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Darum holt YB den Titel zurück nach Bern

YB hat das beste Kader der Liga. Schlägt nicht erneut die Verletzungshexe zu, ist das Team von Raphael Wicky darum der klarste Anwärter auf den Titel in der Super League. Es ist nur einer von vielen Gründen, wieso die Berner in der neuen Saison wohl schwer zu schlagen sind.

Sieht man von der Verpflichtung von Trainer David Wagner ab, gibt es bei der Beurteilung der Verpflichtungen des vom Sportchef zum Gesamtverantwortlichen Sport beförderten Christoph Spycher keinen Makel zu finden. Das könnte auch diesmal so sein – zusammen mit seinem Nachfolger Steve von Bergen hat der Berner ein Team zusammengestellt, dessen einziges Ziel es sein kann, den Titel nach Bern zurückzuholen.
Der Bärnerbär ist überzeugt, dass dies YB gelingen wird, weil die Trainerwahl auf Raphael Wicky fiel, der kein Diktator, sondern ein echter Teamplayer mit viel Fachkenntnis und Einfühlungsvermögen ist. Dazu kommen die Kadererweiterungen mit Spielern wie Filip Ugrinic, Cedric Itten, Loris Benito, Miguel Chaiwa und Donat Rrudhani – allesamt Akteure, die durchaus in der Lage sind, dem Team Impulse zu verleihen. Die Rückkehr Jean-Pierre Nsames und Alexandre Jankewitz‘ dürfte die Offensive für die Gegner noch unberechenbarer machen.
Als Wermutstropfen bleibt die Tatsache, dass Publikumsliebling Miralem Sulejmani in Zukunft nicht mehr mit seinem linken Fuss die Fans in Entzücken versetzen und Begeisterungsstürme auslösen wird; doch auch dies ein vernünftiger Entscheid der sportlichen Leitung, selbst wenn er schmerzt. Der Abgang von Torschützenkönig Jordan Siebatcheu kündigte sich schon seit langem an, verständlich, dass YB in Anbetracht der Stürmerdichte und dem Transfererlös dem Werben des 1. FC Union Berlin und dessen Erfolgstrainer Urs Fischer nicht widerstehen wollte und konnte.

Keine Sechser-Abwehrkette
Raphael Wicky, als Spieler jederzeit ein kämpferisches Vorbild, wird die Siegermentalität, welche das Team unter Adi Hütter und Gerardo Seoane auszeichnete, zurückbringen. Er hat einen unbändigen Ehrgeiz, hasst Niederlagen und verfügt über eine hohe Sozialkompetenz, was angesichts des breiten Kaders enorm wichtig ist.
Bleibt YB vom Verletzungspech der vergangenen Saison verschont, verfügen die Berner zweifellos über das ausgeglichenste und spielstärkste Team der Super League. Vor David von Ballmoos stehen fünf Innenverteidiger und fünf Aussenbacks zur Verfügung, im Mittelfeld sind Rieder, Lauper (der auch in der Innenverteidigung spielen kann und im Moment noch verletzt ist), Ugrinic und Fassnacht erste Wahl, ergänzt durch Ngamaleu und Rrudhani, und im Angriff wird es die Aufgabe des neuen Trainers sein, je nach Gegner die richtige Wahl zu treffen.
Gerardo Seoane war ein Meister der Taktik, er stellte oft und gerne (auch während der Spiele) um, veränderte das System – es wird interessant zu verfolgen sein, wie Wicky mit den vielen Möglichkeiten, die ihm die Spieler bieten, umgehen wird. Bei seiner Vorstellung stellte er bereits in Aussicht, dass er «nicht mit einer Sechser-Abwehrkette» agieren wird. Der früher eher defensiv orientierte Mittelfeldspieler hat das Versprechen abgelegt, frisch und attraktiv nach vorne zu spielen. Daneben steht der Oberwalliser Coach auch in der Pflicht, den eigenen Nachwuchs zu fordern und fördern. Klar ist aber auch, dass es bis zum Ende der Transferphase Ende August noch zu Zu- und Abgängen kommen wird.

Im Stolz verletzt
Nach vier goldenen Jahren mit ebenso vielen Titelgewinnen mussten die Young Boys in der vergangenen Saison, wenn auch aufgrund ungünstiger Begleiterscheinungen, die Dominanz des FC Zürich neidlos anerkennen. Weil dies den Spielern nicht in den Kram passte und viele sich in ihrem Stolz verletzt fühlten, ist der Ehrgeiz und damit hoffentlich auch die Siegermentalität wieder gewachsen.
Als wichtigen Mosaikstein, der für YB spricht, könnte sich die Tatsache auswirken, dass mit Christoph Spycher, Steve von Bergen und Raphael Wicky drei Mann für die sportliche Marschrichtung verantwortlich sind, die einst in der Nationalmannschaft zusammenspielten und auf wie neben dem Feld bestens harmonierten. Mit Stéphane Chapuisat, Gérard Castella, Ernst Graf und Patrik Schuler komplettieren vier Mitglieder der technischen Führungscrew das Septett, womit YB an fussballerischer Kompetenz kaum zu überbieten ist.
Und nicht vergessen wollen wir, dass nicht nur die Spieler und der Staff, sondern auch die Fans wieder erfolgshungrig sind. YB hat eine riesige Fangemeinde, verkauft mit Abstand am meisten Saisonkarten (derzeitiger Stand: 19 200!) und wird auch auswärts lautstark unterstützt.

Pierre Benoit

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