Sommer, endlich! Für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Das Leben findet wieder draussen statt: im Garten, im Pop-up-Café oder, für Bernerinnen und Berner ganz klar, am Ufer der Aare.
Was für die Seele eine Freude bedeutet, ist für die Haut oft eine grosse Herausforderung. Gerade jetzt in der heissesten Zeit des Jahres, wenn wir sie stundenlang UV-Strahlen aussetzen und sie damit arg strapazieren. Doch wie geniesst man ungetrübte Stunden an der Sonne ohne «Brönner»? Welcher Lichtschutzfaktor bei Sonnencrèmes ist der richtige, und welche Rolle spielt der Hauttyp? Der Bärnerbär hat sich mit Dominic Guillet, Eidg. dipl. Apotheker FPH und Leiter der Bümpliz-Apotheke Dr. Gurtner AG, unterhalten und sich bei ihm wertvolle Tipps geholt, damit der Einstieg in den Sommer ohne unerwünschte Nebenwirkungen gelingt.
In der Sonne liegen und damit Vitamine tanken ist grundsätzlich eine gute Sache, oder?
Grundsätzlich ist es eine gute Idee, Sonne zu tanken, unter der Voraussetzung, dass man die entsprechenden Massnahmen und Vorkehrungen trifft.
Wann ist es mit dem «Sünnele» zu viel respektive wie viel Sonne vertrage ich pro Tag und Woche?
Eine pauschale Beurteilung ist schwierig. Je nach Hauttyp und Sonnenstärke kann dies stark variieren. Für das Vitamin D können schon 5 bis 30 Minuten genug sein.
Wie schlimm ist ein Sonnenbrand wirklich?
Ein Sonnenbrand begünstigt das Auftreten von Hautkrebs, der gemäss Statistiken die am meisten zunehmende Krebserkrankung ist.
Welche Rolle spielt der Hauttyp?
Ein heller Hauttyp neigt eher zu einem Sonnenbrand als ein dunkler. Es ist deshalb nicht empfehlenswert, sich ungeschützt an die Sonne zu legen, man riskiert so starke Hautschäden. Als Beispiel kann man die Taxifahrer in südlichen Ländern erwähnen, die (häufig) auf der Fenster Seite stärker der Sonne ausgesetzt sind, diese haben häufig einseitig stärkere Hautschädigungen.
Wie finde ich heraus, welchem Hauttyp ich angehöre?
Generell werden sechs Stufen unterschieden, von sehr hell bis ganz dunkel. Das Pigment Melanin ist beim Menschen für die Färbung der Haut verantwortlich und definiert den Hauttyp. Es wirkt auch als natürlicher Sonnenschutz. So ist es verständlich, dass beispielsweise ein Feldarbeiter in Uganda weniger Sonnenschutz-Vorkehrungen trifft.
Riskiere ich mit vier, fünf «Brönner» pro Jahr tatsächlich schon Hautkrebs?
Ja, das kann man so sagen, dieses Risiko besteht.
Die Auswahl an Sonnencrèmes in Fachgeschäften ist riesig. Welche ist denn am besten?
Es gibt in der Tat zahlreiche verschiedene Typen von Sonnencrèmes. Von welcher Firma der Sonnenschutz produziert wird, ist von zweitrangiger Bedeutung. Wichtig scheint mir, dass man sich in einem Fachgeschäft beraten lässt. Dort erfährt man auch, welche Art organischer oder anorganischer Filter ein Sonnenschutz beinhaltet.
Welchen Schutzfaktor empfehlen Sie?
Auch hier ist es schwierig, eine pauschale Antwort zu geben, entscheidend ist der Hauttyp und ebenso die Höhenlage. Die Schweizer Krebsliga empfiehlt einen Schutzfaktor nicht unter 30.
