Für Beat Brechbühl, Verwaltungsratspräsident der SCB Group AG, ist klar, dass beim grössten Eishockeyunternehmen der Schweiz die wirtschaftlichen Zahlen wie auch die sportlichen Erfolge stimmen müssen.
Im Interview mit dem Bärnerbär betont der höchste SCB-Mann auch, dass die Rochade im Verwaltungsrat den sportlichen Bereich der SCB Group AG stärkt, ohne dass der wirtschaftliche darunter leidet.
Sie sind unter anderem auch in den Verwaltungsräten der Mobiliar, der Flughafen Bern AG, der AVAG, der CS Entrepreneur Capital AG, von Quickline und von Wandfluh tätig. Ist der SCB wegen dem sicher noch bis Ende August geltenden Verbot von Grossanlässen und damit auch von Spielen der National League zurzeit Ihr schwierigstes Mandat?
Nein, das Mandat der Flughafen Bern AG ist im Moment noch herausfordernder.
Ist der SCB Ihr schönstes VR-Mandat?
Das kann man so nicht sagen. Ich engagiere mich in jedem Mandat nach bestem Wissen und Gewissen und jedes einzelne ist auf seine Art besonders. Es ist aber das emotionalste Mandat, weil der Eishockeysport hier in Bern einen ganz besonderen Stellenwert hat und von sehr vielen Leuten im Herzen getragen wird.
Das Sportbusiness wird von vielen als von der «normalen» Wirtschaft getrennt und als Branche mit eigenen Regeln betrachtet. Ist dies korrekt?
Jein. Ein Sportunternehmen unterliegt denselben Mechanismen des Marktes, die in den anderen Branchen auch wirken. Insofern ist die SCB Group AG ein KMU. Und genau so handhaben wir unsere Arbeit im Verwaltungsrat. Aber klar ist der Sport eine Branche mit eigenen Charakteristika – so wie die Finanz-, die Industrie- und die Telekommunikationsbranchen ebenfalls ihre Spezialitäten haben. Und der Sport ist doppelt anspruchsvoll: Man muss nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sportlich erfolgreich sein. Es klatscht hier in Bern niemand, wenn wir beste Zahlen präsentieren und zugleich sportlich enttäuschen. Die Rangliste muss genauso stimmen wie die Bücher.
Sie sind seit 2016 im Verwaltungsrat der SCB Group AG und seit 2017 deren Präsident. Weshalb engagieren Sie sich derart stark für das beliebte Berner Eishockeyunternehmen?
Es ist die soeben beschriebene Herausforderung, die mich reizt. Und klar ist es auch die Freude am Eishockey, am Sport, an der Unterhaltung an sich. Und ganz wesentlich: Die menschliche Komponente spielt beim SCB eine besondere Rolle. Das entspricht mir auch als Person besonders.
Im Verwaltungsrat der SCB Group AG sind per 1. Mai viele Wechsel erfolgt: Die langjährigen Mitglieder Hans Dietrich, Rudolf Schnorf, Urs Schweizer und Jürg Bucher traten an der Generalversammlung aus dem Gremium zurück. Walter Born war aus beruflichen Gründen bereits Ende 2019 zurückgetreten. Mark Streit, Roman Josi, Pascal Dietrich und Sie übernehmen die freiwerdenden Aktienpakete. Zudem ergänzen Carlo Bommes und Roman Josis Vater Peter den Verwaltungsrat. Wieso diese umfassende Rochade?
Die Zeit war reif für eine Verjüngung – die Nachfolgeplanung gehört zu den wichtigen Aufgaben eines jeden Verwaltungsratspräsidenten.
Spielten das Corona-Virus und dessen Auswirkungen auf den SC Bern eine Rolle?
Nein! Wir hatten die Nachfolge gemeinsam seit langem vorbereitet. Der vermeintliche Zusammenhang mit der Krise ist purer Zufall.
Mit dem Zuzug von Roman Josi und Mark Streit gelang Ihnen und Ihrer Crew ein doppelter Coup.
Danke für die Blumen. Die beiden NHL-Stars sind zwei der besten Schweizer Hockeyspieler mit Berner Wurzeln. Sie bekennen sich zu unseren Werten und unseren Zielen. Mark Streit wird uns zudem mit einem Teilpensum in Sportfragen und vor allem bei der Nachwuchsförderung unterstützen. Solange Roman Josi aktiv in der NHL spielt, ist sein zeitliches Engagement natürlich limitiert. Es ist gleichzeitig ein Glücksfall, dass sein Vater und Berater, Peter Josi, im VR Einsitz nehmen wird.
Verschiedene Szenenkenner behaupten, dass der Zuwachs des sportlichen Know-hows auf Kosten des wirtschaftlichen Wissens erfolgt. Was sagen Sie dazu?
Wenn Sie rein mathematisch argumentieren, stimmt das. Denn mit Mark Streit und Roman Josi, vertreten durch seinen Vater Peter, haben wir zwei Sportler integriert, ohne einen Sportexperten ziehen zu lassen. Aber: Das ökonomische Know-how bleibt uns erhalten. Bleiben wir bei Peter Josi: Er ist CFO eines KMU und verstärkt unsere Finanzkompetenz. Pascal Dietrich wiederum hat als Inhaber einer Personalberatungsfirma HR-Wissen zu bieten. Carlo Bommes ist einer der besten Veranstalter von Grossanlässen. Klar, dass er dem SCB auch weiterhelfen wird. Die aktuelle Situation bringt es mit sich, dass wir das Wissen von allen neuen Verwaltungsräten ab sofort benötigen.
Welches Element ist aktuelle besonders schwierig zu handhaben?
Wir haben keine Planungssicherheit und fliegen quasi «blind»: Wann beginnt die Saison? Können wir mit Zuschauern spielen oder nicht? Wir brauchen von den zuständigen Behörden des Bundes rasch klare Entscheide. So können wir unsere Planung und unser Kostenmanagement darauf ausrichten. Selbstverständlich machen wir das bereits jetzt – und hier sind alle gefordert: Spieler, Staff, Management. Und wenn es staatliche Restriktionen gibt, dann erwarten wir auch staatliche Unterstützung – genau wie dies in allen anderen Branchen auch gilt.
Dominik Rothenbühler