Er ist erst 25, doch in seiner Karriere als Fussballer hat Kwadwo Duah schon einiges erlebt. Was zwischen den Wohnblöcken im Tscharnergut begann, erlebt nun beim Traditionsverein 1. FC Nürnberg eine Fortsetzung.
Kwadwo Duah ist eines von vielen Einwanderer-Kindern, deren Laufbahn im Westen von Bern begann. Nach Anfängen bei der AS Italiana – «mein grosser Bruder spielte dort und ich wollte unbedingt mit ihm zusammen kicken» – führte der Weg über den FC Bethlehem in den Nachwuchs der Young Boys, deren Talentspähern der pfeilschnelle Stürmer aufgefallen war. Bei den Gelb-Schwarzen war Duah zwar in allen Nachwuchsteams gesetzt, spielte im U20-Nationalteam – doch im Fanionteam gelangte er auch aus Verletzungsgründen nicht zum Einsatz. «Ich war bei YB zu ungeduldig, wollte unbedingt spielen, doch die Konkurrenz war gross.»
So wurde er, um Spielpraxis zu erhalten, immer wieder ausgeliehen. Zu Xamax, Winterthur, Servette und Wil. Den Durchbruch schaffte er danach beim FC St. Gallen, wo er in 65 Spielen 24 Tore erzielte und die vergangene Saison mit 15 Treffern auf Rang 3 der Torschützenliste abschloss. Dorthin hatte ihn Alain Sutter, ein anderer ehemaliger Nürnberg-Spieler gelotst, der ihm nun auch die Türe zum «Club» geöffnet hat.
Einstand ist gelungen
Beim 1. FC Nürnberg begann für den jungen Berner ein neues Kapitel. In der wunderschönen Stadt im Norden des Bundeslands Bayern soll er mithelfen, mit seinen Toren den 1. FCN dorthin zurückzuführen, wo er aufgrund seiner Tradition hingehört – in die 1. Bundesliga. Der Einstand ist ihm gelungen. Im Cup sind die Nürnberger im Gegensatz zu vielen anderen favorisierten Teams weitergekommen, in der Meisterschaft belegt die Mannschaft nach acht Spielen einen Platz im Mittelfeld. Immer dabei war Kwadwo Duah, Torschütze im Startspiel bei St. Pauli, dann gegen Sandhausen mit dem Siegestreffer in der Nachspielzeit und zuletzt auch in Braunschweig.
Noch vor Einführung der Bundesliga, in der Saison 1960/61, feierten die Nürnberger den letzten Titelgewinn, ein Jahr danach gewann man den Pokal, doch seither wartet der Liftklub auf einen Grosserfolg. Die Zeiten, als Max Morlock, einer der Helden des 1954er-Weltmeisterteams von Bern, Siege und Titel garantierte, sind passé. Kwadwo Duah: «Ich bin zuversichtlich, dass wir Erfolg haben werden. Das Team passt gut zusammen. Robert Klauss, der Trainer, ist jung, dynamisch und detailversessen – ein grossartiger Coach.»
Nachdem er mit St. Gallen den Cup zweimal im Endspiel gegen stärkere und taktisch besser eingestellte Gegner verlor, lechzt Kwadwo Duah jetzt nach Erfolgserlebnissen. «Die Cupfinal-Niederlagen habe ich zwar nicht vergessen, doch man muss sie abhaken. Ich bin hier im Team gut aufgenommen worden, das Umfeld stimmt und die zahlreichen Fans stehen hinter uns. Ich hoffe, dass ich mit meinen Leistungen dazu beitragen kann, dass der Verein wieder an die Spitze kommt. Ich will möglichst oft spielen, dem Team helfen und gewinnen. Nürnberg ist mein erster Schritt ins Ausland – ich weiss, dass ich auch noch Erfahrungen sammeln muss, doch ich bin voller Zuversicht.»
Wieder so wie im «Tscharni»
Kwadwo Duah ist, obwohl die Bundesliga-Saison noch jung ist, überzeugt davon, dass der Wechsel nach Nürnberg, wo er einen Vertrag bis 2026 unterzeichnet hat, der richtige war. «Die gute Kameradschaft und die Qualität im Team, die Begeisterung für den Verein und die Tradition, das alles wird dazu führen, dass ich wieder genau so glücklich und zufrieden dem Ball hinterher jage wie damals, als zwischen den Wohnblöcken im ‹Tscharni› alles begann.» Und seine gute Laune, neben der Schnelligkeit eines der Markenzeichen des Neo-Nürnbergers, verliert er ohnehin nie. Auch nicht nach schmerzenden Cupfinal-Niederlagen.
Pierre Benoit