Man fühlte sich ein bisschen wie an einer der legendären «Weisch no»-Partys. Rüstig zwar, aber die einen leicht angegraut, andere mit lichtem Haarschopf oder Glatze, trafen sich 15 ehemalige SCB-Captains im Alter zwischen 43 und 82 Jahren am Samstag zum geselligen Beisammensein.
Eingeladen hatte die Geschäftsleitung des SCB, die sich seit rund 20 Jahren erfreulicherweise wieder der Vergangenheit erinnert und diese auch pflegt. In der vergangenen Saison wurden sämtliche Meisterspieler der Jahre 1959-2005 eingeladen, geehrt und beim Heimspiel gegen den HC Lugano von den Fans gefeiert. Mehr als 100 ehemalige Spieler erwiesen damals dem SCB die Ehre, vom 94-jährigen Alfred Lack bis zu Ivo Rüthemann, der letztmals 2013 zu Meisterehren kam. Schon zuvor hatte der SCB ähnliche Anlässe organisiert, so 2011/12, als die Meisterteams 1959-79 und 1989- 97 je an ein Spiel eingeladen wurden, 2012/13 kamen ehemalige Funktionäre zu Ehren. Diesmal waren die ehemaligen Captains an der Reihe, wurden vor dem Spiel gegen die ZSC Lions aufs Eis gebeten und von den Fans bejubelt. Insgesamt 15 der früheren Teamleader, die zusammen 32 Meistertitel feierten, trafen sich zuerst im Eisbahn-Beizli zu Apéro und Nachtessen und sahen anschliessend den Sieg des SCB gegen Leader ZSC Lions – es wurde ein Abend, an dem einfach alles passte.
Der Mann aus Kanada
Kirk Bowman, vier Jahre beim SCB und Captain in der Saison 1986/87, war extra für diesen Anlass aus Kanada eingeflogen. Der mittlerweile 67-Jährige genoss zusammen mit seiner Frau den Abend in vollen Zügen, seine Augen leuchteten wie früher nach einem Torerfolg. «Seit meinem Abgang in Bern im Jahr 1988 war ich nur einmal im Stadion, für ein Spiel an der WM 2009. Ich bin beeindruckt. Die Arena sieht auf den ersten Blick mehr oder weniger gleich aus wie damals, doch wenn man sich dann um die Details kümmert, beispielsweise im VIP-Bereich, stellt man fest, dass doch einiges geändert hat und verschönert worden ist.» Nachdem die letzte Zitterminute erfolgreich überstanden und der SCB-Sieg im Trockenen war, zeigte sich der Mann, der für die Chicago Black Hawks auch in der NHL spielte, sichtlich zufrieden mit dem Spiel und erfreut über den Sieg «seines» SCB. «Der SCB spielt stark, aggressiv und mit einem klaren Konzept, schwer verständlich, dass dieses Team derzeit nicht so gut wie in den letzten Jahren rangiert ist», so der ehemalige Mittelstürmer, der seinerzeit aus der Bundesliga, vom EHC Schwenningen, den Weg zum SCB gefunden hatte.
Peter Stammbach unterhält wie eh und je
Der Älteste unter den anwesenden Captains – Peter Stammbach, mittlerweile 82, mit einem Witz wie einst der legendäre Hans-Joachim Kulenkampff, der Fitness eines 50-Jährigen und dem Schalk in den Augen eines 12-jährigens Lausejungen – entpuppte sich einmal mehr als bester und unterhaltsamster Erzähler. Der Chef der beiden ersten Meisterteams in der 88-jährigen Geschichte des SCB in den Jahren 1959 und 1965 gab unter anderem eine Episode aus der Meistersaison 1964/65 zum Besten, als der damalige Trainer Ed Reigle bei einem Spiel auf dem Zürcher Dolder gegen die Grasshoppers über die Leistung seines Teams derart verärgert war, dass er in den Pausen die Mannschaftskabine gar nicht betrat und die Spieler ihrem Schicksal überliess. Ohne Dazutun des Coaches wendete der SCB nach einem 1:4-Rückstand das Spiel und gewann den Match 5:4. Ob damals Captain Peter Stammbach das Coaching übernommen hat, war übrigens trotz mehrmaligem Nachfragen nicht ausfindig zu machen.
Steinegger und der Totomat
«Es ist schön, dass solche Anlässe stattfinden und man sich in diesem Rahmen wieder trifft», meinte Beat Kaufmann, der bezüglich Meistertiteln Erfolgreichste aller Anwesenden, holte er neben den vier Titeln mit dem SCB doch auch noch einen mit dem HC La Chaux-de-Fonds und zwei mit dem HC Lugano. Dass auch Martin Steinegger dem SCB seine Referenz erwies, obwohl er als Sportchef des EHC Biel an diesem Abend auch hin und wieder auf den Totomat schielte, beweist, dass Kameradschaft und Erinnerungen auch im Eishockey hin und wieder wichtiger sind als aktuelle sportliche Rivalität.
Pierre Benoit