Mit 72:1 Stimmen hat der Stadtrat Mitte Februar das Postulat von Tom Berger überwiesen und damit bestätigt, dass in Bern etwas gegen den Mangel an Rasensportfeldern unternommen werden soll.
Profitieren wird vor allem der auch bei den Mädchen boomende Fussball, doch sollen ebenso andere Rasensportarten Nutzniesser sein. All dies ändert allerdings nichts an der Notlage des BSC YB. CEO Wanja Greuel: «Es ist begrüssenswert, wenn sich die Politik dem Thema annimmt. Aber wir arbeiten seit über einem Jahrzehnt daran und sind gespannt, ob endlich etwas passiert.» YB-Kommunikationsdirektor Albert Staudenmann sagt: «Es ist ein Trauerspiel sondergleichen. Dabei wäre die Lösung einfach: Ein paar Trainingsfelder für YB auf der Grossen Allmend. Es wäre immer noch genügend Platz für alle.» Marco Bianchi, der Präsident des Mittelländischen Fussballverbands, äussert sich wie folgt: «Die erste Halbzeit wurde 72:1 gewonnen, normalerweise zeichnet sich so ein Sieg ab. Doch dieser kann nur erfolgen, wenn parteipolitische Spiele ausbleiben und Sportarten nicht gegeneinander ausgespielt werden.» So antworteten vier Klubs in Bern und Ostermundigen, das nach einer Fusion der Gemeinden ebenfalls von den neuen Spielfeldern profitieren könnte, auf die Fragen des Bärnerbär.
Marco Krebs, Präsident, und Stefan Michel, Technischer Verantwortlicher, FC Ostermundigen (30 Teams, davon 14 Junioren und 6 Mädchen):
1. Positiv, da er der steigenden Nachfrage nach Rasenflächen Rechnung trägt. Die Bautätigkeit der vergangenen Jahre hat die Möglichkeiten an neuen Feldern zusätzlich eingeschränkt.
2. Der FCO musste bereits in der Vergangenheit auf Spielfelder der Stadt Bern ausweichen (Allmend) – die verfügbaren Slots sind jedoch spärlich geworden. Eine grössere Verfügbarkeit könnte eine Verbesserung bedeuten.
3. Unser Ziel ist und bleibt, dass wir alle fussballbegeisterten Kinder aufnehmen und ihnen die Möglichkeit anbieten, Fussball zu spielen. Dies ist nur dank der Eltern möglich, die sich engagieren und ein Traineramt übernehmen.
Mergim Krasniqi, Sportchef FC Wyler (26 Teams, davon 16 Junioren- und 2 Mädchen):
1. Wir sind glücklich, dass sich die Sportstadt Bern nun intensiver mit der Schaffung zusätzlicher Rasensportfelder befasst.
2. Wir durften letzte Saison kein zusätzliches A-Juniorenteam melden, da zu wenig Platz im Wyler vorhanden war. Mit zusätzlichen Rasenfeldern erhoffen wir uns eine bessere Ortsverteilung der Vereine und mehr Platz für künftige Juniorinnen- und Juniorenteams.
3. Wir wollen, dass alle beim FC Wyler Fussball spielen dürfen und wehren uns gegen Wartelisten.
Beat Dalla Vecchia, Präsident FC Bern 1894 (34 Teams, davon 23 Junioren- und 4 Mädchen):
1. Sehr positiv. Das Resultat stimmt uns zuversichtlich, dass Bewegung in die Sache kommt.
2. Die Trainingsfelder sind komplett ausgelastet. Neue Teams dürfen nicht gemeldet werden. Die Nachfrage ist aber ununterbrochen hoch, was uns vor grosse Probleme stellt.
3. Wir führen 23 Junioren- und vier Juniorinnenteams. Zudem trainieren 80 Spieler in der Fussballschule (Junioren G, Jahrgänge 2015- 17). Wir haben uns immer gegen Wartelisten gewehrt, da wir jedem Kind die Möglichkeit geben wollen, seinen Sport ausüben zu dürfen.
Nicolas Kehrli, Sportchef FC Breitenrain (36 Teams, davon 29 Juniorenund 2 Mädchen):
1. Mit grosser Freude, wie alle anderen Stadtberner Vereine, die auf Rasensportfelder angewiesen sind. Der Stadtrat hat ein Zeichen für eine «Sportstadt Bern» gesetzt, die diesen Namen auch verdienen will – wenn noch nicht heute, so morgen. Dieses politische Zeichen weckt Hoffnung, dass den bisher unerfüllten Absichtserklärungen Taten folgen.
2. Unmittelbar davon profitieren würden alle unsere aktuellen und künftigen Vereinsmitglieder und Mannschaften, insbesondere unser Nachwuchs. Der FC Breitenrain positioniert sich als Quartierklub mit Ausstrahlung und Ambitionen im Leistungs- und Breitenfussball. Was gibt es Schöneres und Nachhaltigeres, als wieder Heimstätte sein zu können für alle fussballbegeisterten Kinder und Jugendlichen aus dem Quartier? In unserer Juniorenabteilung trainieren und spielen 533 Kinder und engagieren sich 70 Trainer und Trainerinnen. Uns stehen vier Standorte zur Verfügung: Spitalacker, Allmend, Manuelschulhaus und bei trockenem Wetter die Kasernenwiese.
3. Der akute Rasensportfeldmangel beschränkt querbeet unsere Angebote und die Plätze, die wir den Jugendlichen anbieten können. Im Rahmen der bestehenden Rasensportfelder überschreiten wir unsere Kapazitätsgrenzen seit Jahren. Wir führen übergrosse Trainingsgruppen, weichen auf Alternativtrainings aus, die keine Rasenplätze beanspruchen oder weniger Platz als Fussballtrainings. Wir reduzieren den verfügbaren Rasenplatz für die Trainingsgruppen, indem wir Trainingsplätze halbieren, dritteln oder gar vierteln. Aktuell führen wir Wartelisten bei der Fussballschule, bei den E-Junioren, beim Mädchenfussball und auf allen Stufen C, B und A. Wir könnten auf Knopfdruck weitere Mannschaften eröffnen sowie ihnen Trainings- und Spielmöglichkeiten bieten, gäbe es dafür Platz.
Pierre Benoit