Zum dritten Mal in Serie Meister, Cupsieger, das erste Double seit 1958, Leader mit sechs Verlustpunkten Vorsprung auf Verfolger Lugano, im Cup und in der Europa League noch dabei – YB-Herz, was willst du mehr?
Eigentlich hätte YB vor Saisonbeginn die Vereinsfarben von gelb-schwarz auf gold-schwarz wechseln müssen, doch Tradition geht vor Gegenwart und bei den Young Boys weiss man, dass es auch schon weniger erfolg-reiche Zeiten gab und bleibt deshalb mit beiden Füssen auf dem Boden der Wirklichkeit. Der Bärnerbär hat sich mit Captain Fabian Lustenberger unterhalten, in einem kleinen Rück- und einem ausführlicheren Ausblick.
Als Sie vor Beginn der Saison 2019/20 zu YB stiessen, standen in Ihrem Palmarès zwar zwei erste Plätze in der 2. Bundesliga, doch das Blatt mit Titeln war blank. Froh, dass Sie den Weg zu YB eingeschlagen haben und jetzt bereits Meister und Cupsieger sind?
Rückblickend darf ich festhalten, dass es der richtige Schritt zum richtigen Verein war. Es kam so, wie ich es mir erhofft und erträumt hatte. Den Wechsel zu YB habe ich noch keine Sekunde bereut und zur sportlich perfekten Situation kommt zusätzlich positiv dazu, dass jetzt die Familie wieder zusammen ist.
Als dreifacher Vater sind Sie von Ihren Kindern an Weihnachten sicher reichlich beschenkt worden. Was lag alles unter dem Weihnachtsbaum?
Meine Kinder beschenkten mich mit Briefen, Karten und selbstgebastelten Sachen. Aber die Geschenke gingen vor allem von meiner Frau und mir an die Kinder, wie es sich gehört.
Blicken wir voraus. Mit sechs Ver-lustpunkten Rückstand ist der FC Lugano erster Verfolger. Droht die Gefahr, dass die Meisterschaft zum Selbstläufer wird und an der Spitze in Langeweile erstarrt?
Wir schauen das anders an und kümmern uns nicht darum, welche Ergebnisse die anderen erzielen. Wir schauen für uns, versuchen, Spiel für Spiel zu gewinnen und den Vorsprung zu vergrössern. Uns wird es bestimmt nicht langweilig.
In den ersten 13 Runden gab es bei YB wieder verschiedene Blessuren. Wie fit sind Sie, Sandro Lauper und die anderen zuletzt Verletzten?
Ich befinde mich hundertprozentig im Mannschaftstraining, auch Marvin Spielmann und Sandro Lauper sind wieder voll dabei, Vincent Sier-ro trainiert noch für sich allein. Für Marvin, mich und vor allem für Sandro Lauper gilt es, in den Trainingsspielen Spielpraxis zu erhalten, Sandro war ja lange abwesend.
YB trifft in den Europa-League-Sechzehntelfinals auf Bayer Leverkusen, in der Bundesliga seit Jahren ein absoluter Spitzenverein. Was erwarten Sie?
Klar, dass Bayer hoher Favorit ist. Dies kam auch in den deutschen Me-dien zum Ausdruck, die von einem Traumlos für Bayer schrieben. Die Leverkusener sind sehr stark, ausgeglichen, mit einem cleveren Trainer. Das Team hat grosse Erfahrung auch aus der Champions League und der Europa League. Persönlich verbinde ich gute Erinnerungen an Spiele gegen Bayer. Wir haben mit Hertha zweimal in Leverkusen gewonnen – wir sind nicht chancenlos, sofern uns zwei sehr gute Leistungen gelingen.
Als Beobachter gewinnt man den Eindruck, dass YB das einzige Team der Super League ist, das es versteht, verschiedene Systeme anzuwenden, ob von Spiel zu Spiel oder während einer Partie. Je nach Gegner oder Resultat wechselt Trainer Gerardo Seoane von einer Minute auf die an-dere die Taktik – was den Gegner vor Probleme stellt. Wie beurteilen Sie diesen YB-Vorteil?
Das ist richtig und in erster Linie das Verdienst von Coach Gerardo Seoane und seinem Trainerteam, hängt aber auch mit der Qualität und Breite unseres Kaders zusammen. Oft reicht bereits ein Spielerwechsel oder eine taktische Umstellung, um uns stärker zu machen und beim Gegner für Verwirrung zu sorgen
Sie sind Vater von zwei Buben und einem Mädchen. Die Söhne sind neun und sieben Jahre alt. Wächst da bereits ein neuer Lustenberger heran?
Das ist noch zu früh. Der Kleinere spielt und interessiert sich sehr für Fussball, der Grössere betreibt lieber andere Sportarten. Aber das ist gut so, wichtig ist allein, dass sie aktiv sind.
Der Cup ist zwar noch in weiter Fer-ne. Trotzdem: Denken Sie bereits an die Verteidigung des Titels?
So weit schaue ich nicht voraus. In St. Gallen haben wir im Februar im Achtelfinal ein schwieriges Spiel vor uns. Im Cup heisst es «siegen oder fliegen». Wir wollen so weit wie möglich kommen und um das zu erreichen, müssen wir siegen.
Pierre Benoit