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Der ewig Reisende packt schon wieder die Koffer

Maurizio Jacobacci ist ein waschechter Berner und wird es, obwohl er seit über 30 Jahren quer durch die ganze Schweiz und im nahen Ausland als Spieler und Trainer tätig war, auch immer bleiben.

Wie bei vielen später erfolgreichen Fussballern begann auch die Karriere des schweizerisch-italienischen Doppelbürgers im Westen von Bern, im Tscharnergut. «Im Tscharni erlebte ich eine wunderschöne Kindheit, wir spielten vor und nach der Schule in jeder freien Minute Fussball und bereits mit neun Jahren trat ich dem FC Bethlehem bei. Weil ich dort viele Tore schoss, durfte ich zum SC Bümpliz 78, es war nicht nur eine erfolgreiche, sondern auch eine lustige Zeit mit vielen guten Kollegen», erinnert sich der ehemalige YB-Stürmer, der auch heute noch mit den YB Old Stars auf Torejagd geht.

Das legendäre Spiel gegen Real
Als er zwölf war, entdeckten ihn die Young Boys, mit denen er im Alter von 16 Jahren unter Trainer Friedhelm «Timo» Konietzka seinen ersten Match mit dem Fanionteam bestritt. Maurizio Jacobacci: «In der YB-Mannschaft stand damals auch Karl Odermatt, 21 Jahre älter als ich, das werde ich ebenso wenig vergessen wie mein erstes Tor gegen Chiasso. Und nach meinem Wegzug aus Bern mein absolutes Highlight, den Meistertitel mit Xamax und meinen Treffer im Meistercup-Viertelfinal beim 2:0-Sieg gegen Real Madrid.»

Aussergewöhnliche Trainerkarriere
Spannend, aber nicht so, wie sich dies Maurizio Jacobacci einst vorgestellt hatte, verlief seine bisherige Trainerkarriere, die er im Jahr 1997 in Mendrisio startete. «Mir wäre lieber, ich hätte nicht so viele Wechsel vornehmen müssen, aber es war auch eine schöne Lebenserfahrung. Es galt immer, sich zu integrieren und für eine neue Aufgabe zu motivieren. Zum Glück gelang mir dies, ich konnte überall Fuss fassen, die Reiserei war nicht geplant, aber es hat sich letztlich so ergeben.» Jacobacci hat in den letzten 34 Jahren eine veritable Tour de Suisse absolviert, die ihn zwar nicht im Ledersattel über Susten, Lukmanier und Grimsel führte, doch mit Ausnahme Basels in jede Ecke der Schweiz, ob Chiasso, Schaffhausen oder den Genfersee.
Im Palmarès des FC Lugano stehen je drei Meistertitel und Cupsiege, doch der letzte Erfolg datiert von 1993. «Der Titel ging dieses Jahr hochverdient an YB, doch für uns war es wichtig, dass wir uns vom Tabellenende lösen und nach vorne orientieren konnten», sagt Maurizio Jacobacci und gibt einen Einblick in sein hohes taktisches Verständnis, mit dem er das Team der Tessiner, in dem Akteure aus 13 verschiedenen Ländern standen, wieder auf Erfolgskurs geführt hat. Obwohl er selbst Stürmer war und gerne Tore schoss, ist seine Spielidee italienisch geprägt, pflegte er ein den Fähigkeiten der Spieler angepasstes System, das auf einer sicheren Abwehr mit schnellem Umschalten in die Offensive fusst. «Der Prozentsatz an Ballbesitz steht bei mir nicht an oberster Stelle. Mir ist wichtig, dass wir dem Gegner wenig Chancen zugestehen und nach Balleroberung schnell vor das gegnerische Tor kommen.» Das bekannte Motto «Angriff ist die beste Verteidigung» galt bei den Ticinesi nicht. Jacobacci bevorzugt zwar ein 4-2-3-1-System, doch sah er bald einmal, dass auch mit einer Fünf-Mann-Verteidigung Erfolge möglich sind. «Weil sich die ganze Feldbreite abdecken lässt, der Mannschaft diese Spielart geläufig ist und sie so grosses Selbstvertrauen hat.»

Trotz allem kein neuer Vertrag
Dass Maurizio Jacobacci der dienstälteste Lugano-Trainer seit dem Italiener Simone Boldini (November 2007 bis Juni 2010) war, stellt ihm ein gutes Zeugnis aus. Auch Coaches wie Marco Schällibaum, Pierluigi Tami und Fabio Celestini sassen nicht lange auf dem FCL-Trainerstuhl. Lugano kassierte letzte Saison am zweitwenigsten Gegentore und beendete die Saison auf dem hervorragenden vierten Platz. Doch all das scheint die neuen Mehrheitsaktionäre des FCL nicht zu interessieren. «Wir sprachen nur etwa 20 Minuten miteinander, ich fühlte sofort, dass sie andere Ideen hatten und ihren eigenen Wunschtrainer installieren wollten.» Wie lange Jacobaccis Nachfolger, der Brasilianer Abel Braga, im Amt bleibt, steht in den Sternen. Nervös machen lässt sich der «Bärner Gieu» trotzdem nicht. «Ich warte ab und hoffe, bald eine neue Herausforderung annehmen zu können.» Einmal mehr ist der ständig Reisende bereit, die Koffer zu packen.

Pierre Benoit

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