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Das Coronavirus verlängert Willy Grabers Karriere!

Alles war angerichtet. Am Hallenschwinget in Bolligen sollte am nächsten Samstag die grossartige Karriere des Berner Schwingers Willy Graber mit einem riesigen Fest und einem letzten Auftritt im Sägemehl einen würdigen Abschluss finden. Doch daraus wird (vorerst) nichts.

Ein letztes Mal noch wollte Willy Graber in die Zwilchhosen steigen und seinen Gegnern in heimischer Umgebung mit seinen gefürchteten schwingtechnischen Leckerbissen, dem «Graber-Spezial» und der Bodenarbeit, das Leben schwer machen. Wegen des Corona-Virus wird das Bolliger Hallenschwinget nun aber auf den 19. September verschoben. Willy Grabers Karriere im Sägemehl verlängert sich deshalb um ein halbes Jahr.

Ihre Karriere wird auf unschöne Art verlängert. Das Corona-Virus verhindert das geplante Riesenfest in Bolligen. Wie gehen Sie damit um?
Der Entscheid war sicher vernünftig, denn beim Schwingen hat man engen Kontakt mit dem Gegner und oft sind auch viele ältere Zuschauer dabei. In der Zwischenzeit wurden ohnehin alle Aktivitäten verboten. Aber aufgeschoben ist hoffentlich nicht aufgehoben.

Wie halten Sie sich bis im September fit? Im Moment sind auch Trainings nicht möglich.
Vor allem mit Arbeiten als Dachkecker und Landwirt auf meinem eigenen Hof. So schnell wie möglich will ich auch wieder mit Trainieren beginnen.

Sieht man Sie demnach auch an den grossen Festen nochmals im Einsatz, beispielsweise am Jubiläums-Schwingest «125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband» in Appenzell am 30. August oder an anderen Kranzfesten?
Nein, das sicher nicht. Das Problem liegt vor allem darin, dass ich schon im Winter sehr reduziert trainiert habe, vielleicht noch zu 50 Prozent. In Gedanken habe ich mit dem Schwingen abgeschlossen, sonst müsste ich wieder vier- bis fünfmal wöchentlich trainieren. An grossen Kranzfesten bin ich mit Sicherheit nicht mehr aktiv dabei, an solchen Anlässen nehme ich nur teil, wenn ich mich in Bestform fühle. Vielleicht sieht man mich vor Bolligen noch an zwei oder drei kleinen Festen, vorausgesetzt, sie finden statt.

Vor dem Eidgenössischen sagten Sie dem Bärnerbär (Ausgabe vom 13. August 2019), dass ein fünfter Eidgenössischer Kranz für Sie ein schöner Abschluss auf der grossen Schwingerbühne wäre. Das ist Ihnen in Zug gelungen und damit haben Sie sich definitiv in die Reihe der erfolgreichsten Berner Schwinger aller Zeiten eingereiht. Was bedeutet das für Sie?
Das bedeutet mir sehr viel und ist eine grosse Genugtuung für meine ganze Karriere. 110 Kränze, davon fünf Eidgenössische, das passt, ich habe das gut terminiert. Mit meinen körperlichen Voraussetzungen habe ich sehr viel erreicht. (Willy Graber ist für einen Schwinger mit 181 cm und 96 Kilo vergleichsweise klein und leicht, d. Red.).

Werden Sie den Schwingsport vermissen?
Vorläufig nicht. Ich hatte auf der grossen Bühne einen wunderschönen Abschluss. Wenn es dann mit den grossen Festen wieder losgeht, wird sich erst richtig zeigen und werde ich fühlen, wie sehr ich den Geruch des Sägemehls vermisse.

Eine Frage noch zum aktuellen Schwingerkönig Christian Stucki. Er ist der einzige noch aktive Berner Schwinger mit sechs Eidgenössischen Kränzen, die anderen fünf (Werner Bürki, Niklaus und Peter Gasser, Christian Oesch und Fritz Uhlmann) sind schon lange nicht mehr aktiv. Was trauen Sie dem König in den nächsten Jahren zu?
Die Frage ist, ob Chrigu fit ist. Bleibt er gesund, sind ihm noch viele Siege zuzutrauen, denn Schwingen kann er ja. Dann wird er sicher als erster Berner einen siebten Eidgenössischen Kranz holen.

Pierre Benoit

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