Daniel Buser (l.) und Andreas Reber auf der Bühne des Kursaals, wo am 28. Februar 2019 die vierte Ausgabe des Spirit of Bern stattfindet

«Spirit of Bern signalisiert: Hier ist die Stadt, die nie schläft»

Zum vierten Mal findet am 28. Februar 2019 der Spirit of Bern im Kursaal statt. Die Stiftungsräte Daniel Buser und UBS-Direktor Andreas Reber freuen sich auf die vierte Ausgabe des internatinalen Forums, das sich diesmal dem Thema Demografie widmet.

Wie fühlen Sie sich, spüren Sie das Alter? Haben Sie etwelche Beschwerden zu beklagen?
Daniel Buser (DB): Es gibt sicher Beschwerden, vor allem am Bewegungsapparat, aber in den meisten Bereichen fühle ich mich im besten Alter. Ich kann jetzt ernten, was ich im Laufe meines bisherigen Lebens gesäht habe, und nächstes Jahr nach meiner Pensionierung als Klinikdirektor an den ZMK Bern werde ich nur noch machen, was mir wirklich Freude macht.

Andreas Reber (AR): Ab und zu knackts hörbar in den Gelenken. Aber sonst geniesse ich die Aussichten auf ein langes Leben.

Ist Älterwerden ein Glück?
DB: Glück nicht unbedingt, aber man muss in jeder Phase des Lebens eine Zufriedenheit anstreben, denn jede Phase ist interessant und spannend.
AR: Älter zu werden ist ein Privileg. Es wird einem bewusst, dass man sich vermehrt auf das Wesentliche fokussieren darf.

Damit sind wir mitten im Thema. Die vierte Ausgabe des Spirit of Berne steht unter dem Begriff «Demografie». Ein schönes Wort, härter ausgedrückt geht es dabei um die künftige Überalterung der Gesellschaft mit den Problemen und vielleicht auch Chancen. Beginnen wir mit den Problemen: Eine Studie der Universität Oxford kommt zum Schluss, dass mit der Überalterung mit weit über einem Drittel der Menschen im Pensionsalter eine Verarmung der Gesellschaft droht.
AR: Diese Aussage ist eine Momentaufnahme und schliesst Lösungen aus, die gefunden werden können. Vor diesem Hintergrund ist der Spirit of Bern die ideale Plattform, mögliche Lösungen zu diskutieren, welche die angedrohte Verarmung verhindern. Vor etwa drei Jahren passierte in der Schweiz etwas Neues: Die Anzahl der Menschen, welche pensioniert wurden, war höher als die Anzahl der Neueinsteiger ins Erwerbsleben. Dieser «Turning Point» ist eine Herausforderung, doch ich bin überzeugt, dass wir dieses neue Zeitalter ohne Verarmung bewältigen werden.

Der Ökonom und Banker hat keine Angst. Was sagt der Wissenschaftler?
DB: Angst ist generell ein schlechter Ratgeber. Beim Spirit of Bern werden wir verschiedene Aspekte diskutieren. Im ersten Teil steht die Arbeitsmarktsituation im Mittelpunkt. Da brauchen wir neue Modelle ohne Altersguillotine, sondern mit einem flexiblen Pensionierungsalter. Im zweiten Teil der Tagung geht es um die ganze Gesundheitsbetreuung, da kann die Wissenschaft viel dazu beitragen. So wird Pflege von betagten Menschen durch Roboter auch ein Thema sein. Im dritten Teil geht es dann um die Finanzierung mit einer hochprominenten Gruppe von Politikern.
AR: Es gibt zwei Trends: Einerseits haben wir die Demografie und andererseits die Digitalisierung. Das bedeutet, dass wir mit weniger Menschen im Arbeitsprozess mehr leisten müssen. Dabei hilft uns die Digitalisierung, welche den Wegfall der Arbeitskräfte ausgleichen kann. Trotzdem werden wir in Zukunft vermehrt darauf angewiesen sein, auch Pensionierte ins Erwerbsleben zurückzuholen.

Viele Menschen über 50 fürchten sich vor der drohenden Verarmung im Alter, doch gemäss der bereits erwähnten Oxford-Studie ist nicht das Geld, sondern der soziale Status massgebend, um im Alter zufrieden und glücklich zu werden. Sind Sie auch dieser Meinung?
DB: Davon bin ich überzeugt. Meine Aktivitäten neben meinem Beruf sind seit Jahren gemeinnützig und ohne Bezahlung. Das Feedback auf diese Tätigkeiten ist mir viel mehr Wert als zusätzliches Geld. Nebenamtliche oder gemeinnützige Arbeiten mit den daraus resultierenden Vernetzungen fördern die Zufriedenheit im Alter.

Vielleicht müssen wir uns weniger über die Probleme der Überalterung der Gesellschaft Gedanken machen, sondern über die Chancen, welche sie uns bietet.
AR: Es geht um das berühmte halbleere oder halbvolle Glas. Ich lebte und arbeitete lange im asiatischen Raum. Dort herrscht die Mentalität «Morgen ist besser». Ich bin überzeugt, dass der Spirit of Bern diese Mentalität auch hier beleben wird.

Ein positiver Spirit, ein Glaube an die Zukunft, der von Bern ausgeht?
DB: Genau! Der Spirit of Bern ist im Unterschied zu anderen ähnlichen Tagungen in der Schweiz einzigartig, weil auch die Wissenschaft mitdiskutiert. Bern als Universitätsstadt ist deshalb der ideale Standort, um den positiven Geist in die Welt hinauszutragen. Ich würde mich sehr freuen, wenn bei der vierten Ausgabe des Spirit of Bern erstmals 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen mit den hochkarätigen Referenten sich intensiv Gedanken über die Zukunft machen und sich darüber austauschen können.
AR: Es gibt auf dieser Welt immer jemanden, der nicht schläft. Mit diesem Satz hat mich Dani Buser überzeugt, dass die UBS beim Spirit oft Bern als Leading Partner mitmacht. Denn wir müssen wachsam sein, damit wir die Herausforderungen der Zukunft meistern können. Der Spirit of Bern bietet die Plattform und das Netzwerk, um wichtige Themen zu diskutieren und Lösungen und Wege zu finden. Dieser Spirit signalisiert der ganzen Welt: Bern ist die Stadt, die nie schläft!

Der Frank-Sinatra-Klassiker muss demnach künftig umschrieben werden: Nicht New York, sondern Bern ist «The City that never sleeps»?
AR: Genau, dank Dani Buser, der mit Leidenschaft und Energie mithilft, nicht nur den Spirit, sondern auch den Standort Bern zu einer Marke zu machen.

Matthias Mast

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