Wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen schonungslos den Staub auf dem Glastisch offenlegen, kommt die Zeit für den Frühlingsputz. Gisela Ryter, stellvertretende Geschäftsführerin des Berner Reinigungsunternehmens Gafner Reinigungen AG, erzählt aus ihrer Praxis.
Gisela Ryter weiss, wovon sie spricht, denn sie befasst sich seit zwölf Jahren beruflich mit dem Schmutz anderer Leute – und hat sichtlich Spass daran! Denn das Resultat lässt sich nach getaner Arbeit ihrer zahlreichen «Sauberkeitsengel» sehen. Der traditionelle Frühlingsputz, bei dem Wohnungen und Häuser jährlich fast ganz geräumt werden, war lange Zeit kaum mehr opportun. «Das hat sich in letzter Zeit wieder geändert, wir haben vermehrt Aufträge», stellt Gisela Ryter fest. Mieter und Hauseigentümer lassen sich in den Monaten März bis Mai vor allem Fenster, Storen, Wintergärten, Küchen und sanitäre Anlagen vom Profi reinigen. Besonders «empfindliche» Stellen in der Küche seien Dampfabzug, Backofen und Kühlschrank. «In den Nasszellen müssen Plättli und Armaturen entkalkt und die Toiletten grundgereinigt werden», so die Expertin. Dabei müssten Kalkringe und -rückstände entfernt und Spülkästen von innen sorgfältig gesäubert werden.
Messy-Wohnungen – Tendenz steigend
Gisela Ryter erinnert sich an den Auftrag für eine Wohnungsräumung. «Die Immobilienverwaltung bereitete uns auf eine heikle Arbeit vor. Die Wohnungstür liess sich bloss einen Spalt breit öffnen, die Räume waren mit Abfall, Papier und allerlei Gegenständen gerammelt voll, die Insekten flogen uns entgegen. Da musste vorgängig ein Spezialist für Schädlingsbekämpfung, der sogenannte Kammerjäger, seine Arbeit verrichten. Nach einer Woche durften wir schliesslich die Wohnung in Schutzanzügen und Kohlefiltermasken betreten und vorerst einmal vollständig entrümpeln. Erst danach ging es an die Reinigung und die Verwaltung konnte entscheiden, was saniert werden musste!» Solche Messy-Wohnungen seien in letzter Zeit leider keine Seltenheit mehr, stellt Gisela Ryter nachdenklich fest. Was rät die Reinigungsexpertin sonst für den Frühlingsputz? «Grössere Fensterfronten sollten nicht bei tiefen Aussentempe – raturen geputzt werden. Wir reinigen diese aussen mit demineralisiertem Wasser, dem sogenannten Osmosewasser. Bei Temperaturen unter zehn Grad trocknen die Scheiben kaum, zurück bleiben ‹Schliergen› und die Kunden glauben dann, wir hätten nicht sauber gearbeitet», erzählt Gisela Ryter. «Mithilfe einer Carbonstange und mit einem Aquaclean-Gerät reinigen wir Festverglasungen bis zu zwanzig Meter über Boden.» Am meisten Sinn mache eine Fensterreinigung eigentlich erst nach Abklingen des Blütenstaubs gegen Ende Mai. Weiter warnt Gisela Ryter vor zu aggressiven Reinigungsmitteln, wenn noch nicht bekannt sei, was damit genau geschehe. «Probieren Sie es zuerst mit schonenden Putzmitteln!» In ihrer Vierzimmerwohnung in Wimmis praktiziert Gisela Ryter während des ganzen Jahres «Frühlingsputz»: Jede Woche samstags «ein bisschen, dafür regelmässig, damit ich nicht im Frühjahr die grosse Reinigungswelle bewältigen muss!»
Peter Widmer