Wie viel Zeit brauchen die Sonnencrèmen, um zu wirken, bevor ich baden gehen kann?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Schutzfilter sofort wirken, aber optimal ist es, sich 20 bis 30 Minuten vor dem Sonnenbad einzucrèmen.
Sind Sonnencrèmes wirklich wasserfest oder muss ich nach dem Baden nachcrèmen?
Steht in der Schweiz «wasserfest» auf einer Packung, stimmt das, denn hierzulande ist dies ein definiertes Qualitätssiegel. Normale wasserfeste Crèmes verlieren auch nach zweimal 20 Minuten baden wenig von ihrer Wirkung. Bei extra wasserfesten Crèmen ist dies sogar für vier Badegänge zu 20 Minuten der Fall.
Was halten Sie von Sonnenöl?
Das ist eine Frage der Vorliebe. Ich persönlich verwende kein Öl, aber auch Öl kann durchaus funktionieren, sofern es den richtigen Schutzfaktor aufweist. Kosmetische Öle ohne Schutzfaktor sind nicht zum Sonnen geeignet. Öl ist ein Trägerstoff für Farbpigmente.
Ich habe eine Suppe und einen Salat zu Mittag gegessen und möchte dreissig Minuten später in die Aare. Ist das vernünftig?
Diesbezüglich gibt es verschiedene Empfehlungen und man lässt am besten den gesunden Menschenverstand walten. Essen Sie nicht gerade ein schwer verdauliches Fondue, sollten eine Suppe und ein Salat kein grosses Problem darstellen.
Werde ich wirklich auch im Schatten braun?
Ja. Am Schatten gibt es aber weniger UV-Strahlen und die Haut nimmt weniger Schaden. Sie werden weniger schnell braun, können aber länger bleiben, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren.
Was unternehme ich, wenn ich einen Sonnenbrand erlitten habe?
Wichtig ist in diesem Fall, die Haut gut zu pflegen und feucht zu halten. Es gibt verschiedene Mittel, die anzuwenden sich empfiehlt. Auf jeden Fall muss man sich nicht der Sonne aussetzen, sondern am Schatten bleiben.
Ich habe mich eingecrèmt und bin nach einer Woche am Meer schön braun. Alles tiptop also, oder?
Schön, ja. Aber es empfiehlt sich trotzdem, den Körper nach wie vor richtig einzucrèmen, das ist zwingend, obwohl sich die Haut langsam an die höhere Exposition gewöhnt.
Wie lange dürfen Kinder an einem warmen Sommertag im und am Wasser spielen, ohne dass sie einen Hitzeschlag riskieren? Und wie schützt man sie am besten?
Kinder müssen mit wasserfester Sonnencrème geschützt werden. Die Thermoregulation ist bei Kindern sehr wichtig. Es empfiehlt sich zudem, die Kinder mit einem Hut zu schützen und sie zwischendurch immer wieder an den Schatten zu nehmen.
Wie viel sollte ich an einem heissen Tag in der Badi trinken? Und liegt auch mal ein Bierchen vor dem Aaregang drin?
Tendenziell sollte man mehr Flüssigkeit zu sich nehmen als an Tagen ohne Sonnenbad. Zwei bis zweieinhalb Liter sollte man trinken. Gegen ein Bier ist generell nichts einzuwenden, aber Alkohol und fliessende Gewässer sind sehr vorsichtig zu geniessen.
Wie schlau ist es, während ich an der Sonne liege, ein, zwei kalte Bierchen zu trinken?
Ausschliesslich Alkohol zu trinken ist keine gute Idee in der Hitze. Man sollte sehr massvoll damit umgehen.
Was mache ich, wenn ich einen Sonnenstich oder gar einen Hitzschlag erlitten habe?
Es empfiehlt sich, einen Arzt oder eine Ärztin zu kontaktieren. Allgemein sollte die Person an einen kühlen Ort gebracht werden, Oberkörper hoch lagern und Flüssigkeit zuführen.
Pierre Benoit