Sie stechen, saugen Blut – und übertragen Krankheiten. Zecken haben derzeit mal wieder Hochkonjunktur. Im Gespräch gibt Expertin Rahel Ackermann Tipps, wie man sich vor den Angriffen der kleinen Biester schützt.
Direkt zu Anfang: Wie heisst es denn nun genau, Zeckenbiss oder Zeckenstich?
Umgangssprachlich ist das Wort «Zeckenbiss» weit verbreitet. Zecken beissen jedoch nicht, sie stechen. Sie besitzen einen Rüssel, mit dem sie sich in die Haut bohren. Mithilfe vieler kleiner Zähne, die als Widerhacken dienen, halten sie sich in der Haut fest und lassen sich nur schwer wieder herausziehen.
Und wo in Bern kann ich mir am ehesten einen solchen Zeckenstich einfangen?
Zecken kommen überall dort vor, wo sie geeignete Bedingungen vorfinden. Dabei sind drei Aspekte von zentraler Bedeutung: Die klimatischen Bedingungen müssen stimmen, es müssen geeignete Tiere vorhanden sein, an denen die Zecken eine Blutmahlzeit zu sich nehmen können, und die Form und Zusammensetzung der Landschaft und der Pflanzen müssen passend sein. Für die Region Bern lassen sich der Bremgarten- und der Könizbergwald als Zecken-Hotspots identifizieren.
Wie das?
Das Zeckenmodell des Bundes berechnet aufgrund von Daten gemeldeter Zeckenbeobachtungen ein Modell. Die während der letzten fünf Jahre in bestimmten Gebieten gemachten Beobachtungen zum Vorkommen von Zecken bilden die Grundlage für die Wahrscheinlichkeitsverteilung. Früher beruhten die Modelle lediglich auf allgemeinen Wetterdaten.
Sollte ich diese Regionen im Frühling und Sommer nun komplett meiden?
Nein, auf keinen Fall. Mit den unten aufgelisteten Verhaltenstipps lassen sich Zeckenstiche in vielen Fällen vermeiden. Zusätzlich existiert auch die Möglichkeit einer Schutzimpfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME, einer durch Zecken übertragenen Krankheit.
Was ist Ihr bester Rat, um sich vor Zeckenstichen zu schützen?
Ganz zentral sind meiner Meinung nach, den Kontakt mit Gras oder Unterholz zu vermeiden und die Kontrolle des Körpers nach dem Aufenthalt in Zeckengebieten.
Ist man in der Stadt sicherer vor Zecken als auf dem Land?
Zecken kommen in der Stadt zwar seltener vor als auf dem Land, jedoch gibt es auch in der Stadt Gebiete, in denen Zecken leben.
Was können die Folgen eines Zeckenstichs sein?
Der eigentliche Zeckenstich ist nicht gefährlich, er ist schmerzlos und wird oft nicht bemerkt. Die Problematik von Zeckenstichen liegt darin, dass die Zecke beim Stich Speichel in die Wunde absondert und mit diesem Speichel Krankheitserreger übertragen werden können. Eine Infektion mit einem durch Zecken übertragenen Krankheitserreger verläuft häufig ohne Symptome, es sind jedoch auch schwerwiegende, teilweise tödliche Verläufe solcher Infektionen möglich.
Welche Krankheiten werden durch Zecken übertragen?
In der Schweiz gibt es drei Krankheitserreger, deren Übertragung regelmässig zu Erkrankungen führt: Die Lyme Borreliose, die FSME und Tularämie. Die FSME ist eine virale Erkrankung, die eine Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns verursachen kann. Die Borreliose wird durch Bakterien verursacht. Das Krankheitsbild ist sehr vielfältig und es werden im Verlauf verschiedene Organe betroffen.
Welche Symptome gibt es bei einem Zeckenstich?
Werden beim Zeckenstich Erreger übertragen und es kommt zu einer Infektion mit diesen Bakterien oder Viren, können Symptome wie Kopf- oder Gelenkschmerzen, Hautrötungen oder grippeartige Beschwerden auftreten. Treten solche Symptome nach einem Zeckenstich auf, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
Wo stechen Zecken eigentlich am liebsten?
Geeignete Stellen für einen Zeckenstich sind dünnhäutige, feuchte, gut durchblutete Stellen, wie man sie zum Beispiel zwischen den Beinen, in den Kniekehlen, unter den Armen, im Nacken oder am Haaransatz findet. Die Suche nach einer solchen Stelle kann bis zu mehreren Stunden in Anspruch nehmen.
Wie muss ich einen Zeckenstich behandeln?
Zecken sollten so schnell wie möglich entfernt werden, denn je länger die Zecke Blut saugt, umso grösser ist das Risiko einer Übertragung von Borrelien.
Was halten Sie von der Zeckenimpfung?
Bei der Impfung handelt es sich um eine Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer der durch Zecken übertragenen Krankheitserreger. Der Begriff «Zeckenimpfung» ist irreführend, weil die Impfung weder vor Zeckenstichen noch vor Infektionen mit anderen durch Zecken übertragenen Erregern wie etwa der Borreliose schützt. Es gibt zurzeit keine spezifische Therapie gegen die FSME, umso wichtiger ist der Schutz vor einer Erkrankung. Die FSME-Impfung ist sicher und effizient.
Haben die Probleme mit Zecken in den vergangenen Jahren zu- oder abgenommen?
Aufgrund der klimatischen Veränderungen haben sich die Gebiete, in denen Zecken vorkommen können, in der letzten Zeit ausgedehnt.
Wie viele Zeckenstiche hatten Sie bereits in Ihrem Leben?
Ich erinnere mich an einen.
Haben Zecken eigentlich auch irgendetwas Gutes?
Zecken gibt es schon seit der Dinosaurierzeit. Sie sind extrem effizient im Überleben und haben damit ihre Daseinsberechtigung.
Dennis Rhiel