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Wer schiesst in Zukunft Babeli und Kränze?

Kegeln ist in der Schweiz vom Aussterben bedroht. Ähnlich wie beim Jassen oder Platzgen, begeistern sich immer weniger Junge für diesen faszinierenden Sport, der technisch hohe Anforderungen stellt.

So kämpft auch der Berner Kegel Klub, vor 159 Jahren gegründet, mit einem Mitgliederschwund. Der Verein ist eine der ältesten Vereinigungen in der Bundesstadt, wie der ehemalige «Bund»-Chefredaktor Walter Egger – er war selbst ein begeisterter Kegler – in seinem Buch zum 150-Jahr-Jubiläum des Klubs festgehalten hat.
Mittlerweile ist der Verein tatsächlich in die Jahre gekommen. Musste man einst die Mitgliederzahl auf 30 Personen beschränken, sind heute bei den regelmässigen Treffen oft weniger als zehn aktive Kegler anwesend. Aktivmitglied Peter Schiltknecht: «Früher haben wir uns einmal wöchentlich getroffen, jetzt wird alle 14 Tage im Restaurant Tre Solo Tre an der Bümplizstrasse 12 zur Kugel gegriffen. Es trifft zu, dass vor hundert Jahren, ähnlich wie im Lions-, Rotary- oder Ambassador-Club, mehrheitlich die High Society im Berner Kegel Club aktiv war. Doch heute ist das viel offener geworden.»
Ein Blick auf die Mitgliederliste von anno dazumal und auch von heute zeigt, dass vor allem in den oberen Schichten oft und gerne gekegelt, die Kameradschaft und die Geselligkeit gepflegt wurde. So erfährt man beispielsweise, dass Krompholz
– Musikalien-Handlung im Jahr 1863 zu den Gründern zählte, später Persönlichkeiten wie Bundesrat Jakob Dubs, die Kaufleute J. und C.A. Ciolina, Oberzolldirektor Hermann Suter, Apotheker Walo Hörning, Stadtpräsident Hermann Lindt, Regierungsrat Rudolf von Erlach, Polizeikommandant Kurt Kessi und Gemeinderat Marco Albisetti die Kugel oft und gerne rollen liessen.
Auch heute liest sich die leider kürzer gewordene Mitgliederliste wie ein Who is Who. Guy Emmenegger, ehemaliger Grossratspräsident, Peter Schiltknecht, früher Direktor des Hotels Bern, Klaus Künzli, Ex-Präsident von Gastro Suisse, oder Markus Lergier, ehemals Direktor von Bern Tourismus, pflegen regelmässig diesen traditionsreichen Sport – und sind auf der Suche nach Kollegen, damit schon bald einmal das 175-Jahr-Jubiläum gefeiert wer-
den kann.

Pierre Benoit

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