Dominic Beyeler ist einer der begehrtesten Berner Zeichner und Grafiker. Der 33-Jährige hat schon viel erreicht in seinem Leben. Mit Freunden führt er die Online-Agentur WeArt und bei der BEA war er unter anderem für das «Bea & Lea»-Sujet mitverwantwortlich. Auf Spurensuche im schönen Toffen.
Der junge Mann, der auf dem Gemeindeparkplatz von Toffen dem herannahenden Auto zuwinkt, ist kein Strassenarbeiter. Auf die Idee kommt man, weil seine Hosen genau das Orange haben, wie man sie in dieser Berufsgattung trägt. Später in der Wohnung des Zeichners und Grafikers entdecken wir den Farbton auch bei Stühlen und auf der Couch. «Orange hat so etwas Frisches», nimmt Beyeler die Frage vorweg. Wie sich im Verlauf des Gesprächs herausstellt, hat diese Frische auch viel mit seinem Wesen zu tun. Die meisten sind dem Künstler schon auf irgendeine Art begegnet und das wohl am ehesten in Form seiner Bilder oder Werbegrafiken. «Ich interessiere mich fürs Zeichnen, seit ich denken kann», sagt Beyeler in seiner Dachwohnung, wo er mit Ehefrau Madeleine und der einjährigen Tochter Jumina lebt. Mit 5 Jahren wurde der junge Dominic ein grosser Fan der Ninja-Turtles. Er erinnert sich: «Meine Mutter musste mir jeden Tag zwei Figuren vorzeichnen. Seit dieser Zeit habe ich den Stift nicht mehr auf die Seite gelegt.»
Skizzen, zu heiss für die Tochter
Dominic Beyeler wurde 1984 in Helgisried geboren und ist dem Landleben bis heute treu geblieben. Selbst während seiner Lehre als Grafiker, die er bei der Neue LGK in Bern absolvierte, pendelte er in die Heimatgemeinde. Seit nunmehr 13 Jahren ist er in Toffen zu Hause, sieben davon in der Wohnung mit Blick auf das schöne Gürbental. Für seine Zeichnungen zieht er aktuell in ein separates Atelier und sagt schmunzelnd: «Jumina hat ein Faible, hinter meine Skizzen zu gehen, da wäre uns beiden nicht wirklich gedient.»
Jeder kennt die Sujets
Die verschieden grossen Bilder, die Dominic Beyeler extra für die Fotografin im Wohnzimmer aufgestellt hat, zählen zu seinen jüngsten Kreationen und er holt zur Erläuterung etwas aus: «Es ist eine Serie von Werken, die ich mit Tusch und Aquarell auf rohe oder grundierte Leinen gebracht habe. Das Modell ist immer dasselbe.» Im vorliegenden und äusserst ansprechenden Fall ist die Frau Münchnerin und heisst Katrin, die Serie trägt den Titel «La volonté libre». «Ich male anhand von Fotos», erklärt Beyeler, der Aktmalerei geht meist eine Fotosession voraus.» Der Berner hat sie für die Online-Galerie WeArt porträtiert, bei der er als Art Director waltet. Im Mai stellte er diese Arbeiten in München an der «Stroke» aus, das ist die grösste Messe in Europa für Gegenwartskunst. Mit einem Augenzwinkern meint er: «Es braucht jeweils etwas Glück, dann muss man von solchen Messen jeweils kein Bild wieder nach Hause nehmen.» Gutes Stichwort: der Lebensunterhalt. Dominic Beyeler reagiert, als habe er die Frage erwartet und antwortet entsprechend prompt: «Ich lebe hauptsächlich von Agentur-Aufträgen, dazu gehört der BEKB-Bär für die Polyconsult Werbeagentur, das Knochentram mit Röntgen-Bildern für die Lindenhofgruppe sowie in Zusammenarbeit mit der Republica die Aquarellbilder fürs Mappamondo. Mittlerweile tritt die grafische Gestaltung am Computer in den Hintergrund und das zeichnerische Element dominiert.» So ist das auch für Aufträge, die man im Finish als Foto sieht. Seit drei Jahren liefert Beyeler für die BEA im Auftrag der Berner Werbeagentur Republica die Skizzen für die Slogans «Bea & Lea», diese werden via Fotografie und Computertechnik zu den bekannten Sujets verarbeitet. Heuer war der Mann mit 110000 Followern auf Instagram als Live-Zeichner einen Tag an der BEA präsent. Mit im Gepäck hatte die Frohnatur Exemplare seines Porträt-Buches «Bare-Faced»
Und die Comic-Karriere?
Der Künstler, der für sein Schaffen bereits einige wichtige Preise einheimsen konnte, hat sogar schon eine Auszeit hinter sich. Auf der Wengener Alp beschäftigte sich der Künstler nicht nur mit Kühe melken, sondern vertiefte sich auch in die Welt der Comics. Eine Stilrichtung, die in seinen aktuellen Bildern stark zum Ausdruck kommt. Obschon Dominic Beyeler bereits drei Märchenbücher illustriert hat, ist es bis dato zu keiner eigenen Comicgeschichte gekommen. Hier wird das Talent mit der flinken Hand fast verlegen, wenn er zu Protokoll gibt: «Es ist leider noch nichts spruchreif, aber ich kann schon heute mit Gewissheit sagen: Es wird eines Tages einen Comic von mir geben, denn es spuken genug Geschichten in meinem Kopf herum.»
Gesichter und Körper
Zum Schluss stellen wir Dominic Beyeler die Frage, die man jeden Zeichner fragt: Was will er mit seinen Bildern und Werken aussagen? Auch hier kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: «Aktuell interessieren mich Porträts von Gesichtern und der menschliche Körper. Ein Bild von mir sollte aber in jedem Fall immer eine Impression sein, die auf den Betrachter zurückfällt und etwas auslöst. Dann habe ich sehr viel erreicht.»
Peter Wäch