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Bringt ausgerechnet Corona die Bernerin nach Tokio?

Ditaji Kambundji, von all ihren Freunden und Bekannten «Didi» genannt, kommt bestens gelaunt zum Gespräch mit dem Bärnerbär. Es ist Winterpause, die Hürdensprinterin geniesst diese Zeit – die Leichtathletik ist so weit weg und doch so nah.

Die Jüngste, das Nesthäkchen, die Nachzüglerin in der Familie Kambundji, ist in diesem Sommer so richtig durchgestartet und aus dem langen Schatten ihrer berühmten Schwester Mujinga getreten. Sie hat ihre Bestzeit auf der kurzen Hürdenstrecke auf 13,07 geradezu pulverisiert. Doch eigentlich ist dies nur ein Anfang, denn Kaluandas, Mujingas und Muswamas jüngste Schwester setzt sich hohe Ziele. Der Weltrekord in ihrer Parade-Disziplin steht bei 12,20, der Schweizerrekord bei 12,62. «Es ist einfacher gesagt, als getan – solche Zeiten liegen für mich in weiter Ferne, doch ich stecke meine Ziele hoch, will an grossen Anlässen teilnehmen und mich ständig verbessern.»

12,80 – die Marke für Olympia
Warum nicht an den Olympischen Spielen, fragen wir die charmante, junge Bernerin. Corona könnte für sie zum Glücksfall werden – die Qualifikations-Limite von 12,80 scheint für die hochmotivierte, hürdenlaufende STB-Athletin im nächsten Sommer keine unüberwindbare Hürde zu sein. «Es macht im Moment keinen Sinn, zu überlegen, was wäre, wenn. Ich gehe die Saison locker an, die genaue Planung ist noch nicht gemacht, aber vielleicht ist mir das Glück hold und gelingt mir ein weiterer leistungsmässiger Sprung», sagt die Hürdensprinterin, die im Neufeld das Sportgymnasium besucht und Sprachen, französisch und englisch, liebt und auch Geschichte und Bio zu ihren Lieblingsfächern zählt.

Hürden sind spannender
Logisch, dass «Klein-Didi» schon früh mit der Leichtathletik in Kontakt kam. In der Schule waren die Kambundji-Girls stets die Schnellsten, so dass ein Lehrer schon bald auf die Idee kam, den Eltern zu empfehlen, ihre Töchter zum Leichtathletik-Training zu bringen. «Didis» Schwestern wurden so alle aktiv und immer schneller, sie haben offensichtlich die schnellen Gene des Vaters, der im Kongo Fussballer war, geerbt, und so war klar, dass auch «Didi» schon früh ihren Vorbildern nacheiferte. «Ich begann an Nachwuchs-Kantonalmeisterschaften, konnte aufgrund der Leistungen immer bei den Älteren starten und ärgerte mich, wenn ich im Final dann hinterher lief.» «Didi» entschied sich für den Siebenkampf, erst im letzten Jahr spezialisierte sie sich auf ihre stärkste Disziplin, den Hürdensprint, «weil der Hürdenlauf spannender ist als einfach flach zu laufen.» Und so überspringt sie nun auf dem Weg ins Ziel zehn 84 cm hohe Hürden, ehe sie oft als Siegerin die Arme in die Höhe strecken kann. «Am Start bin ich schnell, verbessern muss ich mich in der letzten Phase, da liegt noch einiges Potenzial brach», gibt sich die Schweizer Hoffnung selbstkritisch. Zusammen mit Trainer Adrian Rothenbühler will sie dieses Manko raschestmöglich beheben, hofft, dass die Nervosität vor dem Start noch ausgeprägter wird, «denn je mehr es kribbelt, desto schneller laufe ich.» Und vergisst nicht, zu erwähnen, dass dann das Grosi, «das jede gelaufene Zeit im Kopf behält und entsprechend kommentiert», noch zufriedener sein wird, spätestens dann, wenn die 12,80 erreicht sind und die Reise nach Tokio gebucht werden kann. Es ist erstaunlich festzustellen, wie leicht und unbeschwert die junge Frau mit ihrer Karriere-Planung umgeht. «Ich habe vor allem grosse Freude an den Wettkämpfen, von denen leider im vergangenen Sommer wegen Covid-19 viele ausfielen.» Doch auch mit dem Lockdown wusste sie umzugehen. Sie trainierte für sich allein im Wankdorf oder im Liebefeld, feilte in Hinterkappelen im Kraftraum der Familie Wieland, deren Söhne sich den Wurfdisziplinen verschrieben haben, an ihren Muskeln und genoss die Zeit zuhause mit den Schwestern.

Pierre Benoit

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