Porträt 3013

Wie ein misslungenes Selbstporträt zum Star wird

Porträt 3026

Otto Waalkes stellt im Kornhausforum in Bern seine Gemälde aus. Dem Bärnerbär erklärt er, weshalb Kunst nicht elitär sein muss und was hinter dem Ottifanten steckt.

Sie haben am Freitagabend in Bern im Kornhausforum die Bühne gerockt. Was war Ihr persönlicher Höhepunkt des Abends?
Als der ganze Saal mit mir «Bin ein kleiner Friesenjunge» gesungen hat. Das glaubt mir doch zuhause keiner.

Wie haben Sie die malenden Berner Musiker, das gemeinsame Jammen erlebt?
Flexibel und taktvoll. Diese Band war wirklich zauberhaft und ist sofort auf alles eingestiegen was ich vorgeschlagen habe. Dass so viele Musiker in der Schweiz so gut malen können – oder umgekehrt, das war schon eine Überraschung.

Sie haben Zollikofen in einem Ihrer Lieder erwähnt. Kennen Sie den Ort?
Ich hatte nach einem besonders attraktiven Reiseziel in der Umgebung gefragt – und auf «Zollikofen» lässt sich ja gut reimen.

Musik oder bildende Kunst? Wofür schlägt Ihr Herz stärker?
Otto Waalkes: Beides verlief bei mir von Anfang an parallel. Ich habe schon immer gezeichnet und Musik gemacht. Mit zwölf bekam ich meine
erste E-Gitarre und 1964 trat ich erstmals mit meiner Band «The Rustlers» (Anmerkung der Redaktion: Deutsch für «Viehdiebe») auf. Ich war Leadsänger und Leadgitarrist zugleich.

Nach dem Gymnasium gingen Sie an die Kunsthochschule in Hamburg, was haben Sie dort gelernt?
Ich habe das Metier von der Pike auf gelernt. Altmeisterliche Schichtenmalerei, die Malerei mit Öl und Acryl, das Aquarellieren und vor allem das Zeichnen. Meine Lehrer waren Hyper- und Surrealisten wie Hans Tiemann oder Konrad Hausner.

Was bedeutet Kunst für Sie persönlich?
Kunst ist für mich die höchste Beanspruchung des Geistes ohne körperliche Strapazen. Ich kann stundenlang malen. Während mir auf einer Beerdigung nach einer halben Stunde die Beine einschlafen. (lacht)

Spielte Kunst in Ihrem Elternhaus eine Rolle?
Ja, klar. Mein Vater war ja Malermeister. Wir haben viel zusammen gezeichnet.

Den ersten Ottifanten schufen Sie bereits als Schüler. Warum ein Elefant? Ist das Ihre Identifikationsfigur?
Ich war etwa elf Jahre alt als ich den ersten Ottifanten gezeichnet habe. Es war ein missglücktes Selbstporträt. Die Nase ist zu lang geraten, die Ohren sind zu gross geworden, die Proportionen stimmten nicht…So ist diese Figur entstanden.

Ihr Ottifant sagt auf einem Bild «I love Bern». Was genau liebt der Ottifant/Otto an dieser Stadt?
Das Panorama bei klarer Sicht mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Das erinnert mich so an meine Heimat: «Denkt Euch mal die Alpen weg: Was dann bleibt, das ist mein Deich.» Ich bin ja nicht zum ersten Mal in Bern und bestimmt auch nicht zum letzten Mal – im Kursaal bin ich schon häufig aufgetreten. Den Zibelemärit habe ich leider knapp verpasst.

In Ihrer Malerei taucht der Ottifant unter anderem auch in Gemälden von Altmeistern auf…
Der Ottifant wird in der abendländischen Kunstgeschichte ja ein bisschen vernachlässigt. (Lacht). Ich zitiere die Altmeister nicht, ich parodiere sie. Ein bisschen provozieren darf das schon. Allerdings nähere ich mich den Originalen mit viel Respekt. Dabei setzte ich nicht nur den Ottifanten sondern auch mich selbst ins Bild und versuche die jeweilige Technik zu übernehmen. Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg, Monet, Manet – die Liste an denen ich mich abarbeite ist lang.

«Das Berner Panorama erinnert mich so an meine Heimat: Denkt Euch mal die Alpen weg: Was dann bleibt, das ist mein Deich.»

In ihrer Komik erkennen manche hinter der «Blödelei» das Politische. Steckt etwas davon auch in Ihrer Malerei?
Das muss der Betrachter schon selbst beurteilen. Ich bin sicher kein Agitator oder Weltverbesserer.

Auf Ihren Gemälden gibt es auch Star Wars Motive? Sind Sie ein Trekkie?
Ja, absolut. Mich fasziniert die Langlebigkeit dieses Genres. Und natürlich die tollen Figuren. Die Figur des Bösewichts Dark Vader gefällt mir besonders gut. Ich habe aber auch andere Charaktere aus Star Wars gemalt.

Kunstszene ist oft elitär. Akzeptiert man Sie als malenden Komiker?
Ich bin mir nicht sicher, dass Kunst noch etwas Elitäres ist. Denken Sie doch mal an Bansky, den britischen Streetart Künstler. Das ist doch nicht elitär, was der macht. Bisher läuft es bestens. Ich habe zurzeit eine grosse Ausstellung mit 150 Bildern in Hamburg im Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) am Laufen, die mein bildnerisches Schaffen würdigt. Harte Kritik hat mich noch nicht erreicht. Die kommt ja vielleicht noch. Ich bin ja noch gar nicht so lange dabei.

Helen Lagger

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