Den Mutzen ist der Saisonstart geglückt. Die Mannschaft spielt attraktives Eishockey und gewinnt. Mit dem Neuenburger Romain Loeffel ist einer der besten Schweizer Verteidiger zum 16-fachen Meister gestossen.
«Romain Loeffel ist Nationalspieler und bringt viel Erfahrung mit. Er spielt sehr konstant und zuverlässig und ist ein Führungsspieler in der Abwehr», sagte SCB-Sportchef Andrew Ebbett, als er bereits im September 2021 den prominenten Zuzug im Hinblick auf die Saison 2022/23 vermelden konnte.
Sie haben bereits Anfang vergangener Saison beim SCB einen Vierjahres-Vertrag unterschrieben. Was veranlasste Sie damals, sich so früh langfristig an einen in der Krise steckenden Klub zu binden?
Bern ist eine grosse Mannschaft, die zuletzt drei schwache Jahre erlebte. Doch das ändert nichts daran, dass die drei Buchstaben SCB im Schweizer Eishockey Qualität garantieren und ein solcher Klub nicht lange im Keller bleiben wird. Für mich war schon seit Jahren klar: Bietet sich mir einmal die Chance, für den SCB vor dieser Kulisse zu spielen, werde ich sie packen. Dem SCB kann man nicht Nein sagen. Und jetzt sind wir hier – en famille.
Sie spielten bisher in der Westschweiz und zuletzt während vier Jahren im Tessin. Nun sind Sie erstmals in der Deutschschweiz. Wie fühlen Sie sich, was ist anders?
Früher sagte man immer, die Westschweizer spielen, die Deutschschweizer kämpfen Hockey. Deshalb waren die Deutschschweizer auch erfolgreicher. Doch heute ist das nicht mehr der Fall. Die Unterschiede sind nicht mehr so klar, heute sind alle Profis und wissen, worum es geht.
Sie sprechen Französisch, Italienisch und wie alle Eishockeyspieler Englisch. Wie steht es um ihr Deutsch?
Ich spreche auch recht gut Deutsch. In der Kabine sprechen wir, wenn nicht Englisch, oft Deutsch.
Und Bärndütsch?
Das ist so eine Sache. Mein Deutsch ist eine Mischung aus Hochdeutsch und Schweizerdeutsch. Wieviel Bern da schon drin ist, müssten meine Berner Mannschaftskollegen beurteilen. In der Garderobe wird oft Dialekt gesprochen, das ist auch in der Nationalmannschaft so.
Nach drei mageren Jahren scheint es mit dem SCB wieder aufwärtszugehen. Welche Möglichkeiten hat der SCB in dieser Saison? Was trauen Sie dem Team zu?
Ich denke, wir haben eine starke Mannschaft mit einem sehr guten Teamgeist. Die Saison ist noch jung und wir werden sehen, ob wir zu einem Höhenflug ansetzen können.
Wie lebt es sich als Neuenburger in Bern? Sind Sie schon heimisch geworden?
Ja, es gefällt mir und meiner Frau sehr gut. Bern ist eine schöne Stadt.
Es gab zuletzt noch eine weitere Veränderung in Ihrem Leben. Sie sind zum zweiten Mal Vater geworden.
Es hat sich tatsächlich einiges verändert. Komme ich nach Hause, sind da zuerst einmal die beiden Buben. Heute habe ich nicht mehr nur Eishockey im Kopf, selbst wenn Eishockey mein Beruf und Hobby bleibt. Aber heute stehen meine Frau und unsere beiden Buben an erster Stelle.
Nationalcoach Patrick Fischer hat sie nicht für die letzte WM in Finnland selektioniert. Kennen Sie die Gründe und wie gross war Ihre Enttäuschung?
Ich kenne die Gründe nicht. Es war auch nicht leicht, diese Nicht-Selektion zu verdauen. Doch ich war in der Vorbereitung wohl nicht auf meinem besten Leistungsniveau. Meine Frau war schwanger. Der Umzug nach Bern stand bevor, vielleicht war ich mit meinen Gedanken zu oft anderswo und spielte vor der WM nicht so, wie es sich der Trainer vorgestellt hat.
Sie tragen beim SCB die Nummer 58, die vorher Eric Blum trug. Zufall oder hat diese Nummer für Sie eine besondere Bedeutung?
Zuerst hatte ich die Nummer 5, bei Gottéron dann die 55, weil die 5 schon vergeben war. Bei Servette kam ich wieder zur 5 zurück, verletzte mich aber sofort, so dass diese Nummer fortan keine Option mehr war. In Lugano fand ich dann zur Nummer 58, die immer Sandy Jeannin, auch er Neuenburger, trug. Und in Bern blieb ich nun dabei, weil Eric Blum, der zuvor mit der 58 spielte, leider aus bekannten Gründen nicht mehr dabei ist.
Wenn Ihr Vertrag beim SCB ausläuft, werden Sie 35 sein. Schon Pläne, was dann geschieht? Wollen Sie den Rekord von Bidu Gerber schlagen?
Bidus Rekord zu schlagen, ist ein schwieriges Unterfangen. Aber wenn mein Vertrag ausläuft, bin ich 35. Mal abwarten, wie ich dann in Form bin. Fühle ich mich gut und komme ohne gravierende Verletzungen durch, kann ich mir gut vorstellen, noch weiterzuspielen.
Pierre Benoit
Romain Loeffel wurde am 10. März 1991 in La Chaux-de-Fonds geboren. Er begann als Junior beim HC Les-Ponts-de-Martel, spielte dann für den HC La Chaux-de-Fonds und Fribourg-Gottéron. 2014 bis 2018 stand er bei Servette und 2018 bis 2022 beim HC Lugano unter Vertrag. Seit dieser Saison mit einem Vierjahres-Vertrag beim SCB. 113 Länderspiele (17 Tore/27 Assists). 645 Spiele in der National League (86 Tore/217 Assists).