Ob im Mittelfeld oder in der Innenverteidigung: Sandro Lauper war ein wichtiger Faktor in der erfolgreichen Vorrunde der Young Boys. Der 22-Jährige befindet sich auf einem Höhenflug, hebt deshalb aber nicht ab.

Vor drei Jahren war Sandro Lauper schon mal in Belek im Trainingslager. Damals noch als U21-Spieler des FC Thun. Es waren Tage, die sein sportliches Leben veränderten. Lauper trainierte gut, zeigte starke Leistungen in den Testspielen und erfuhr auf dem Heimweg von Sportchef Andres Gerber, dass ihn die Berner Oberländer fix in der ersten Mannschaft integrieren wollten. «Es war einer der schönsten Momente in meinem Leben. Wir waren im Car auf dem Rückweg vom Flughafen Zürich nach Thun, alle waren müde. Dann nahm mich Andres Gerber zur Seite, um mir die Beförderung mitzuteilen. Es war unglaublich», erinnert sich Lauper.

Wertvoller Umweg
Danach ging es schnell. Der Mittelfeldspieler blieb zweieinhalb Saisons in Thun, entwickelte sich weiter, wurde Stamm­spieler und in diesem Sommer zu YB transferiert, wo er sich auf Anhieb durchsetzte und Leistungsträger wurde. Es war für ihn eine Rückkehr, schliesslich war er schon als Junior in Gelb-Schwarz aufgelaufen und erst im Winter 2015 ins Berner Oberland ­gewechselt. Der Umweg war rückblickend Gold wert. «Ich habe Thun viel zu verdanken. Ich musste nicht weg von YBs U21, aber der Wechsel erfolgte unter anderem wegen Goalie Felix Hornung, den ich seit vielen Jahren kannte und der mir sagte: Komm zu uns, bei uns ist es super», erklärt Sandro Lauper. Danach habe er mit Thuns U21-Trainer Simon Nüssli telefoniert und den Wechsel vollzogen. «Ich hatte sofort ein besseres Gefühl, auch wenn ich bei YB immer ein gutes Verhältnis gehabt hatte. Aber ich konnte als ruhige Person in Thun ruhiger arbeiten, zudem kam mir entgegen, dass wir noch in der 2. Liga interregional spielten.» Der Rest ist bekannt. Lauper entwickelte sich rasant weiter und kehrte im Sommer zu YB zurück. Dies, obwohl er gesteht: «Direkt nach dem Wechsel nach Thun dachte ich: Zu YB gehe ich nicht mehr. Aber das war wohl aus der Enttäuschung heraus. Als ich dann mit Thun im Stade de Suisse spielte, vor all diesen Fans, war es ganz anders. Ich war vor dieser Saison überzeugt: Es ist der richtige Schritt.»

«Ich bin nicht der Typ, der von heute auf morgen
Wahnsinnsentscheidungen trifft.»

Seine Einschätzung war perfekt. Lauper schlug sofort ein, wurde schnell zu einem wichtigen Spieler im Starensemble von ­Trainer Gerardo Seoane. Erwartet habe er dies nicht, wohl aber gehofft, dass er Einsatzzeit bekomme. «Ich wusste, dass der Konkurrenzkampf in Bern viel grösser ist. Glück­licherweise habe ich zuvor in Thun ab und zu als Innenverteidiger gespielt, was mir in Bern half. Es lief optimal weiter, ich war schnell im Team.» Dass er sowohl im Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung spielen kann, sieht er als Vor- und Nachteil an. «Ich bin da, wenn es jemanden braucht. Aber es ist auch nicht ganz einfach, wenn man keine fixe Position hat.» Mittlerweile habe er sich mit beiden Positionen angefreundet. Bei seinen ersten Einsätzen in der Verteidigung habe er noch gedacht, dass er lieber gegen vorne spielen würde. «Aber man kann auch in der Innenverteidigung den Lead übernehmen und mutig spielen.» Zwei seiner Trümpfe auf beiden Positionen sind sein Auge und seine Laserpässe.
«Ein Teil ist gegeben, aber es gehört viel Training dazu, dass man sich bei jeder Übung konzentriert und die Intensität hochhält, so dass es auch im Spiel funktioniert», erklärt Lauper.

Selbst gegen Ronaldo cool
Diese Gegebenheiten waren fussballerisch gesagt der Steilpass, doch verwerten musste ihn der 22-Jährige auf dem Platz selber. Und das gelang ihm. Ob in der Champions League oder in der Meisterschaft: Auf Sandro Lauper war Verlass. Besonders beeindruckend war seine Leistung im letzten Heimspiel der Königsklasse, als die Berner Juventus Turin mit Superstar Cristiano ­Ronaldo mit 2:1 besiegten und Lauper in der Innenverteidigung glänzte. Diese Spiele auf der ganz grossen Bühne kamen dem jungen Mann aus Konolfingen wie ein Traum vor. So sagt er denn auch: «Es war speziell, plötzlich gegen Ronaldo zu spielen. Es macht mich unglaublich stolz, dass ich ­diesen Weg gehen konnte, von YB, wo es mir nicht mehr gereicht hat, mit dem Umweg über Thun wieder zurück und plötzlich bis in die Champions League. Es sind Träume, die immer wieder in Erfüllung gingen.»

Deutschland oder Spanien als Traum
Bezeichnend für ihn, der Schritt für Schritt nehmen will, ist, dass er im vergan­genen Sommer dem Lockruf aus der Bundesliga widerstand. Er habe sich schnell mit seinem Berater geeinigt, dass es besser sei, in der Schweiz den nächsten Schritt zu ­machen. Dass der Sprung von Thun ins Ausland zu gross wäre. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, denn wie jeder andere Profi träumt er davon, mal im Ausland in ­einer prestigeträchtigen Liga zu spielen. «Da würde ich wohl Deutschland oder Spanien bevorzugen. Aber es muss alles passen. Ich bin nicht der Typ, der von heute auf morgen Wahnsinnsentscheidungen trifft, es muss alles gut überlegt sein. Das wurde mir von daheim auf den Weg gegeben. Wir ­besprechen in der Familie viele Dinge, auch wenn am Ende ich entscheide.» Ein anderes Ziel ist natürlich die Schweizer Nati, die er als «Zückerchen» sieht. Doch um das zu ­erreichen, muss Sandro Lauper auf dem eingeschlagenen Weg bleiben und diesen kontinuierlich und beharrlich weiterverfolgen.
Andy Maschek