Mujinga Kambundji, Berner Weltstar in der Leichtathletik, versteht sich gut mit Kindern. Wer einen Augenschein nimmt, wenn sie im Leichtathletikstadion Wankdorf Buben und Mädchen in die Geheimnisse dieser Sportart einweiht, sieht dies auf den ersten Blick.
Das «Visana Kids Camp» ist für die Berner Sprinterin kein Müssen, es ist ein Dürfen. Zu Beginn sind die 100 Kinder, welche die Gelegenheit wahrnehmen, mit der WM-Bronzemedaillengewinnerin zu trainieren, sehr zurückhaltend und schauen ihr Vorbild mit grossen Augen beinahe ehrfürchtig an. Doch mit ihrer offenen, lockeren Art und einem sympathischen Lachen versteht es Mujinga Kambundji, den Kindern schon nach einigen Minuten die Scheu zu nehmen, so dass sie sich voll und ganz auf die Leichtathletik und das abwechslungsreiche Training konzentrieren können.
Sie trainierten mit 100 Mädchen und Buben zusammen. Wie lief es?
Es hat sehr viel Spass gemacht. Es ist schön, mit sportbegeisterten Kindern zusammen zu sein und ihnen etwas beizubringen. Viele unter ihnen sind erstmals mit der Leichtathletik in Kontakt gekommen
Haben Sie in diesem jugendlichen Alter auch schon mit prominenten Spitzenathleten trainieren dürfen?
Ja, die besten Athleten im STB trainierten immer wieder mit uns Kindern. Das war jedes Mal ein besonderes Erlebnis.
Der Anlass wurde von ihnen zusammen mit dem Krankenversicherer Visana organisiert, für den Sie zusammen mit Schwingerkönig Christian Stucki als Botschafterin fungieren. Weshalb war Chrigu nicht dabei?
Er wird einen ähnlichen Anlass für Kinder organisieren, die sich für das Schwingen interessieren.
Er hätte doch an Stelle Ihrer Schwester Ditaji, die in den Ferien weilt, das Hürdentraining übernehmen können.
Hürdenlaufen ist nicht einfach. Auch ich hätte Mühe, man darf das nicht unterschätzen. Ich bin mir nicht sicher, ob Hürdenlauf die ideale Disziplin für Chrigu wäre.
Wenn der König mit Kindern ins Sägemehl steigt, könnten Sie ihn unterstützen und dem Nachwuchs den «Brienzer rückwärts» oder den «Schlungg» beibringen.
Ich stand schon einmal mit Chrigu im Sägemehl und er legte mich auf den Rücken. Ein Rollentausch ist zwar immer lustig. Aber ich denke, es ist besser, ich bleibe beim Sprint und Chrigu Stucki beim Schwingen.
«Sportlich betrachtet war 2020 ein Jahr zum Vergessen, doch als Athletin und Mensch konnte ich mich weiterentwickeln», sagten Sie vor ein paar Wochen im Gespräch mit dem Bärnerbär. Wie sieht die Bilanz 2021 aus?
2021 ist definitiv nicht zum Vergessen. Es lief nicht alles optimal, aber die Olympischen Spiele mit drei Finalteilnahmen werde ich nicht so schnell vergessen.
In Tokio waren Sie Fahnenträgerin und erreichten die Ränge 6 über 100, 7 über 200 Meter und 4 mit der Sprintstaffel. Hatten Sie sich noch mehr erhofft?
Nach den Läufen dachte ich, es wäre mehr möglich gewesen, denn ich will immer das Optimum. Mit etwas Distanz hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ich sehr erfolgreich war. Schade, dass wir mit der Staffel Bronze so knapp verpassten.
Wie sehen ihre sportlichen Zielsetzungen für die kommende Saison aus?
Zuerst kommt die Hallen-WM, dann folgen WM und EM. Ich erhoffe mir überall gute Resultate. An der WM strebe ich Finalteilnahmen an, bei der EM hoffe ich auf Medaillen.
Sie werden im Juni 30. Blutjung, aber für eine Sprinterin doch ein gewisses Alter. Denken Sie schon daran, was sein wird, wenn Sie die Karriere beenden? Wünschen Sie sich Kinder?
Ganz weit im Hinterkopf gab es vielleicht schon einmal Gedanken. Doch ich denke nicht so weit, ich befasse mich noch nicht damit, was später einmal sein wird. Und Kinder? Ja, aber auch das wohl erst später.
Zuerst gehen Sie jetzt in die Ferien. Strand oder Berge?
Ich will nicht zu weit weg. Ein paar Tage in der Umgebung von Bern und dann gibt es noch einen Abstecher an einen Strand in Italien.
Zum Abschluss sei diese Frage noch erlaubt. Ihre Schwester Kaluanda hat auf dem Bundesplatz ein High-Heel Rennen gewonnen. Wie schnell sind Sie mit Bleistiftabsätzen?
Ich bin sicher, dass ich heute Kaluanda auch in High Heels schlagen würde. Ich trage zwischendurch, wenn es passt, gerne High Heels. Zum richtigen Anlass, wenn man nicht zu weit laufen muss, finde ich hohe Absätze schön.
Pierre Benoit