Feiern und spenden: Mit seinem Song «Huckepack! (What the F*ck?)» liefert der Berner Fabio Zahnd nicht nur einen schrägen Party-Ohrwurm. Die Einnahmen kommen auch vollumfänglich der Flüchtlingshilfe zugute.
Fabio Zahnd hat Rücken! Könnte man dieser Tage zumindest annehmen. Verspricht der Sänger, der unter dem Namen Zambo gerade einen Partysong veröffentlicht hat, doch vollmundig: «Ich nehm’ dich Huckepack!»
Aber die Zahl der Leute, die ihm spontan auf den Rücken hüpfen wollen, ist noch gering. Zahnd lacht: «Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Nein, Spass beiseite, wenn das Huckepack-Projekt ein paar Menschen interessieren würde, wäre das toll. Wir hatten viel Spass damit.»
Der eingängige Refrain von «What the F*ck? Huckepack» geht ins Ohr, das schräge Musikvideo dazu fällt auf. Zambo mimt darin den Superproll, schmust mit Alpakas, lässt eine Ballerina tanzen und wird von Football-Spielern in die Knie gezwungen. Der heimliche Star des Videos ist aber Rosemary, eine 84-jährige Pensionärin, die, im Trainingsanzug und auf einem goldenen E-Scooter sitzend, Partystimmung verbreitet.
Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Songs staunt Zahnd noch immer: «So eine Schnapsidee zu verwirklichen, ist schon lustig.» Die eingängige Liedzeile fiel dem Sänger, der im normalen Leben Marketingfachmann ist, schon im Sommer 2019 ein. Nicht bei einer Party, sondern ausgerechnet auf einer abgelegenen Alp.
Dort half der Stadtmensch mit seinem Kumpel Laurent an steilen Berghängen aus. «Ich bin ein Bürogummi und musste den ganzen Tag Zaunpfähle auf dem Rücken schleppen. Ich war fertig. Irgendwann meinte ich zu Laurent: Kannst du mich Huckepack nehmen?», erinnert sich Zahnd. «Er antwortete: ‹What the f*ck!› Und ich so: ‹Huckepack!›» Sofort war beiden klar: Aus diesem Reim liesse sich ein lustiger Partysong machen. Die verrückte Idee sei wohl auch ein bisschen dem Sauerstoffmangel und einem Sonnenstich zuzuschreiben, fügt Zahnd schmunzelnd an.
«Habe ja sonst keine Hobbys»
Einmal im Leben ein eigenes Lied auf den Markt bringen, warum nicht? In der Coronakrise und mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine wurde Zahnd schnell bewusst, dass er den Song aber auch für eine Botschaft nutzen wollte: «Geimpfte gegen Ungeimpfte, Ost gegen West, Boomer gegen Gretas. Alle sind immer nur ‹gegen›. Ich will, dass wieder ein Miteinander entsteht. Deshalb finde ich Huckepack so eine gute Bewegung. Huckepack geht nur gemeinsam.» In den Strophen fordert der Berner so zu mehr Liebe, Freundschaft und Gemeinsinn auf.
Mit dem Song will Zambo Geflüchteten den Rücken stärken. Auf seiner Website ruft er zu Spenden für die Schweizer Flüchtlingshilfe auf. Die staunte nicht schlecht, als der Partymusiker ihr sein Projekt vorstellte. «Sie fanden die Idee schräg und lustig, aber auch gut.»
Erfahrungen im Musikbusiness oder Videodreh hatte Zahnd nicht. Das schreckte den Neuling aber keineswegs ab. Zusammen mit einem Kumpel nahm er mehrere Tausend Franken in die Hand. «Ich habe ja sonst keine Hobbys, da kann ich ja so was Verrücktes mal fabrizieren.»
Doch wie macht man einen Song? Zahnd fing bei null an. Er fand einen Musikproduzenten, schrieb Konzept und Texte, testete Arrangementvorschläge. Ein geübter Sänger ist Zahnd nicht. «Ich war als Bub im Kinderchor Münchenbuchsee, aber Notenlesen kann ich nicht.»
Nach etlichen Aufnahmen an einem Tag im Tonstudio war der Song im Kasten. Flugs nahm er den Künstlernamen Zambo an: «Diesen Spitznamen gab mir mein ehemaliger Chef, weil er sich meinen Namen nicht merken konnte.»
Nun ging es an den Videodreh. Zahnd organisierte wochenlang Akteure; seine Clique, Instagram-Follower und die Freundin halfen begeistert mit. Durch sein positives Wesen flogen ihm die glücklichen Zufälle zu. Doch kurz vor dem Dreh sprang Zambo ein gebuchter Baby-Esel-Mischling ab. Kurzfristig konnte der «Glückspilz» aber drei Alpakas mieten. «Es war ein verrückter, aber total lustiger Drehtag im Studio.»
Damit auftreten will er nicht
Seit wenigen Tagen ist «Huckepack» nun auf dem Markt. Auf Instagram und YouTube häufen sich die begeisterten Kommentare. Sogar in die Schlager-Playlist von Apple Music hat er es geschafft. Will Zambo in die Charts? Der Berner lacht. «Das ist eine einmalige Sache, ich habe auch nicht vor, damit aufzutreten oder ein weiteres Lied zu machen. Wenn 99 Freunde und ich Huckepack streamen und einige Spenden zusammenkommen, bin ich glücklich.»
Nicht verbergen kann er, dass es ihn schon freuen würde, den Song bald auf Partys zu hören, ist der Berner doch ein Feiertyp. «Ich mache zwar nicht mehr so krass Party wie früher, aber ich bin schon ein bisschen eine Rampensau», so seine augenzwinkernde Selbsteinschätzung.
Demnächst steht bei ihm Huckepack für Fortgeschrittene an. «Ich habe einen Viertagespass fürs Gurtenfestival. Da werde ich den einen oder anderen Kollegen Mal Huckepack auf die Schultern nehmen.»
Michèle Graf