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Das Blut der stolzen Länggässler fliesst in den Farben blau und gelb

«Wir sind unberechenbar, ausgeglichen, haben schnelle und technisch begabte Spieler, die stolz sind, Länggässler zu sein. Dank diesem Stolz gelingt es den Spielern, die letzten Prozente an Leistung aus sich herauszuholen.»

Aus diesen Worten des 37-jährigen Patrick Baumann, in der zweiten Saison Trainer des FC Länggasse, ist zu entnehmen, dass er sich als Trainer des Vereins, mit dem er im ersten Jahr auf Anhieb den Aufstieg in die 2. Liga regional geschafft hat, glücklich fühlt. Er, der einst 153 Spiele in der höchsten Spielklasse absolviert hat und in 24 Spielen (drei Tore) Mittelfeldmotor des U21-Nationalteams war, fühlt sich auch fünf Ligen tiefer in seinem Element.
Oscar Gerpe, Arbeitskollege bei der Berner Kantonalbank und seit Jahren Sportchef des FC Länggasse, fragte Patrick Baumann vor zwei Jahren, ob er nicht Lust hätte, den FCL als Trainer zu übernehmen. «Ich hatte überhaupt keinen Bezug zur Länggasse und dem FC, doch nachdem ich zwei Spiele beobachtet und festgestellt hatte, dass in diesem Team Potenzial vorhanden ist, sagte ich zu und übernahm den Job», blickt Patrick Baumann zurück.
«Ich bin froh, diesen Schritt gemacht zu haben, denn man lässt mich in Ruhe arbeiten, ich spüre auch Respekt meiner Arbeit gegenüber.» Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, weiss, wer die Geschichte des FC Länggasse ein wenig kennt. Die Oldies im Verein waren immer wieder schnell mit Kritik zur Stelle, doch heute sagt beispielsweise FCL-Urgestein Martin Hostettler, dass Patrick Baumann der beste Trainer sei, der jemals an der Seitenlinie gestanden ist.

Drittältester Berner Klub
Nach dem FC Bern 1894 und YB (1898) ist der 1910 gegründete FC Länggasse drittältester Verein in der Region. Entsprechend gross ist die Tradition, doch das höchste aller Gefühle des seit Jahrzehnten zwischen 3. und 2. Liga pendelnden Vereins war der Wintermeistertitel in der 2. Liga vor 47 Jahren. Die Aussichten, dass dieser Höhepunkt in der Klubgeschichte demnächst übertroffen wird, scheinen ausgezeichnet zu sein. «Ich sehe die aktuelle Situation sehr positiv. Nach dem Aufstieg habe ich nicht viel verändert, weil ich überzeugt war, dass wir in dieser Zusammensetzung auch in der 2. Liga regional mithalten können. Einige Spieler hatten bereits Erfahrungen in der 2. Liga gesammelt.»
Weil sich sein Team auch in technischer Hinsicht für diese Liga auf hohem Niveau bewegt, hat sich Patrick Baumann entschlossen, die Heimspiele nicht auf dem kleinen Naturrasenfeld direkt vor dem Vereinslokal «Schluckstübli» auszutragen, sondern auf dem Neufeld-Kunstrasen. «Ich will nicht nur Zweikämpfe sehen, meine Spieler sollen auch ihre Technik ausspielen können», sagt der Trainer. Logisch, dass er auf die spielerischen Aspekte grossen Wert legt, war er doch einst als Spieler mit der Nummer 10 am Ball ein Virtuose.

Ziele mit dem Team …
Mit 19 Punkten aus elf Spielen überwintert der FC Länggasse auf dem glänzenden Platz 4 und liegt sogar einen Punkt vor dem erklärten Aufstiegsfavoriten Prishtina. «Ich bin mit der Zwischenbilanz zufrieden. Als Aufsteiger haben wir bisher gut gespielt, mit den Gegnern stets mithalten können, weil die Mischung stimmt. Das Team ist unberechenbar, es ist nicht einfach, sich auf uns einzustellen, weil immer wieder ein anderer Spieler die Differenz ausmacht. Die Zusammensetzung ist gut, wir sind sehr ausgeglichen und die Spieler, die fast alle aus dem Quartier kommen, sind stolz, das Länggasse-Dress zu tragen. Sie sind bereit, von der ersten bis zur letzten Minute zu kämpfen.»
Auf die Frage, was in Zukunft noch alles möglich sei, hat Patrick Baumann schnell eine Antwort bereit. «Ich denke, dass ein Aufstieg in die 2. Liga inter in nicht allzu ferner Zukunft ein Ziel sein kann.»

… und auch persönlich
Für einen Trainer, dessen Aktivkarriere viele Höhepunkte aufweist, der bei Biel begann und später auch für GC, Winterthur, den FCZ, Thun und Xamax spielte, in den Junioren-Nationalteams ein sicherer Wert war und zum Stamm der U21 zählte, als diese sich für Endrunden-Turniere qualifizierte, kann die 2. Liga regional logischerweise nicht das Ende der eben erst begonnenen Trainerlaufbahn sein.
«Ich bin im Moment im Besitz des B-Diploms, werde mindestens bis zum A-Diplom weitermachen, doch zu weit vorausschauen will ich nicht. Im Prinzip sehe ich im Moment kein Limit gegen oben, Ambitionen sind vorhanden, doch derzeit schenke ich meine Aufmerksamkeit voll und ganz dem FC Länggasse.
Pierre Benoit

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