Die Bären sind aus ihrem zwischenzeitlichen Winterschlaf erwacht. Statt handzahmen Meerschweinchen standen die Bieler am Samstag brummenden Bären gegenüber.
Entsprechend fiel das Resultat aus: Nach dem 2:0 im ersten Drittel, als viele SCB-Fans noch zitterten – «2:0 führten wir in diesen Playoffs schon oft und verloren trotzdem. Jetzt muss ein drittes Tor her», äusserte sich hier und dort ein SCB-Fan nach 20 Minuten. Dann hatte Verteidiger Ramon Untersander ein Einsehen. Er verwertete den millimetergenauen Pass Mark Arcobellos am weiteren Pfosten von Jonas Hillers Tor – 3:0, man schien das Aufatmen der SCB-Fans in der PostFinance-Arena zu hören.
Meerschweinchen haben 20 Zähne, Braunbären deren 42. Vor allem die Eckzähne des Bären sind lang, spitz und besonders gefährlich. Und genau diese Eckzähne liessen die Bären des SCB am Samstag aufblitzen – entsprechend beeindruckt und verängstigt schienen die Seeländer zu sein.
Andere Ausländer
Hatte der SCB Erfolg, sorgten bisher in diesen Playoffs vor allem Spieler für die Musik, deren Kernaufgabe im Prinzip nicht darin liegt, für offensives Spektakel zu sorgen. Die Eigengewächse Burren und Heim, dann aber auch Sciaroni, Grassi, Bieber, Berger und wie sie alle heissen. Doch am Samstag meldeten sich die Leistungsträger aus dem Ausland nach ihrer kurzen Auszeit eindrücklich zurück. Allen voran der Kanadier Andrew Ebbett, dem sein erstes Playoff-Tor gelang (dazu zwei Assists). Auch der Slowene Jan Mursak (zwei Tore) und der Amerikaner Mark Arcobello (ein Tor und zwei Assists) steigerten sich und unterstrichen, dass mit ihnen in den nächsten Partien zu rechnen sein wird. Dass die Bären im letzten Abschnitt in der Defensive ihre Eckzähne nicht mehr zeigten und erneut handzahm und nachlässig wurden, darf man ihnen dank der wieder gewonnenen Offensivkraft verzeihen.
Wie geht es weiter?
Bereits am Dienstagabend steht in der Tissot-Arena in Biel das vierte Spiel auf dem Programm. Durch den überzeugenden SCB-Sieg am Samstag ist die Ausgangslage grundlegend anders geworden. Bei einem weiteren Sieg im dritten Spiel und einem 3:0-Zwischenstand für die Seeländer wäre der Zug (nach Zug, oder doch Richtung Genfersee?) für den SCB wohl abgefahren gewesen. So aber ist die Lage wieder völlig offen. Gelingt es den Bernern, an die Leistung vom Samstag anzuknüpfen, ist ihnen am Dienstag auch in der Fremde ein Sieg und damit der Ausgleich in der Serie zuzutrauen.
Törmänen gegen Jalonen
Interessant wird vor allem sein, was sich die beiden finnischen Eishockey-Professoren an der Bande einfallen lassen. Biel – SCB, das ist auch Törmänen gegen Jalonen. Die beiden werden wohl nie gemeinsam Ferien verbringen – entsprechend gross ist die Rivalität und der Versuch, den Antipoden zu überraschen. Zweimal gelang dies Törmänen, am Samstag behielt Jalonen das bessere Ende für sich. Die Bären sollen weiterhin die Eckzähne aufblitzen lassen und dafür sorgen, dass der Erfolg am Samstag die endgültige Wende einleitete und am Schluss der Halbfinalserie das Lächeln auf Kari Jalonens Lippen zu sehen sein wird.
Pierre Benoit