Wie beim FC Breitenrain und beim FC Wyler (Bärnerbär vom letzten Dienstag) sind die Sorgen auch bei anderen Fussballvereinen in der Region wegen Corona gross.
Während in der Super League und der Swiss League ab 19. Juni unter Ausschluss der Öffentlichkeit wieder gespielt werden darf, schweben die Klubs – ob in der 1. Liga Promotion, der 2. oder 3. Liga – weiterhin im Ungewissen, wann die kommende Saison in Angriff genommen wird. Ärgerlich ist der Saisonabbruch namentlich für den FC Muri-Gümligen, der auf dem Weg zum Aufstieg abrupt gestoppt worden ist.
Die fünf Fragen
- Was bedeutet es für Ihren Verein, dass die Saison 2019/20 abgebrochen werden musste?
- Wie sieht es im Moment aus? Trainieren die Teams seit dem 11. Mai wieder?
- Was haben Ihre Spieler während des Lockdowns gemacht? Haben Sie individuell trainiert oder stand einfach «dolce far niente» auf dem Programm?
- Worauf hoffen Sie im Hinblick auf die kommende Saison?
- Hatte der Lockdown für Ihren Klub auch in finanzieller Hinsicht Folgen?
Silvan Rudolf, Cheftrainer FC Köniz, 1. Liga Promotion, Platz 11, 17 Spiele/20 Punkte
- Wir sind enttäuscht, dass unsere Mannschaften ihre guten Leistungen in den Trainings nicht mehr in den Spielen umsetzen konnten. Aus gesundheitlichen Gründen machte der Abbruch aber Sinn. Wir wollen die Zeit nutzen, um für die neue Saison bereit zu sein.
- Wir entschieden, in verschiedenen Phasen den Trainingsbetrieb in Kleingruppen wieder aufzunehmen. In einer ersten Phase starteten fünf Juniorenteams und die 1. Mannschaft in eine «Probewoche». Danach folgten die anderen Aktivmannschaften sowie der Junioren-Spitzenfussball. Seit dem 25. Mai dürfen alle Teams wieder trainieren. Die Schutzkonzepte einzuhalten, war ein grosser organisatorischer Aufwand. Die Trainings sind nach wie vor freiwillig
- Die Spieler der 1. Mannschaft erhielten jeden Freitag einen Trainingsplan für die folgende Woche. Wir unterhielten uns zudem in Videochats und sorgten so für gemeinsamen Spass. Es war jedem Trainer freigestellt, wie und ob er seinen Spielern Aufträge erteilte. Wir haben unzählige Videos von Spielern erhalten, welche sich zuhause fit hielten und den Ball nie ausser Auge liessen.
- In erster Linie hoffen wir, dass die Meisterschaften und Turniere in allen Kategorien – Junioren und Aktive – gestartet werden können. Selbstverständlich wünschen wir uns, vor Zuschauern zu spielen. Es wäre schön, könnten die Fans in Köniz wieder Fussball schauen und die Eltern Ihre Kinder anfeuern. Auch hoffen wir, dass wir unsere Sponsoren, Gönner und Supporter vor Ort begrüssen und ihnen für ihre Treue und Unterstützung danken können.
- Wir haben das Glück, dass wir vorsichtig budgetiert haben und in keine finanzielle Krise schlittern. Dies auch dank dem Entgegenkommen unserer Sponsoren, Spieler und Trainer. Ihnen gebührt grosser Dank. Wir haben für unsere Sponsoren ein Hilfspaket von 40000 Franken geschnürt. Es soll denjenigen Sponsoren zugutekommen, welche durch den Lockdown stark getroffen wurden. Wir wollen diese «Krise» als Partner gemeinsam überstehen. Leider mussten Gespräche mit potenziellen neuen Sponsoren ausgesetzt werden. Wir können nicht abschätzen, welche finanziellen Auswirkungen Corona langfristig haben wird.
Jürg Bürki, Sportchef FC Muri-Gümligen, 2. Liga Regional, Gruppe 1, Platz 1, 11 Spiele/28 Punkte
- Frust pur! Im Trainingslager kursierte die Nachricht gegen Spielschluss im Freundschaftsspiel vom 13. März und wurde nach dem Abpfiff auch bestätigt. Das Team musste sich sammeln und erholen. Wir wären bereit gewesen, um die Zielsetzung zu erreichen und die gute Vorrunde zu bestätigen.
- Nein, geplant ist demnächst ein lockerer Start. Mit der Vorbereitung beginnen wir ähnlich wie nach der langen Winterpause.
- Die Spieler haben sich selbstständig bewegt.
- Dass unter anderem wieder Fussball gespielt werden kann und alle gesund bleiben.
- Ja, weitere «Spuren» werden erst in der neuen Saison – falls gespielt werden kann – noch ersichtlicher.
Peter Giriet, Vizepräsident FC Weissenstein, 2. Liga Regional, Gruppe 1, Platz 6, 11 Spiele/17 Punkte
- Wir haben grosse finanzielle Verluste, da Sponsorenlauf- und Matcheinnahmen fehlen und das Jubiläumsfest abgesagt werden musste. Zudem war die Akquirierung neuer Sponsoren nicht möglich. Das Vorbereitungsprogramm fiel ins Wasser. Erschwert wird auch die Vorbereitung auf die nächste Saison, da die Gespräche mit Trainern und Spielern erst spät erfolgen können. Selbstverständlich fehlen uns die sozialen Kontakte.
- Nach einer Woche Vorbereitungszeit konnten alle 23 Mannschaften am 18. Mai unter den vorgegebenen Auflagen ihre Trainings aufnehmen.
- Der Kontakt zu den Trainern und Mannschaften ist wieder am Anlaufen. Anfang Juni fand der Austausch der Erfahrungen statt. Die erste Mannschaft hat in Zweiergruppen einmal wöchentlich ein Fitnesstraining absolvieren können.
- Wir hoffen, dass alle Mitglieder gesund aus der Krise herauskommen, wir genügend Trainer finden und die Freude am Fussball nicht getrübt wird.
- Die finanziellen Verluste sind beträchtlich. Im Vergleich zu anderen lebenswichtigen Institutionen kommen wir mit einem blauen Auge davon, denn dank vernünftiger Finanzpolitik können wir die Verluste mit unseren Reserven auffangen. Unsere Trainer erhalten ihre Spesenentschädigung trotz Ausfall der Trainings und Spiele.
Ende der Serie
Pierre Benoit