Vor dem Grosserfolg gab es zunächst mal eins aufs Maul

Yves Jaquillard (34) singt im angesagten Männerchor Heimweh und besetzt mit den Kollegen und dem Album «Blueme» Platz 1 der Hitparade. Der Berner Giel, der in Schönbühl lebt, ist eine Stimme des Chor-Projekts vom Musikproduzenten Georg Schlunegger. Seine Karriere begann mit einem Eklat.

Auf Wohnungssuche in einem etwas verschachtelt angelegten Quartier in Schönbühl bei Bern. Hier wohnt Yves Jaquillard seit drei Jahren und erwartet uns zum Interview. Als wir endlich im Eingang stehen, ruft er von Weitem: «Eifach ufecho!» Das «Willkommen» des Sängers wird von weichen, aber wummernden Bassklängen seiner Stereoanlage begleitet. In der Wohnstube folgt das «Hallo» von Yves‘ Freundin Mina, die im Hotelgewerbe tätig ist. Sie hat es sich auf dem Sofa bequem gemacht und meint mit einem Augenzwinkern: «Anstrengendes Wochenende. Heute werde ich bekocht.» Ihr Partner steht in der offenen Küche und bereitet das gemeinsame Znacht vor. Der 34-Jährige kocht leidenschaftlich gerne, sagt aber auch: «Gemeinsam mit meiner Freundin in der Küche brutzeln, das geht für uns beide nicht.» Was er zaubern wird, weiss er noch nicht: «Ich bin der spontane Koch und es kommt in den Topf, was es hat. Ein Essen muss für mich in erster Linie frisch zubereitet und gesund sein.»

Bern immer treu geblieben

Yves Jaquillard macht einen gesunden Eindruck mit seinem trainierten Body und dem Dreitagebart. Ein «Bueb us de Bärge», so wie im gleichnamigen Heimweh-Hit. Yves’ Schweizer Pass, der Nachname kündigt es an, verweist nach Rougemont im Kanton Waadt. «Ich bin aber in Biglen im Emmental aufgewachsen», präzisiert der gelernte Metallbauer, der als technischer Berater für die RohrMax AG arbeitet. In Bern wurde er dann jedoch heimisch. Mit einem Schmunzeln verrät er: «Ich bin öfters umgezogen, aber immer im Kanton Bern geblieben.» Die Lust am Singen entdeckte Yves früh. «Ich war acht Jahre alt, als ich Gesangsunterricht nahm», erinnert er sich nun. «Das war bei Erika Kipfer, einem slowakischen Popstar im Musikhaus A1 in Lyssach.» Erste gelungene Auftritte bestritt der junge Sänger mit 12 Jahren an Hochzeiten, an der BEA oder an der legendären Bärnerbär-Liveshow. «Ich sang die Hits aus den 80er- und 90er-Jahren. Diese Songs liebe ich auch heute noch», erzählt Yves mit einem Funkeln in den Augen. Mit den Liedern von Heimweh geht Jaquillard in eine musikalische Richtung, die ihm liegt. «Ich war zuerst skeptisch, denn ich hatte praktisch keine Erfahrung mit Folklore», gibt der Solo- und Chorsänger unumwunden zu. «Aber Georg Schlunegger versteht es souverän, volkstümliche Klänge mit melodiö- sem Pop zu vereinen. Ich fühle mich in diesem Metier sehr wohl.»

In der Musikgruppe Zuhause

13 Männer aus der ganzen Schweiz singen im Heimweh-Projekt, Yves ist einer von drei Bernern. Bei Bühnenauftritten sind es sieben bis acht «Giele», die das Publikum unterhalten. Die aktuelle Scheibe «Blueme» von Heimweh ist auf Platz 1, das Debutalbum hält sich seit über einem Jahr in den Charts. «Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zueinander», umschreibt Jaquillard den Teamgeist im Kollektiv. Intensiv war auch das «Together» in der Berner Männergruppe Phenomen. «Ich kam 2010 zu den Jungs und wir hatten eine tolle Zeit», schaut Yves in die jüngere Vergangenheit zurück. «Ich werde im Frühling 2018, wenn Phenomen ihr letztes Konzert geben, als Gast auftreten.»

Karrieknick wegen Musicstar

Die musikalische Karriere von Yves Jaquillard geht indes noch weiter zurück: Er schaffte es in der ersten Staffel der Schweizer Castingshow «MusicStar», unter anderem mit dem Seal-Hit «Love‘s Divine», unter die Finalisten. Dann kam das Aus durch Jurymitglied H. Elias Fröhlich, der ihn kaltschnäuzig abkanzelte: «Du bist zu eingebildet!» Heute, 14 Jahre später, sieht es Yves genauso: «Ich war ein Landjunge und konnte mit dem ganzen Hype um meine Person nicht umgehen. Fröhlich hatte recht!» Dass der Mann mit Erfolg heute anders umgeht, beweist er im Gespräch mit dem Bärnerbär auf sympathische Weise. Die Auszeichnungen, darunter ein Prix Walo für Phenomen und zwei Swiss Music Awards für Heimweh, hat er sogar «es bitzli» versteckt in seinem Zuhause. «Musik ist ein grosser Teil in meinem Leben», schwärmt Yves und zeigt uns die obere Seite seiner Fingerknöchel: Auf der einen Seite steht «Love», auf der anderen sind Noten abgebildet. Wer den Sänger Yves als DJ erleben möchte, muss nach Bern oder Biel in den Gaskessel pilgern. «Mein Name am Plattenteller ist Rico Loco», lässt uns das Musikertalent wissen, «Rico ist mein zweiter Vorname und ‹loco› ist spanisch und bedeutet ‹verrückt›. Das passt!»

Peter Wäch

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