Am kommenden Dienstag sind Fussballerin Martina Moser und Unihockey-Spieler Matthias Hofbauer Gast am Berner Sportforum.
Die beiden Aushängeschilder ihrer Sportarten werden im Talk mit Radiolegende Bernhard Schär mit Sicherheit Interessantes zu erzählen wissen. Martina Moser ist eine der stärksten Schweizer Fussballerinnen, Matthias Hofbauer der erfolgreichste und beste Schweizer Unihockey-Spieler aller Zeiten. Am vierten Berner Sportforum (ab 8 Uhr, VonRoll-Areal Uni Bern) wollen die Organisatoren unter dem Titel «Good Practice» aufzeigen, wie innovative Massnahmen und Initiativen systematisch geplant und erfolgreich umgesetzt werden können.
Martina Moser, Sie haben 129 Länderspiele für die Schweiz bestritten, sind nach Ihrem Rücktritt immer noch die Nummer 2 der ewigen Rangliste und spielten lange in der Bundesliga. Picken Sie bitte das schönste Erlebnis aus Ihrer Karriere heraus.
Das war zweifellos der Moment, als wir uns erstmals in der Geschichte des Schweizer Frauenfussballs für eine WM-Endrunde qualifizieren konnten. Diese Emotionen, diese Freude, das möchte ich nicht missen.
Matthias Hofbauer, all Ihre Erfolge aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Deshalb nur so viel: 194 Länderspiele, drei Jahre Profi in Schweden, mehrfacher Torschützenkönig an Weltmeisterschaften, sechs WM-Medaillen, Europacupsieger mit Wiler-Ersigen – da wird es wohl schwierig, ein einzelnes Ereignis hervorzuheben.
Ich denke, das war 2004 die WM im eigenen Land, auch wenn wir nur Vierte wurden. Das war für die Sportart der Durchbruch in der Schweiz. Zudem wurde ich Torschützenkönig, das ebnete mir den Weg nach Schweden.
Im Gegensatz zu Männer-Fussball, Tennis oder Eishockey werden in Ihren Sportarten keine Millionäre gezüchtet. Schauen Sie hin und wieder auch etwas neidisch auf Leute wie Federer, Owetschkin oder Ronaldo?
Moser: Weil mein Bruder Profifussballer war, wurde ich schon früh mit diesem Thema konfrontiert. Ich wusste, dass ich mit Fussballspielen nicht Millionärin werde, aber mein Traum war es schon als kleines Mädchen, einmal Profifussballerin zu werden. Ich bin zufrieden, dass ich dies dank guter Leistungen erreicht habe.
Hofbauer: Am Anfang gab es schon Überlegungen in diese Richtung. In der Schweiz wird man immer auf dieses Thema angesprochen, in Schweden nie. Ich entschied mich mit 20 gegen Fussball und für Unihockey, es hätte damals auch in die andere Richtung gehen können. Die Begeisterung, die Freude und die Zufriedenheit sind wichtiger. Ich bin seit 20 Jahren zufrieden.
Weshalb haben Sie sich für Ihre Sportart entschieden?
Hofbauer: Ich habe vieles versucht: Fussball, Tennis, Judo, aber am Unihockey hatte ich am meisten Spass. Mit 16 habe ich auch gefühlt, dass ich im Unihockey am besten bin.
Moser: Ich wollte Eishockeyanerin werden. Doch weil meine Brüder Fussball spielten, wäre dies für meine Eltern zu aufwendig geworden. Deshalb wurde auch ich Fussballerin.
Trotz teils fehlender Wertschätzung darf man durchaus sagen, dass sich der Frauen-Fussball und das Unihockey in den letzten Jahren sprungartig entwickelt haben. Worauf führen Sie dies zurück und wie sieht Ihr Blick in die Zukunft aus?
Moser: Ich hoffe, dass in der Schweiz bald einmal der Halb-Professionalismus Einzug halten wird: vormittags arbeiten, nachmittags trainieren. Die Strukturen müssen noch professioneller werden, um einen weiteren Schritt nach oben zu machen.
Hofbauer: Auch bei uns sollte es in Richtung Halb-Professionalismmus gehen, der Regeneration könnte dadurch noch grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ebenfalls muss die Infrastruktur verbessert werden. Auch wenn in dieser Hinsicht in den letzten Jahren einiges gegangen ist, besteht immer noch Nachholbedarf.
Was raten Sie einer jungen Sportlerin, die sich für Fussball entschieden hat und einem jungen Sportler, der im Unihockey Karriere machen will?
Hofbauer: Wie ich das bereits erwähnt habe – Begeisterung, Freude und Zufriedenheit müssen vorhanden sein. Unihockey ist eine dynamische Sportart, es geht schnell hin und her. Hier verpasst ein Team eine Torchance und Sekunden später fällt auf der Gegenseite ein Tor. Talent ist sicher wichtig, doch der Wille ist ebenso entscheidend. Und einem jungen Burschen würde ich raten, nebenbei auch noch eine andere Sportart zu betreiben, beispielsweise Fussball.
Moser: Sie muss Freude am Ball haben, an der Bewegung, auch in einem Team mitzumachen. Fussball ist für ein Mädchen eine ideale Ergänzung zur Schule.
Pierre Benoit