Tracker 03

Berner Drittligist auf den Spuren von Real Madrid, Bayern und YB

Der FC Zollikofen liegt in der 3. Liga – der siebthöchsten Spielklasse im Schweizer Fussball – in der Gruppe 5 derzeit auf Rang 9, drei Punkte vor einem Abstiegsplatz. Und dennoch: Der FCZ wandert auf den Spuren von Real Madrid, Bayern und YB.

Wie, so wird sich der geneigte Leser fragen, ist so etwas möglich? Nun, die Antwort ist aus der Sicht von Trainer Daniel Keller einfach und kommt wie aus der Pistole geschossen. «Wir haben in unserem Fanionteam viele sehr junge und äusserst motivierte Spieler. Das Tracker-System des deutschen Unternehmens Tracktics, das wir angeschafft haben, ermöglicht uns, zu analysieren, Spieler-Defizite auszumerzen und die Motivation zu steigern, denn bei unseren jungen Spielern will jeder der Beste sein», sagt der Coach, seit einem Jahr Trainer der ersten Mannschaft Zollikofens und vorher im Nachwuchs tätig. «Wir haben im Lauf der Vorrunde erfahren müssen, dass wir fast allen Gegnern physisch unterlegen sind, im läuferischen Bereich und vor allem punkto Rhythmus dagegen mithalten können. Wir hoffen, mit der Einführung dieses Systems, von dem die Spieler begeistert sind, die paar Prozente herauszuholen, die uns vermehrt auf die Siegesstrasse führen», meint der hochmotivierte, erst 33-jährige Jungtrainer.

Tracktics bietet viele Möglichkeiten

Tracktics erlaubt es den Trainern, egal in welcher Liga, ob Champions League oder eben siebthöchste Schweizer Spielklasse, Daten zur Laufdistanz zu messen oder auch die Anzahl und Geschwindigkeit von Sprints zu erfassen. Aufgrund der Helle der Farbe auf dem Spielfeld wird bei der Auswertung auch eruiert, in welchen Räumen sich ein Spieler bewegt hat und wo eben nicht. Und so hält jetzt auch im Berner Regionalfussball Einzug, was bei Real, Bayern und YB seit Jahren gang und gäbe ist.

«Zehn bis zwölf Kilometer legen die Spieler durchschnittlich pro Match zurück.»

Überraschende Werte
Die Handhabung des Tracktics ist relativ einfach, muss aber doch gelernt sein. Beim FC Zollikofen sind Cheftrainer Daniel Keller und dessen Assistenten, Joël Philippe Chatriant und Fabian Schmid, für die Erfassung und Auswertung der Daten zuständig. «Oft bringen uns die Ergebnisse auch die Bestätigung für das, was wir während des Spiels feststellen», sagt Daniel Keller, obwohl der FCZ das neue System erst seit kurzer Zeit benutzt. «Für die Spieler ist es ein Ansporn. In der Entscheidungsphase, ob wir das System anschaffen, wollte sich beispielsweise jeder Spieler als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen.» Die Ergebnisse, welche Zollikofens Trainer bisher herauskristallisiert haben, sind erstaunlich. «Zehn bis zwölf Kilometer legen die Spieler durchschnittlich pro Match zurück.» Überraschend für einen Club aus der 3. Liga und Werte, die durchaus mit den Zahlen der YB-Stars Miralem Sulejmani oder Christian Fassnacht vergleichbar sind.

«Das Tracker-System ermöglicht es uns, die Motivation zu steigern.»

Finanziell vertretbar
Logisch, dass Zollikofen-Präsident Beat Hasenberger zuerst zweifelte, als ihm Sportchef Daniel Eberhart im gemeinsamen Vorstoss mit Trainer Daniel Keller den Kauf der Anlage schmackhaft machte. 3000 Franken kostet Tracktics, für einen Verein aus der 3. Liga ein happiger Betrag. Doch schliesslich liess er sich überzeugen. «Wir investieren lieber in die Zukunft und unsere jungen Spieler, statt regionale Stars zu transferieren und sie zu entlöhnen. Langfristig bringt das unseren Talenten sicher mehr und lässt sich auch ein angestrebter Aufstieg in die regionale 2. Liga ins Auge fassen», so Daniel Keller. Real Madrid, die Bayern oder YB werden sich trotz Tracktics auch in Zukunft in anderen Sphären bewegen als der FC Zollikofen. Doch in der Berner Vorortsgemeinde ist logischerweise nicht die Champions League, sondern die regionale 2. Liga das langfristige Ziel.

Pierre Benoit

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