Beatrice Imboden und Melitta Kronig-Hischier von Hotellerie Bern Mittelland
Jäher Jubel dank geschicktem Teaser-Trubel. Seit Anfang November ist klar: Die #Closer toBern-Kampagne von Bern Hotels, einem Teil des Regionalverbands Hotellerie Bern Mittelland, will Hotelgäste für Direktbuchungen sensibilisieren. An vorderster Front der gelungenen PR-Aktion stehen mit Beatrice Imboden und Melitta Kronig-Hischier zwei leidenschaftliche Kämpferinnen.
Kaum jemandem dürften die kurzen Videos auf Social Media und anderen Kanälen entgangen sein: YB-Held Guillaume Hoarau kniet auf dem Boden, als ob er ein «Ave Maria» singen wolle. Schauspielerin Heidi Maria Glössner hält sich vor schönem Schreck eine Hand vor den Mund und Alpentainer Trauffer juchzt einen lüpfigen Jodler. Die Szenen spielen sich in einer Hotelhalle ab, ein Einblender zeigt einen dieser Doorhanger, die Schlaf oder Zimmerreinigung signalisieren. Nun ist das Geheimnis gelüftet. Hinter der witzigen Kampagne von Gecko Communication steckt der Regionalverband Hotellerie Bern Mitteland. Es ist ein Aufruf an Bernbesucher, ihren Hotelaufenthalt direkt beim Hotel und nicht über ein Online-Portal zu buchen.
Kein Verbot, sondern Korrektur
Wir treffen Beatrice Imboden (61) und Melitta Kronig-Hischier (56) selbstredend in einem Hotel. Die Wahl fällt auf das Savoy in Bern, ein Katzensprung entfernt vom Bahnhof. Den zwei lässig gestylten Ladys – Imboden ist Präsidentin von Hotellerie Bern Mittelland, Kronig die Leiterin der Geschäftsstelle – ist die Freude anzusehen, dass der Werbeclou Wellen schlägt. Die beiden Protagonistinnen gehören zum innovativen Kern der Botschafter und Beatrice Imboden betont gleich zu Anfang: «Wir wollen Mitstreiter nicht aggressiv ausbooten. Es geht vielmehr darum, die Leute dahingehend zu sensibilisieren, dass Online-Buchungen für ein Hotel Mindereinnahmen von gut 15 Prozent im Jahr bedeuten können.» Das mag auf den ersten Blick nicht viel sein, möchte man denken, aber Imboden führt die Umstände gerne weiter aus: «Unsere Sensibilisierungskampagne ist auch ein Aufklärungsversuch. Zum einen dürfen Hotels bis dato keine günstigeren Preise anbieten wie es Online-Mitstreiter machen, zum anderen muss man bedenken, dass ein Hotelbetrieb auch viel Geld in Personal, Renovation und Instandhaltung stecken muss.» Und dann sind da Zahlen, die zu denken geben. Melitta Kronig bestätigt die Meldungen: «2016 wurden gut 70 Prozent aller Online-Buchungen über Booking.com abgewickelt. Was anfänglich nach einem guten Deal zwischen Hotel und Online-Plattform aussah, gerät nun in Schieflage. Die Vormachtstellung der vielen Anbieter im Netz erstarkt zum Nachteil der Hotelbetriebe. Diesen einseitigen Ausschwenker möchten wir mit unserer Aktion wieder ins Lot bringen.»
Wer übernachtet gratis?
Auch politisch ist die Ungerechtigkeit in der Preispolitik ein Thema. Nach der Annahme einer Motion sollen gleich lange Spiesse geschaffen werden, die Ausarbeitung eines Gesetzes ist in der Pipeline. Aber wie bringt man die Kunden dazu, künftig direkt beim Haus «anzuklicken»? Hier kommt der perfekt gespielte Jubel der eingangs erwähnten Testimonials ins Spiel. Wer direkt bucht, nimmt automatisch an einer Verlosung für eine Gratisübernachtung teil. Beatrice Imboden ist stolz, dass in der Stadt Bern mit seinen angrenzenden Gemeinden alle 32 Hotelbetriebe mit im Boot sind. «Während sechs Monaten bietet jedes Hotel pro Monat eine Gratisnacht an», führt Melitta Kronig die Idee aus und sagt voller Überzeugung: «Das ist doch mindestens einen Luftsprung wert.»
Gutes Stichwort, denn die zwei Frauen aus Bern, beide ferienerprobt notabene, sollen für ein stimmiges Bild posieren. Das Motiv liegt auf der Hand: Gratisbon in die Hand und laut «Hurra» rufen, so wie in den Videos. Das Duo Imboden/Kronig fackelt nicht lange. Aus dem «Hurra» wird ein «Wow». Und aus der echten Freude ein Knallerfoto.
Peter Wäch