Er war Meister mit YB, stieg mit Thun und seinem aktuellen Verein Waasland-Beveren aber ab. Nun will Leonardo Bertone zusammen mit Trainer Marc Schneider, einem weiteren Ex-YBler, so schnell es geht zurück in Belgiens Oberhaus.
Die Karriere Leonardo Bertones ist einerseits geprägt von Höhepunkten wie dem Titelgewinn mit YB unter Trainer Adi Hütter im Jahr 2018. Andererseits sind da die Tiefschläge, wie den beiden Relegationen oder der Tatsache, dass er bei YB nicht mehr glücklich war, weil die Konkurrenz im Mittelfeld immer grösser und die Einsatzzeiten kürzer wurden. Dies war der Grund, dass Bertone sein Glück in der Ferne suchte, in Cincinnati, einer Stadt im Bundesstat Ohio. Bereits nach einem Jahr folgte er aber dem Lockruf von Thun-Trainer Marc Schneider, mit dem Ziel, den Abstieg aus der Super League zu verhindern. Weil dieses Unterfangen misslang, zog der Mann vom Wohlensee weiter nach Belgien, wo mit Waasland-Beveren prompt der nächste Abstieg folgte. Seit dieser Saison schicken sich drei Schweizer an, in Belgien die Rückkehr in die oberste Spielklasse zu schaffen. Der Klub aus Ostflandern beschäftigt neben Bertone und Schneider auch den ehemaligen FC-Thun-Aussenverteidiger Chris Kablan.
Zweite belgische Liga genügt ihm auf Dauer nicht
In Beveren läuft seit Saisonbeginn die Operation Wiederaufstieg. «Der Erste steigt direkt auf, der Zweite bestreitet eine Barrage. Wir wollen den Leader überholen und den direkten Aufstieg schaffen», nennt Leonardo Bertone das Saisonziel. Derzeit liegt das Team auf Rang 2 hinter Westerloo, doch für den Berner Regisseur ist klar: «Wir haben den Aufstieg als Ziel und ich weiterhin YB im Herzen.» Die letzte Begegnung – Leonardo Bertone fehlte verletzt – endete mit einer 1:3-Heimniederlage gegen Lierse Kempenzonen, womit sich der Rückstand auf Leader Westerloo weiter vergrösserte. Doch an den hochgesteckten Zielen des 1936 gegründeten Traditionsklubs ändert dies nichts. Bertone besitzt in Belgien, im Land, das im FIFA-Ranking nach wie vor Platz 1 belegt, einen Vertrag bis 2023. Doch die Frage drängt sich auf, ob die zweithöchste belgische Liga den Ansprüchen eines Schweizermeisters und 13-fachen U21-Nationalspielers genügen kann. «Man darf die Liga nicht unterschätzen – das Niveau ist höher als in der Schweizer Challenge League. Die Zweikämpfe sind hart, keiner zieht den Fuss zurück, man hat wenig Raum und Zeit und wird stets gefordert. Dass die zweite belgische Liga auf Dauer meinen Ansprüchen nicht genügt, liegt auf der Hand. Ich will wieder einen Schritt vorwärts machen und Erfolge feiern, hoffentlich bald mit einem Aufstieg.» Begonnen hat Leonardo Bertone im Alter von acht Jahren vor seiner Haustüre, beim SC Wohlensee. «Ich durfte in den höheren Alterskategorien mitspielen, was mir gefiel, weil dort mein älterer Bruder kickte», blickt Leonardo Bertone in seine Anfangszeiten zurück. Zwei Jahre später, an einem Turnier, ging die Zeit beim SC Wohlensee bereits zu Ende. «In Jegenstorf spielten wir im Halbfinal gegen YB, verloren zwar, doch bei der Preisverteilung kam der YB-Trainer auf mich zu und fragte, ob ich Lust hätte, ein Probetraining zu besuchen. YB wollte mich dann behalten und so konnte ich den Weg hinunter Richtung Wohlensee zum Trainingsplatz, der mir so sehr gefallen hat, nicht mehr unter die Füsse nehmen.»
Reger Kontakt zu YB
Bei YB entwickelte sich der Mann mit dem harten Schuss schon bald zum Regisseur im Mittelfeld. Auf allen Juniorenstufen war er Denker und Lenker und wurde von den Coaches des Schweizerischen Fussballverbands von der U15 bis zur U21 stets in die nationalen Auswahlen aufgeboten. 131 Spiele mit 16 Toren im YB-Fanionteam, dazu der Meistertitel 2018, sollten folgen. «Vor Saisonbeginn überlegte ich, eine neue Herausforderung anzunehmen, doch als feststand, dass Marc Schneider neuer Trainer wird, war ich bereit, das Projekt Wiederaufstieg mit ihm zusammen anzunehmen.» Und wie steht Bertone heute zu YB? «Die Leistungen von YB verfolge ich auch aus der Distanz. Als YB Manchester United schlug, jubelte ich vor dem Fernseher mit, als stünde ich selbst auf dem Platz. Mit vielen Leuten habe ich regen Kontakt, vor allem mit Christian Fassnacht und Medienchef Albert Staudenmann telefoniere ich regelmässig. YB ist und bleibt der Klub meines Herzens.»
Pierre Benoit