Die erste Schulwoche war geprägt von den aktuellen Schutzmassnahmen. Vanessa Volken, Kindergärtnerin, und Primarlehrer Sebastian Grünig erzählen von den Erfahrungen der erste Woche im Klassenzimmer.
Auf den ersten Blick versprüht der Pausenplatz die öde Tristheit der letzten Wochen. Einsame Ping-PongTische, ein leeres Klettergerüst, daneben ein liegengelassenes Trottinett. Letzteres verrät: Bis vor ein paar Stunden war alles anders hier. Die Schülerinnen und Schüler der Unterund Mittelstufenklassen sind zurück. Sie tobten herum – immer unter den wachsamen Augen der Lehrpersonen. Denn noch ist jeglicher Körperkontakt – sprich Fangen- oder Fussballspielen – nicht erlaubt. Sebastian Grünig unterrichtet als Klassenlehrer die Fünft- und Sechstklässler. Für viele Kinder ist es wichtig, dass sich der normale Schulalltag wieder einpendelt. Normal? «Die Stimmung unter den Kindern ist sehr gut. Sie halten sich verständnisvoll an die Massnahmen. Aber ich muss sie immer wieder daran erinnern, dass sie einander nicht berühren dürfen», beschreibt Grünig die Situation. Das beginnt bereits beim Morgenritual: Die ersten Gruppen kommen um 8.10 Uhr, die nächsten gestaffelt bis um 08.25. Dann gilt: Jacke aufhängen, Hände waschen, Pult desinfizieren und selbstständiges Arbeiten, bis die Quo vadis, Schulunterricht? Sebastian Grünig und Vanessa Volken. Fotos: Alexandra Schürch letzten eingetroffen sind. Danach erst beginnt der Unterricht. Im Kindergarten von Vanessa Volken spielt sich das Ganze ähnlich ab. Sie öffnet die Türen früher und lässt sie offen, damit niemand die Klinke berühren muss. Die Angebote mit gemischten Klassen wurden gestrichen, die Benützung des Gartens ist nur gestaffelt möglich. Die Hygieneregeln halten die Kinder gerne ein: «Das regelmässige Händewaschen wird den Kindern spielerisch vermittelt», erzählt die Kindergärtnerin und ergänzt: «Obwohl sich viel geändert hat, versuche ich, den Alltag für die Kinder möglichst normal zu gestalten.»
Distanzregel vs. Unversehrtheit
Schwierig hingegen ist das Einhalten des empfohlenen Abstands: «Für Kinder, die in vielem noch Unterstützung brauchen, sind zwei Meter Abstand zu viel», erklärt Volken. Das beginne beim Trösten, Schneiden, Kleben und ende beim Schuhe binden und Reissverschluss schliessen. Ähnlich zwiespältig erlebt Grünig den Werkunterricht: Welche Sicherheit geht vor, wenn die Schüler an der Säge- oder Bohrmaschine arbeiten? Der Vizepräsident der Regionalkonferenz Bildung Bern sagt dazu: «Viele Massnahmen können in der Praxis nur bedingt umgesetzt werden. Wir erwarten, dass die nun gesammelten Erfahrungen für die Massnahmen im Fall einer zweiten Covid-Welle miteinbezogen werden – und dann bitte gesamtschweizerisch einheitlich, ohne Flickenteppich-Regelwerke auf Gemeinde-Ebene.» Obwohl die Präsenz im neuen Schulalltag immens ist – so müssen die Lehrpersonen auch in den Pausen im Freien für die Einhaltung der Distanzregeln sorgen – sind Volken und Grünig glücklich, den Kindern wieder persönlich zu begegnen. «Es war eine Gratwanderung, die Kindergartenkinder während des Lockdowns mit Aufgaben zu versorgen und gleichzeitig die Eltern nicht zusätzlich zu belasten», erinnert sich Volken. Für Grünig war der Fernunterricht ausserdem eine spannende Herausforderung: «Die Umstellung auf den Digitalbereich war für alle Beteiligten eine enorme Belastung, hat mich und die Schüler aber auch vieles gelehrt. Ich hoffe, dass die neu erlernten Kompetenzen zukünftig in den Schulunterricht einfliessen werden.» Eines ist sicher: Das Thema Corona ist omnipräsent und wird es wohl noch eine Weile bleiben.
Regina Münstermann