Uwe E. Jocham, Zibelemärit-Liebhaber und künftiger VR-Präsident der Insel gruppe
Am 8. Dezember ist es soweit: Dann ist Uwe E. Jocham neuer Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe. Dem Bärnerbär gewährt der ehemalige Spitzenmanager des global tätigen Pharmaunternehmens CSL Behring und aktuelle Präsident des Berner Arbeitgeberverbandes auch einen Blick in seine Wertewelt.
Bärnerbär: Uwe E. Jocham, am nächsten Montag ist Zibelemärit. Sie sind studierter Apotheker, langjähriger Pharma-Unternehmer, der künftige Präsident der Insel Gruppe und ein versierter Hobbykoch. Wie vielschichtig ist Ihr persönlicher Bezug zur Zwiebel?
Tatsächlich ist die Zwiebel für mich ein besonderes Gemüse. Sie wirkt auch antibakteriell und ist eine bewährte Arzneipflanze. Im Jahr 2015 war die Zwiebel sogar die Arzneipflanze des Jahres des Vereins für Naturheilverfahren. Beim Kochen setze ich Zwiebeln häufig und gerne ein. Sie verleihen den Gerichten Würze und helfen mit, dass Saucen schön sämig werden. Und ja, selbstverständlich mag ich auch den Zibelemärit möglichst würzig.
Auf diesem dürften am Montag über 50 Tonnen Zwiebeln verkauft werden. Ist der Zibelemärit aus den oben genannten Gründen auch ein «Gesundheitsmarkt»?
Genau! Vor allem, wenn wir die Zwiebeln betrachten und das frühe Aufstehen. Nicht alle Elemente des Zibelemärits sind wirklich gesund. Aber der Genuss, die Lebensfreude und die sozialen Kontakte sind für die Menschen genauso wichtig wie die gesunde Ernährung. Deshalb muss man am Zibelmärit nicht unbedingt nur auf die Vitamine achten und jede Kalorie zählen.
Welchen Stellenwert haben die Arzneipflanzen in der Pharmabranche?
Einen viel grösseren als viele denken. Die moderne Forschung versucht, von der Natur zu lernen. In der Biotechnologie und Biopharmazie setzen viele Hightech-Lösungen und Methoden auf Grundsubstanzen, die von natürlichen Organismen – da schliesse ich den menschlichen Organismus mit ein – hergestellt werden.
Sie sind ein bekennender Fan von Traditionen. Ist es, weil Ihnen diese einen Ausgleich zu Ihren verantwortungsvollen Aufgaben im Berufsleben bieten?
Nein. Ich schätze die Traditionen, weil sie einen wichtigen Teil meiner Wertewelt und damit auch meiner Persönlichkeit bilden. Familiäre, lokale und regionale Verbundenheit sowie starke Wurzeln sind mir nicht nur in meiner Freizeit sehr wichtig. Aus den Wurzeln heraus und der Liebe zu den Menschen schöpfe ich meine Kraft. Brauchtum ist meiner Meinung nach viel mehr als Folklore. Besuchen Sie mal ein Schwingfest im Berner Oberland oder einen Kuhkampf im Wallis. Sie werden sofort erkennen und spüren, was ich meine.
Ihre Kindheit verbrachten Sie in Frankfurt, die Jugendjahre in München. Insbesondere in Bayern haben Sie viele Traditionsanlässe kennengelernt. Ist der Zibelemärit mit einem dieser Anlässe zu vergleichen?
Durchaus. Ich denke da an die berüchtigte Starkbierprobe auf dem Nockherberg in München. Immer zur Fastenzeit werden dort Politiker von einem Fastenredner und dem Singspiel-Team durchaus heftig kritisiert und parodiert. Das sogenannte Politiker-Derblecken spielt dabei direkt vor den zum Teil äusserst scharf angegangenen Politikern wie Angela Merkel oder Horst Seehofer. Das sorgt für Adrenalin, Emotionen und fast immer für bundesweite Aufmerksamkeit. Beim Zibelemärit-Anlass der Berner Stadtschützen – diese verleihen einer verdienten Berner Persönlichkeit jeweils den Titel des «Oberzibelegrings» – kommentiert ein Weibel in seiner Rede das Tun der Berner Politiker ebenfalls in einer satirischen Form. Das gefällt mir sehr.
Würde etwas mehr Parodie der Berner Politkultur guttun?
Ja. Denn wer witzig kritisiert und hinterfragt, fördert den Diskurs. Und Humor kann auch in der Politik nicht schaden. Sehr akzentuiert sind auch die Eröffnungsreden an der BEA. Das finde ich gut so.
Bald sind Sie vielleicht ebenfalls Thema solcher Parodien. Am 8. Dezember 2017 werden Sie zum Präsidenten der Inselgruppe gewählt und damit zu einer besonders wichtigen Person auf dem Platz Bern. Seit Oktober sind Sie in Ihrer neuen Funktion tätig. Die abschliessende Frage liegt auf der Hand: Welches wird in den kommenden Monaten Ihr präsidiales Hauptaugenmerk sein?
Ich will die Insel Gruppe auch von innen heraus stärken. Wir brauchen eine gemeinsame Vision und Identifikation, um selbstbewusst und geeint auftreten zu können. Wir haben hervorragende Akteure und sind viel mehr als bloss ein Konglomerat von Spitälern, Instituten und verschiedenen weiteren Organisationen. Wenn wir den Teamgeist optimieren, wird unser Zusammenspiel noch besser ausfallen. Davon bin ich überzeugt. Und sehen Sie, auch bei der Insel geht es um Werte und Traditionen: Anna Seiler startete das Inselspital nach einer Pestepidemie 1354 aus purer Nächstenliebe mit dreizehn Betten. Mit ihrer Idee und ihrem Wirken soll sie uns «Insulanern» stets ein Vorbild sein.
Dominik Rothenbühler