Kampfgeist, Kraft, Ausdauer, Unnachgiebigkeit, Zähigkeit, Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit, all das bedeutet «SISU». Dieses Wort hatten sich die finnischen Soldaten im Lapplandkrieg 1944 gegen die Deutschen auf die Fahne geschrieben. Eishockey ist zwar nicht Krieg, und doch erhofft sich der neue Cheftrainer aus Finnland, Jussi Tapola, von seinem Team mehr als nur eine Prise «SISU».
«Ich habe mit meinen Spielern zwar noch nicht über <SISU> gesprochen, doch ich werde das bestimmt noch tun. Für den Eishockeysport ist <SISU> zweifellos die richtige DNA. Das heisst für mich, dass wir in den <Battles> bestehen wollen. Unsere Spieler sind läuferisch ausserordentlich stark, sie müssen das schnelle Skating nur benutzen, indem sie in die Ecken gehen, die Pucks erobern, zuerst die Räume vor dem Tor besetzen, nie aufgeben und immer bereit sind für den nächsten Einsatz. In körperlicher, aber auch in mentaler Hinsicht – das alles beinhaltet <SISU> und deshalb werde ich das mit dem Team auch noch ansprechen», sagt Jussi Tapola wenige Tage vor dem Meisterschaftsbeginn. Nicht ohne Grund wurde im Übrigen auch der 1939 in Betrieb genommene finnische Eisbrecher auf den Namen «SISU» getauft.
Der Vergleich mit Tappara
Selbstverständlich wollen wir vom Erfolgscoach aus Finnland, nachdem er die ersten Eindrücke von seiner neuen Mannschaft gewonnen hat, auch einen Vergleich mit seinem vormaligen Klub Tappara Tampere im Speziellen und dem finnischen Eishockey im Allgemeinen hören. Vom Mann, der viermal in Finnland die Meisterschaft und zuletzt die Champions Hockey League gewonnen hat, erfährt man Erstaunliches.
«Tappara zählt zu den Top of Europe-Teams, das hat der Klub in den letzten Jahren auch in der Champions Hockey League bewiesen, doch der SCB braucht einen Vergleich nicht zu scheuen. Die Arbeitsbedingungen und Trainingsmöglichkeiten sind hier in Bern besser, alles ist erstklassig. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir im SCB nicht ebenso erfolgreich sein sollten wie in Tampere. Die Liga in der Schweiz ist auf einem hohen Niveau, sehr ausgeglichen und die harte Konkurrenz unter den Klubs wirkt sich leistungsfördernd aus. Ich erachte es als Privileg, für eine der bedeutendsten Eishockeyorganisationen Europas zu arbeiten. Bereits in den ersten Gesprächen mit den Klubverantwortlichen habe ich damals gespürt, dass wir im Hinblick auf die sportliche Zukunft des SCB dieselbe Vision haben.»
Auf den Nachwuchs bauen
Mit der Verpflichtung von Jussi Tapola steigt bei den Fans auch der Optimismus, dass die hoffnungsvollen SCB-Nachwuchsspieler wieder mehr Einsatzzeit erhalten, als dies in den letzten Jahren der Fall war. «Die Jungen hören zu, sie arbeiten hart und haben mir in der Vorbereitung einen guten Eindruck gemacht. Ich bin bereit, ihnen Verantwortung zu übertragen», sagt Tapola. Angetan ist er auch von einem anderen jungen Spieler, der zwar seit einem Jahr beim SCB im Kader steht, wegen der leidigen Virus-Geschichte seine Fähigkeiten aber nie zeigen konnte. «Marco Lehmann ist ein smarter Spieler, er wird uns viel Freude bereiten. Es ist schön, ihn in dieser Top-Verfassung zu sehen.» Selbstverständlich ist auch Jussi Tapolas Vorfreude auf das erste Heimspiel am kommenden Freitag gegen den Lausanne HC gross. «Die Mannschaft wird alles dafür tun, sich die Unterstützung der besten Fans Europas zu verdienen. Wir haben bisher hart gearbeitet, um unsere Ziele zu erreichen und wir werden dies auch weiterhin tun.»
Klare Zielsetzung
Für Jussi Tapola ist klar, wohin der SCB-Weg in der neuen Saison führen soll. «Wir wollen nach der Qualifikation in der Rangliste unter den ersten Sechs stehen. Über allem steht das Ziel Playoff-Qualifikation.» Wie er das mit seiner Mannschaft erreichen will, ist klar. «Nur harte und seriöse Arbeit führt zum Ziel, im Training wird viel Schweiss fliessen. In den Playoffs können dann wir angreifen, hier ist immer alles möglich.» Lobende Worte hat der Finne auch für sein Goalie-Quartett übrig. Der von ZSKA Moskau gekommene Schwede Adam Reideborn, der wie Philip Wüthrich und Daniel Manzato in den Vorbereitungsspielen zum Einsatz gelangte, hat – wie seine beiden Kollegen – einen guten Eindruck hinterlassen. Andri Henauer, der jüngste im Goaliequartett, wird die Saison vorwiegend in der Swiss League, in den Reihen des EHC Basel, absolvieren. kann im Bedarfsfall aber zurückgeholt werden.
Pierre Benoit
PERSÖNLICH
Jussi Tapola wurde am 13. Juni 1974 in Kerava (Finnland) geboren. Bis 2002 spielte er in verschiedenen Klubs in der 1. und 2. Division Finnlands. Seine Trainerkarriere startete er im Nachwuchs von Hämeenlinna. Von 2013 –17 und von 2021 – 23 war er Cheftrainer von Tappara Tampere. Vier Meistertitel gewann er und wurde 2023 Champions-League-Sieger. 2018/19 coachte er Kunlun Red Star Peking in der KHL. 2023 wurde er von der Vereinigung der europäischen Eishockey-Klubs zum Trainer des Jahres gewählt. Ab 2023/24 ist er nun Headcoach beim SCB, sein Vertrag läuft noch bis 2025.