Über 14 Monate ist es her, als Eric Blum letztmals für den SCB im Einsatz stand. Am nächsten Samstag läuft sein Vertrag aus – der Verteidiger wird arbeitslos.
Am 14. Februar 2021 im Spiel gegen Davos passiert es: Fabrice Herzog setzt Eric Blum mit einem brutalen Check gegen den Kopf ausser Gefecht. Seither bestritt Berns Top-Verteidiger keine einzige Partie mehr – der Übeltäter dagegen spielt und foult munter weiter (s. Kasten). Wir treffen Eric Blum in der Berner Altstadt. Er ist wie immer, spricht ruhig, überlegt, jedes Wort sitzt perfekt. Emotionen sind keine zu spüren, wenn er auf den Fall angesprochen wird. «Mein Leben wird sich grundlegend ändern. Den bisher geregelten Tagesablauf, den ein Eishockey-Profi lebt, wird es nicht mehr geben – eine echte Herausforderung.»

SCB kein Thema mehr
Der SCB, acht Jahre lang Blums Verein, machte keinen Versuch, ihn weiterzubeschäftigen, zu gross ist den Verantwortlichen das Risiko, dass der Abwehrspieler auch in Zukunft nicht einsatzbereit ist. «Vielleicht werde ich jetzt ‹Bürogummi›», sagt er mit einem Schmunzeln. Ganz hat er die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Karriere nicht aufgegeben. Im Juni wird er zwar seinen 36. Geburtstag feiern, doch wer weiss, wie leichtfüssig sich der Mann mit der Nummer 58 auf Schlittschuhen bewegt, wie er förmlich über das Eis fliegt, kann sich durchaus vorstellen, dass er noch zwei oder drei Saisons anhängt, vorausgesetzt, die Gesundheit spielt mit. Blum ist offen, nochmals einen Klubwechsel vorzunehmen.

«Ich hatte grosses Glück»
Bern verlässt er nicht im Zorn. «Lasse ich die acht Jahre SCB Revue passieren, erinnere ich mich ausschliesslich an das Positive und blende die letzten drei Jahre aus. Die drei Titelgewinne, die beiden Cupsiege – wir sind auf einer Erfolgswelle geritten, dominierten die Liga über Jahre hinweg, alles wurde beinahe selbstverständlich. Ich hatte grosses Glück, in diesem Team dabei zu sein.» Eric Blum weiss, dass es nicht leicht sein wird, wieder auf höchstem Niveau einzusteigen. Wie gross ist die Angst vor einer neuerlichen Kopfverletzung? Was wären die Folgen? Wie verhältst du dich, wenn ein Gegenspieler in Bandennähe in vollem Tempo auf dich zufährt? All diese Fragen muss Eric Blum sich selbst beantworten. «Wäre mein Unfall in einem normalen Zweikampf erfolgt, hätte ich mich naiv verhalten, gingen mir all diese Fragen durch den Kopf. Doch so war es nicht. Mehr als 99 Prozent aller Spieler verhalten sich im Zweikampf fair – deshalb dürfen diese Fragen meine Überlegungen nicht beeinflussen.» Derzeit läuft ein fleissiger Briefverkehr zwischen den Anwälten der beiden Parteien. Da davon auszugehen ist, dass diese aussergerichtlichen Gespräche zu keiner Einigung führen, werden die Gerichte entscheiden müssen.

Pierre Benoit