Wie im Vorjahr ist der Kanton Bern auch diesmal im Cupfinal vertreten. Allerdings: Nicht der souveräne Meister YB, sondern der FC Thun fordert an diesem Sonntag um 14 Uhr im Stade de Suisse den zwölffachen Cupsieger FC Basel.
Den FC Thun als Cupmannschaft zu bezeichnen, wäre masslos übertrieben. Die Berner Oberländer stehen nach dem gegen den FC La Chauxde-Fonds am 11. April 1955 1:3 verlorenen Cupfinal erst zum zweiten Mal in der 121-jährigen Vereinsgeschichte im Endspiel. Und wie vor 64 Jahren gelten die Rot-Weissen auch diesmal als krasse Aussenseiter. Seit dem Jahr 1987, als YB Servette nach Verlängerung 4:2 bezwang, gab es keinen Cupsieger mehr aus dem Kanton Bern. YB verlor in diesen 32 Jahren viermal (1991, 2006 und 2009 sowie im letzten Jahr 1:2 gegen den FCZ). Der FC Thun soll diese Negativserie jetzt endlich stoppen.
Hediger ist zuversichtlich
Neben dem gesperrten Stefan Glarner wird dem FC Thun ein weiterer wichtiger Spieler fehlen. Captain Dennis Hediger ist nach seinem im Februar gegen YB erlittenen Kreuzbandriss nach wie vor rekonvaleszent und wird wohl erst im kommenden Jahr sein Comeback geben (s. auch Interview Seite 5). Der defensive Mittelfeldspieler sieht trotz der gewichtigen Absenzen durchaus Siegeschancen für sein Team. «Unsere Aussichten sind schwierig abzuschätzen. Wir wissen, dass es nicht nur eine Floskel ist, dass im Cup eigene Gesetze herrschen. Dazu kommt, dass unser Weg nach Bern nicht weit ist, wir uns auf Kunstrasen zuhause fühlen und ausser den Baslern wohl alle Zuschauer im Stadion den FC Thun unterstützen werden. Wir spielen gerne in Bern, haben hier schon ausgezeichnete Leistungen gezeigt und wissen, wie es sich fühlt, hier zu gewinnen. Auch wenn der FCB über viele sehr erfahrene Spieler verfügt, sehe ich für uns durchaus Chancen. Für uns spricht der Zusammenhalt im Team, dazu zählen auch Stefan Glarner und ich, denn selbst wenn wir der Mannschaft auf dem Feld nicht helfen können, werden wir unsere Aufgabe als Energiespender vor dem Match wahrnehmen.» Für den FC Thun käme es zweifellos dem grössten Erfolg in der Vereinsgeschichte gleich, könnte der FC Basel bezwungen werden. Vom Final aus dem Jahr 1955 hat Dennis Hediger viele Geschichten gehört. «Beispielsweise weiss ich auch, dass damals im Wankdorf die grosse Karriere Heinz Schneiters begonnen hat, der anschliessend zu YB wechselte und dort und in der Nationalmannschaft grosse Erfolge feierte.»
Direkt in der Europa League
Der Cupsieger qualifiziert sich in diesem Jahr letztmals direkt für die Europa League. Das sichert ihm ein paar Millionen Schweizer Franken. Holt der FC Basel den Cup, ist die Europa League dem Meisterschaftsdritten sicher, weil sich Basel als Tabellenzweiter in der ChampionsLeague-Qualifikation versuchen darf. Mit seiner über weite Strecken hervorragenden Saison hätte sich Thun einen Platz in der Europa League zweifellos verdient, auch wenn in der Meisterschaft der Erfolg zuletzt mehrheitlich ausblieb.
Gratis mit SBB und BLS
Als Ergebnis des Dialogs aller involvierten Parteien berechtigen alle vom Schweizerischen Fussballverband (SFV) verkauften Eintrittskarten zur kostenlosen Fahrt ab jedem Schweizer Bahnhof an den Cupfinal und retour. Darauf verständigten sich Vertreter der Stadt Bern, der Kantonspolizei Bern, der SBB und BLS, der Finalisten FC Basel und FC Thun sowie des SFV, der wegen der Eintrittspreise vielerorts hart kritisiert worden war. Pierre Benoit