Img 2030

Via Zeitungsinserat hat sie die Liebe ihres Lebens entdeckt

Als sie das Jobangebot sah, wusste sie: Das ist es! Stefanie Eigenmann, die Stadtbernerin, hat in Frankreich eine Ruine in ein Hotelbijou verwandelt. Und will dort nie wieder weg.

Ardèche – das ist eine wildromantische südfranzösische Provinz westlich der Rhone und oberhalb der Provence. Namensgeber ist der bei Kanuten und Wasserfreunden beliebte stark zerklüftete Fluss. Im Süden dieser naturbelassenen Weinbauregion liegen der kleine, aus dem 3. Jahrhundert stammende Touristenort Ruoms, und an dessen Rand, inmitten eines 5 Hektaren grossen Parks, das Hôtel Savel. Noch vor wenigen Jahren handelte es sich um ein heruntergekommenes Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert mit Auberge und Bierbrauerei. Bis es von der damals 31-jährigen Bernerin Stefanie Eigenmann entdeckt und innert einem Jahr zur Perle der 3-Stern-Hotellerie renoviert und in Betrieb genommen wurde. Wie es dazu kam? Ursprünglich Bäckerin/Konditorin, absolvierte Stefanie Eigenmann 2011 die Hotelfachschule Thun. Und noch bevor ihre Prüfungsresultate bekannt waren, entdeckte sie durch ein Inserat ein Jobangebot als Hotelmanagerin in der Ardèche, ging hin und wusste gleich: Das ist genau das, was ich gesucht habe! Die mutige junge Frau – und seit Kindheit Frankreich-Liebhaberin – wanderte aus, fand per Zufall 2016 das Anwesen in Pacht, beschloss es zu übernehmen und richtete es modern und stilvoll ein. Am 10. März 2017 wurde das Hotel Savel neueröffnet und, Stefanie hat ein ausgeprägtes Kommunikationstalent, rasch zum beliebten Feriendomizil für Naturliebhaber aus Frankreich, Belgien und der Schweiz.

Im Ausland und als junger Mensch so etwas anpacken … was war Ihr Antrieb?
Ich erkannte das Potenzial der schönen Lage, des romantischen grossen Parks und der stilvollen Architektur. Aussen ein Bijou, waren das Innere des Hauses, die Technik und das Ameublement allerdings im erbärmlichen Zustand. Dass ich es wagte, war eine intuitive Handlung. Ich fühlte die Chance, an diesem fantastischen Ort meinen Traum und meine Vorstellung zur Hotellerie zu leben: zu beherbergen, meine Gäste glücklich zu machen.

Gibt es dafür ein Rezept?
Sicher, vorausgesetzt man hat auch die entsprechende Einstellung. Gutes Beherbergen bedeutet, zu allen Gästen eine Beziehung aufzubauen, ihre Bedürfnisse zu erfragen und zu erkennen, und ihnen mit individuell passenden Tipps zur Erholung und zu erfüllenden Ferienerlebnissen einer Region zu verhelfen. Hier in der Ardèche gibt es Schönheit ohne Ende zu entdecken, in der Natur, historisch, kulturell, kulinarisch und natürlich im Sport.

Kann man für Ihr Hotel typische Zielgruppen defnieren?
Bezüglich Generation oder «Kaufkraft» nicht. Unsere Gäste sind Jüngere, Paare mit Kids und ältere Leute, oft Stammgäste, und unsere Zimmerpreise um 115 Franken sind erschwinglich. Andererseits eignen sich Ferien bei uns wirklich nur für Menschen, die die Natur lieben, gerne raus gehen. Wer shoppen will, ist hier – ausser es handle sich um die typischen Märkte Südfrankreichs – weniger gut bedient. In Ruoms gehts um Energietanken, Bewegung, Sport. Klettern, wandern, biken, reiten, Kanu fahren, schwimmen und genussvolle Entspannung.

… und wohl auch ums Essen …
Absolut, c’est la France! Unser Restaurant ist auf Tripadvisor die Nr. 1 der Ardèche, auch dank unseres renommierten Chefkochs Jérémy. Im Einzugsgebiet sind wir auch bei Einheimischen das beliebteste Restaurant.

Die 16 Zimmer und der Park sind im Top-Zustand. Alle Ziele erreicht?
(Lacht) Oh nein. Wir hatten zwar den in Frankreich extrem brutalen Lockdown zu bewältigen, das kostete mich enorme Kraft, doch nun sind wir wieder auf «100». Im kommenden Winter werden zwei weitere Zimmer eingerichtet , und dann sind da noch viele Ideen, das Savel weiter auf Nachhaltigkeit zu optimieren. Auch der fünf Hektaren grosse Park gibt uns noch Aufgaben, etwa in der Förderung der Biodiversität. Es ist ein Lebensprojekt, ich bin gekommen, um zu bleiben.

Macht die Hôtellière und Touristikerin Eigenmann auch mal Ferien?
Schon lange nicht mehr. Ich bin einmal im Jahr in Bern, und wenn wir verreisen, dann auch, wie unlängst in Portugal, um ähnliche Hotelprojekte anzuschauen und um Impulse einzuholen. Der gute Tourismus ist nie zu Ende gedacht.

Lahor Jakrlin

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge