Souveräne Qualifkation für die Europa-League-Achtelfnals mit zwei Siegen gegen den Bundesliga-Spitzenklub Leverkusen, Leader in der Meisterschaft mit 19 Punkten Vorsprung und im Cup auch noch dabei – der YB-Himmel hängt derzeit voller Geigen.
Ein Spieler, der an der nochmaligen Leistungssteigerung des Meisters massgeblich beteiligt ist, heisst Sandro Lauper. YB dominiert die Liga nach Belieben, der FC Basel, Gegner vom Mittwoch, liegt meilenweit zurück – die Frage ist nicht ob, sondern wann YB den vierten Titel in Serie feiern wird. Mittendrin in dieser gelb-schwarzen Erfolgsgeschichte steht der 24-jährige Mittelfeldspieler Sandro Lauper, der nach zwei Kreuzbandrissen in den letzten zwei Saisons endlich zurückkehrte und bisher spielte (dabei drei Tore schoss), als ob er nie abwesend und schwer verletzt gewesen wäre. Der Bärnerbär unterhielt sich nach dem Sieg in Leverkusen und dem 2:2 vom Sonntag in Luzern mit Sandro Lauper.
Ein Weiterkommen gegen einen Bundesliga-Spitzenklub ist nicht Schweizer Fussball-Alltag. Wie haben Sie die beiden Partien erlebt?
Es waren zwei komplett verschiedene Spiele. Die erste Halbzeit in Bern gelang uns mit der 3:0-Führung nahezu perfekt. In der zweiten Hälfte war Leverkusen stärker. Aber der Siegtreffer zum 4:3 kurz vor Schluss gab uns ein sehr gutes Gefühl. Das Rückspiel war eher taktisch geprägt. Wobei wir wenig zuliessen, kompakt spielten und eine herausragende Teamleistung zeigten. Mit dem 0:1 kurz nach der Pause wurde unser Gefühl noch besser; wir wussten, dass die Qualifkation näher rückte und wir alles in die Waagschale werfen wollten, um die Überraschung zu schaffen.
Am 11. in Amsterdam und 18. März zuhause geht es in den Achtelfnals gegen Ajax. Was erwarten Sie?
Die Ausgangslage ist ähnlich wie gegen Leverkusen; beides sind europäische Spitzenteams, die regelmässig in der Champions und Europa League spielen. Wir werden erneut der Aussenseiter sein, aber mit Ambitionen an die Aufgabe herangehen.
Für den Zuschauer sind Sie immer die Ruhe selbst. Sind Sie auf dem Platz nie nervös?
In der Super League hält sich die Nervosität in der Regel in Grenzen. Aber vor einem Spiel wie in Leverkusen ist die Anspannung spürbar, wobei ich eher von einer grossen Vorfreude sprechen würde.
Von der Tribüne aus gewinnt man den Eindruck, Sie hätten nicht stahlharte, sondern keine Nerven.
Ich werde oft darauf angesprochen. Es entspricht meinem Naturell, ruhig zu sein.
Wir erinnern uns an eine Szene aus dem Champions-League-Spiel gegen Manchester United im Old Trafford. Sie kamen 20 Meter vor dem eigenen Tor in Ballbesitz, im Umkreis von zehn Metern standen fünf Rote um sie herum, darunter Leute wie Pogba oder Lukaku. Viele Verteidiger der Welt hätten den Ball auf die Tribüne geschossen, doch Sie leiteten seelenruhig mit einem genauen Pass einen Gegenangriff ein, der beinahe zu einem YB-Tor geführt hat. Erinnern Sie sich an diese Situation?
Ja. Es war generell ein grossartiges Erlebnis, im Old Trafford zu spielen. Wir haben damals eine sehr gute Visitenkarte abgegeben, genau gleich wie die 3000 mitgereisten YB-Fans, die für eine elektrisierende Stimmung sorgten.
Im Mai 2019 und im März 2020 erlitten Sie einen Kreuzbandriss. Jetzt sind Sie endlich zurück, stärker als je zuvor. Haben Sie erwartet, dass Sie so schnell zu Ihrer Form zurückfinden?
Das konnte ich in diesem Ausmass nicht erwarten. Aber ich hoffte, dass es gut funktionieren würde. Das Physio-Team hat sich extrem um mich bemüht; wir arbeiteten hart daran, dass ich für die Ernstkämpfe bereit bin.
Mit Stephan Flückiger, dem YB-Reha-Trainer, haben Sie in den letzten zwei Jahren wohl mehr Zeit verbracht als mit sonst jemandem. Gab es neben den vielen harten und schweisstreibenden auch lustige Momente?
Ja, sicher. Beim Aufwärmen gab es gelegentlich schon mal die Möglichkeit zu einem Spässchen. Aber gesamthaft lag die volle Konzentration auf der Reha und der vollständigen Genesung des Knies.
Sie sagten einst im YB-Magazin, dass den Torschützen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als den defensiven Mittelfeldspielern, das störe Sie aber nicht. Jetzt sind Sie nach Ihrer Rückkehr beides. Denker und Lenker im Mittelfeld, perfekter Passgeber und Torschütze. Damit können Sie wohl auch leben?
Allerdings. (lacht) Ich freue mich über jedes Tor. Aber es ist bei uns wirklich so, dass jeder dem anderen den Torerfolg gönnt und es mit Abstand das Wichtigste ist, die Spiele zu gewinnen.
Pierre Benoit