Matthias Mast

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge