Ob Prof in der Super League oder Hobbykicker in der 5. Liga – normalerweise geht die Karriere eines Fussballers zwischen 32 und 38 Jahren zu Ende. Doch dem muss nicht so sein. Der Mittelländische Fussballverband MFV führt regelmässig auch Turniere in der Kategorie 50+ durch, in diesem Sommer zwischen August und Oktober deren 13 mit jeweils vier Teams.
Zwar hofft man in den Regionalverbänden, dass sich zurückgetretene Fussballer als Trainer oder in der administrativen Führung eines Vereins in irgendeiner Form zur Verfügung stellen und so dem Fussball erhalten bleiben, doch auch diejenigen, die selbst weiterhin aktiv sein wollen, sind logischerweise höchst willkommen. Verantwortlich für die Durchführung und Organisation ist der MFV-Präsident persönlich. Marco Bianchi kann sich nur positiv äussern und erstickt kritische Fragen im Keim. «Klar, dass es immer wieder Verletzungen gibt, doch nicht wegen groben Spiels, sondern so wie es bei älteren Semestern kommen kann, die seltener und weniger gezielt als früher trainieren. Hier eine Zerrung, dort eine Verstauchung, das Normale eben, Verletzungen, die man im Fussball auch bei Aktiven kennt.» Obwohl die über 50-jährigen Kicker, die früher «Veteranen» genannt wurden, ohne Schiedsrichter spielen, ist Fairness ein wichtiges Thema. Marco Bianchi: «Es gibt jeweils einen vom durchführenden Verein gestellten Beobachter, der aber zum Glück fast immer arbeitslos bleibt.»
Auch Frauen können mitspielen
In der Kategorie 50+ sind gemischte Teams erlaubt; Frauen, die 28 Jahre alt oder älter sind, dürfen mittun. Zum Glück haben sich Rekord-Nationalspielerin Lara Dickenmann (34) oder die Rekordtorschützin des Frauen-Nationalteams, die Bernerin Ana-Maria Crnogorcevic (29), bisher noch nicht dazu entschlossen – die älteren Herren würden sonst wohl noch um einiges älter aussehen.
Das Bierchen nach dem Spiel
Grossen Stellenwert unter den teilnehmenden Teams geniesst das gemütliche Beisammensein nach dem Turnier. Häufge Teilnehmer sind unter anderen der FC Breitenrain, Bümpliz 78, Bethlehem, Esperia, Sternenberg oder Jedinstvo. Ähnlich wie beim Golfspiel «Loch 19» wird auch bei den Senioren 50+ das gemeinsame Bier genossen und die Besprechung der schönsten Tore, die nach der zweiten Hopfenperle noch viel schöner werden, und der verschossene Penalty im Klubhaus rege diskutiert.
Adelmo Pizzoferratos Begeisterung
Adelmo Pizzoferrato, Spieler bei Esperia und früher bei einigen anderen Vereinen, namentlich auch bei YB, fndet das Ganze «eine grossartige Sache. Ich bin dabei, weil ich immer noch mit viel Leidenschaft gerne Fussball spiele, wieder Bekannte aus alten Zeiten treffe und in fast immer freundschaftlicher Atmosphäre meinem Hobby frönen kann.» Sein Team, der SCI Esperia, nimmt an jährlich etwa sechs Anlässen teil, er ist möglichst immer, aber mindestens viermal dabei, immer dann, wenn er nicht in den Ferien weilt. Einmal in der Woche wird bei Esperia auch trainiert, damit wird die Verletzungsanfälligkeit der Teilnehmenden vermindert. «Hin und wieder werden die Tage an diesen Turnieren recht lang. Das Turnier dauert rund zwei Stunden, danach gibt es im Klubhaus des organisierenden Vereins fast immer ein Nachtessen und etwas zu trinken – die Gemütlichkeit und der Gedankenaustausch wird genauso grossgeschrieben wie der Fussball. Die meisten kennen sich seit vielen Jahren und haben eines gemeinsam: die Freude am Fussball, die nie vergeht», sagt Pizzoferrato, selbst mit über fünfzig Jahren noch mit Leib und Seele, frei nach dem Motto: «einmal Fussballer, immer Fussballer». Und zu erzählen aus früheren Zeiten, als die Flügelläufe noch etwas schneller, die Flanken präziser und die Schüsse härter waren, gibt es immer, bis in die späten Abendstunden … Pierre Benoit