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Auf dem Weg zu neuen Höhenflügen jäh gestoppt

Alles war angerichtet: Mit einem Weltklasse-Trainer bereitete sich Alain Chervet minutiös auf sein Comeback am Stephanstag im Berner Kursaal vor. Doch just am Tag nach unserem Gespräch passiert es: Der Berner Boxprofi erleidet eine Handverletzung, die einen Einsatz verunmöglicht.

Obwohl bereits 31 Jahre alt, sollte der Fight im Kursaal nicht das Ende, sondern nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu neuen Höhenflügen sein. Das Engagement von Pedro Diaz, einem der weltbesten Trainer, der früher die kubanische Nationalmannschaft betreute und an vier Olympischen Spielen zu 29 Medaillengewinnen (20 Mal Gold) führte, sollte Chervet in der Welthierarchie der Superleichtgewichtler noch weiter nach oben bringen.
«Wir wollten die Betreuung unter allen Umständen professionalisieren und prüften verschiedene Möglichkeiten. Wir hatten auch Optionen in Deutschland, doch Alain strebte eine Lösung mit einem der Allerbesten an», sagt Leander Strupler, Chervets Manager.
«Ich weilte bei Pedro Diaz in einem Trainingslager in Paris und stellte fest, mit wie viel Fachkenntnis, aber auch Herzblut, Liebe und Professionalität er sein Amt ausübt. Obwohl er im Boxsport einen sehr grossen Namen trägt, ist er bescheiden geblieben», sagt Alain Chervet, Neffe von Fritz Chervet, dem vor eineinhalb Jahren verstorbenen Ex-Europameister und besten Schweizer Boxer aller Zeiten. «Ich werde von Pedro Diaz nicht nur als Boxer, sondern auch als Trainer und Coach für die Zukunft in meiner Box-Akademie Boxing Kings viel profitieren können», erzählt Alain Chervet.

Investition in die Zukunft
Seit drei Wochen trainierte der in Florida lebende Box-Professor mit Alain Chervet und er hätte ihn auch am Stephanstag im Kursaal an der Ringecke betreut. «Er gestaltete die gesamte Planung, zeigte auf, was man wann und wie machen muss und er wollte anschliessend auch den Kampf mit mir detailliert analysieren. Er macht das anders, als wir es uns gewohnt sind, mit neuen Übungen. Er weiss, wann welches Sparring angesagt ist. So erhalte ich für die Zukunft auch ein breiteres Wissen, nicht allein als Boxer, sondern auch als Trainer», sagt Alain Chervet, der von seinen bisher 20 Profikämpfen deren 16 gewonnen und nur zwei verloren hat.
«Es tut mir enorm leid, dass ich die Zuschauer und alle, die mich unterstützen, enttäuschen muss», so Alain Chervet. Nach einem stechenden Schmerz in der angeschwollenen linken Hand folgte umgehend eine medizinische Untersuchung. Diese deckte eine Sehnenscheidenentzündung am Handrücken auf, ein Kampf kommt so nicht infrage.

Kehrt Chervet zurück?
«Für Alain ging mit der Verpflichtung dieses Boxlehrers ein Lebenstraum in Erfüllung, deshalb versuchten wir auch, dies möglich zu machen. Ich bin überzeugt, dass der Kampf am Stephanstag nicht das Ende seiner Karriere gewesen wäre, denn er will unbedingt auch im Stadttheater noch einmal boxen, was wegen Corona leider zuletzt nicht möglich war», sagt Leander Strupler, der zutiefst bedauert, dass der Kampf nun ins Wasser fällt.
Neben seinen Verdiensten mit der kubanischen Nationalmannschaft hat Pedro Diaz auch verschiedene Weltklasseboxer trainiert, so unter anderen Miguel Collo, Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht, den Kubaner Guillermo Rigondeaux, WBO- und WBA-Weltmeister im Superbantamgewicht, sowie Filip Hrgovic. Der Kroate ist derzeit einer der weltbesten Schwergewichtler und wird in den Rankings aller Organisationen in den Top Ten geführt.
Dass Alain Chervet im Herbst seiner Karriere sich unter allen Umständen von diesem Fachmann trainieren lassen wollte, leuchtet ein, denn in den letzten Jahren war er quasi Alleinunterhalter und organisierte seine Trainings und Kampfvorbereitungen selbst.

Ostermundiger gibt sein Debüt
Trotz der Absage des Kampfs mit dem Berner Aushängeschild Alain Chervet präsentiert sich das Programm am Stephanstag attraktiv. Besonders gespannt warten die Berner Boxfans auf das Profidebüt des 27-jährigen Ostermundigers Angelo Peña, der kürzlich zum dritten Mal in Serie den Schweizermeistertitel im Federgewicht verteidigte. Der Berner mit Wurzeln in der Dominikanischen Republik ist mit seinem attraktiven Kampfstil – vorwärtsdrängend, kraftvolle Kombinationen im Infight – eine Attraktion. Der ProfiDebütant trainiert bei den Boxing Kings unter Alain Chervet. Kürzlich unterzeichnete er bei Swiss Pro Boxing, der Agentur Leander Struplers, einen Vierjahresvertrag. Nach 41 Amateurkämpfen (34 Siege) wechselt Peña zu den Berufsboxern. «Mit dem Profidebüt geht für mich ein Traum in Erfüllung. Ich will ganz nach oben kommen und bin bereit, alles dafür zu geben», sagt der Mann, der seiner Profikarriere alles andere unterordnen will.
Der Kubaner Cristhian Martinez, wie Angelo Peña bei Manager Leander Strupler unter Vertrag, wird sein Können ebenfalls im Kursaal unter Beweis stellen wollen.

Pierre Benoit

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