Der alte und neue Schweizermeister im Futsal heisst Minerva. Nach zwei wegen Corona annullierten Saisons konnten die Berner ihren Titel aus dem Jahr 2019 verteidigen – und wie!
Wer im nach dem Modus «best of three» ausgetragenen Playoff-Final das erste Spiel mit sage und schreibe 9:1 gewinnt und sich auch auswärts klar 3:1 durchsetzt, darf für sich durchaus in Anspruch nehmen, für die Schweizer Meisterschaft zu stark zu sein. Doch Routinier Fabio Santona relativiert: «Das Ergebnis in Genf kommt der Realität bestimmt näher.» Auf die Hilfe der römischen Göttin Minerva, die vor allem die Handwerker beschützte, waren die Minervaner nicht angewiesen. Wie denn auch: Die Spieler sind keine Handwerker, sondern Künstler. Wer mitansehen konnte, wie Mezger, Santona, Machado, Caio Japa oder Marcoyannakis den Ball streicheln, annehmen, weiterleiten, dem kommen spontan Namen wie Netzer, Beckenbauer, Modric, Pirlo oder del Piero in den Sinn. So zärtlich und liebevoll behandeln sie das Leder.
Weitere Zuzüge geplant
Dass Miro Prskalo, der ehrgeizige und beinahe streberische Klubpräsident, andere, höhere Ambitionen hat, liegt auf der Hand. Trotz der aktuellen Überlegenheit in der Schweiz will der sechssprachige Rechtsanwalt mehr. Titelgewinne in der Schweiz genügen ihm nicht, er möchte auf der europäischen Bühne vermehrt für Schlagzeilen sorgen und den dominierenden Portugiesen, Kroaten und Spaniern Paroli bieten. «Wir werden im Hinblick auf die nächste Saison auf dem Transfermarkt wieder aktiv und einige Zuzüge vermelden können, dies vor allem, weil die Spieler dank neuer Partnerschaften auch werden arbeiten können.» Seit der Gründung dabei ist Fabio Santona, von allen nur «Santi» genannt. «So einfach, wie es für Aussenstehende aussehen mag, ist es auch für uns nicht. Selbst wenn die Differenz zur Konkurrenz in den letzten Jahren grösser geworden sein mag, braucht es doch in jedem Spiel die richtige Einstellung, um erfolgreich zu sein», sagt der Mann, der vom Rasen, wo er viele Jahre für Breitenrain und mit kurzen Unterbrüchen bei Ostermundigen und Länggasse spielte, in die Halle wechselte. Auf die Frage, weshalb er sich für Futsal begeistert habe, muss «Santi» nicht lange überlegen. «Ich bin sehr gerne in Ballbesitz. Und wenn sich auf dem kleinen Rechteck nur acht Spieler um den Ball streiten, ist man logischerweise immer in das Geschehen involviert. Beim Futsal ist jederzeit Action, bei jedem Einsatz ist man ständig in Bewegung und in verschiedenen Positionen. Dazu kommt, dass der Rhythmus immer hochgehalten wird, weil wir sehr ausgeglichen und breit besetzt sind.»
«Santi»: Wie lange noch?
Präsident Miro Prskalo, wie Fabio Santona bei der Minerva-Gründung dabei, hofft, dass der mittlerweile 34-Jährige noch lange aktiv bleibt. Doch «Santi» will sich diesbezüglich nicht festlegen. «Möglich, dass ich in Genf mein letztes Spiel bestritten habe, denkbar aber ebenso, dass ich mindestens die Vorrunde noch bestreite. Doch die Beanspruchung mit viermal wöchentlich zweistündigem Training und den Spielen ist neben dem Beruf auf Dauer doch beträchtlich. Definitiv festlegen will ich mich heute nicht.» Es liegt auf der Hand, dass Minerva auch auf europäischem Parkett hohe Ambitionen hegt und möglichst weit vorstossen wird. Um dieses Ziel zu erreichen, wären die Dienste von Fabio Santona und seinem alten Kumpel Yves Mezger sicher von Vorteil.
Pierre Benoit