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Wohnen mit geschriebenen und visuell komponierten Gedichten

Elsa Fischers Welt ist die Kommunikation – mit Worten und Installationen. Die weitgereiste Kunsthistorikerin und langjährige Buchhändlerin verfasst Gedichte auf Englisch und komponiert mit Feinheit und viel Humor kleine Geschichten, überraschende Installationen, Bilder, Skurriles und Objekte.

Vielen Englischsprechenden in Bern ist sie eine alte Bekannte, denn sie arbeitete ab Anfang 1990- er Jahre im Berner English Bookshop. In den Kriegsjahren in Den Haag geboren, war Elsa Fischer bereits als Jugendliche eine Reisende und lebte in England und Frankreich. Danach verbrachte sie Jahrzehnte auf Botschaften – für Holland und Kanada – an vielen Ecken der Welt, Äthiopien, Pakistan, Sri Lanka…. Ende 1968 kam sie erstmals nach Bern, wo sie auf der kanadischen Botschaft arbeitete. Im Anschluss studierte sie in Ottawa und Paris Kunstgeschichte und kehrte wieder nach Bern zurück: als Verantwortliche für Kommunikation, Medien und Veranstaltungen der australischen Botschaft. In diesem Zusammenhang und als perfekt Englisch Sprechende (sie ist auch diplomierte Englischlehrerin für Erwachsene) kam sie in Kontakt mit dem Buchhandel.

Anerkennung im «The Guardian»
Ihre Liebe ist das Schreiben von Gedichten, «natürlich» auf englisch. Ihre Sammlungen erschienen in zwei kleinen Bänden. Fischers Poems haben meist einen autobiografischen Hintergrund . Auch eines ihrer Gedichte, «As you set out …», ging auf eine Reise. Es kam 2018 in einem englischen Verlag heraus und fand den Weg zu einer Londoner Dichterin und Journalistin der renommierten britischen Zeitung «The Guardian», welche es im Mai 2019 im Kulturteil publizierte. So bunt ihr Leben, so inhaltsreich ist auch ihr Studio in den Seniorenappartements im Egghölzli, wo sie seit 2014 lebt. Es ist eine kleine Wohnung, mit etwas mehr als dreissig Quadratmetern (plus Badezimmer ) und hunderten von kleinen Geschichten. Doch obwohl voll von Leben, Erinnerungen und bezaubernden kleinen Objekten, ist der helle Raum nicht überfüllt, sondern angenehm wohnlich, eine Wohlfühloase fürs Auge. Als sie 2014 aus einer 3 1/2-Zimmer-Wohnung ins heutige Studio umzog, musste sie sich von vielem trennen, vor allem von Büchern und diversen Möbeln. Ganz liebe Stücke kamen mit, etwa das Corbusier-Sofa und Design-Stühle – einer von Max Bill und andere begehrte Klassiker und Evergreens. Was ist gutes Design? Sie sagt: Wenn ich etwas anschaue und weiss, es ist gut. Wenn es mir gefällt, einfach ist und mich glücklich macht!» Sie kombiniert Verspieltes mit klaren Linien, Antikes mit Modernem. Wobei, was ist «Modern»? Elsa Fischer: «Das Gegenteil von modisch. Modisch ist jetzt, modern ist zeitlos.» Elsa Fischer ist eine Sammlerin. «Als Kind war ich das nicht, und als Reisende sammelte ich nur Kleinigkeiten. Kürzlich fand ich Bustickets aus Hongkong von 1962, daraus wird eine Collage.» So schmücken denn wirklich unzählige minuziös geordnete Objekte-Installationen, fast im Stile von kleinen «Zen-Inseln», das Studio. In ihrer meditativen Art faszinieren und unterhalten sie zugleich. Aber wie kam und kommt sie auf diese Ideen? «Als Au-pair war ich bei einer Familie in Frankreich, und die Dame des Hauses hatte ein gutes Auge für das Besondere – guten Geschmack. Vermutlich war sie unterbewusst der Grund dafür, dass ich Kunstgeschichte studierte und später mit Sammeln begann.»

Lahor Jakrlin

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