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Der Goalie ist Denker und Lenker in Personalunion

Ob Unihockey, Fussball oder Eishockey: Goalie zu sein, ist keine einfache Aufgabe. Der Schlussmann ist im Team ein Einzelkämpfer und geniesst deshalb einen besonders hohen Stellenwert.

Dies trifft auch auf den amtierenden Unihockey-Meister Floorball Köniz zu. Beim Vorortklub steht mit dem 31-jährigen Patrick Eder ein Mann zwischen den Pfosten, der die Erfahrung aus zehn Jahren in der Nationalliga A, Weltmeisterschaftsteilnahmen und 41 Länderspielen mitbringt. Diese Routine ist für einen Torhüter vor allem in einer so schnellen Sportart wie Unihockey mit abrupt wechselnden Situationen, Konterangriffen, Spielverlagerungen und verdeckt abgegebenen Schüssen besonders wertvoll. «Ein gutes Stellungsspiel und eine schnelle Reaktion sind das A und O für einen Goalie in unserer Sportart», sagt Patrick Eder. Doch das allein reicht nicht, um sich national an der Spitze zu bewegen und international mitzuhalten.

Sechsmal Training
Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, trainiert Patrick Eder sechsmal in der Woche: viermal in der Halle mit dem Team und zweimal individuell. Weil er neben seiner Funktion als Unihockey-Goalie bei der Swisscom als Projektleiter für die schweizweite Erstellung neuer Shops zuständig ist und ein 90-Prozent-Pensum absolviert, ist klar, dass die Freizeit kurz bemessen ist. Patrick Eder geniesst bei seinen Mitspielern ein hohes Ansehen. Seine Leistungen im 160 cm breiten und 115 cm hohen Tor sind herausragend und das Lob der Mitspieler könnte kaum höher ausfallen. Er hält nicht nur gegnerische Schüsse, er denkt und lenkt auch das Spiel der Könizer. Beim Titelgewinn 2021 wehrte Eder in den Schlussminuten die letzten verzweifelten Ausgleichsversuche der Stürmer von Wiler-Ersigen erfolgreich mit spektakulären Abwehrparaden ab und wurde zum «Best Player» gewählt. «Der Strahlemann», wie ihn seine Teamkollegen nennen, gilt als Tüftler, der nichts dem Zufall überlässt und jedes Detail pflegt, um noch besser zu werden. Zusammen mit seinem Goalietrainer und Vorgänger im Köniz-Tor Samuel Thut studiert er oft stundenlang die gegnerischen Schlüsselspieler. «Ich weiss genau, welche Tricks sie auf Lager haben, ob sie hoch oder tief, backhand oder forehand schiessen, was besonders wichtig ist, weil zum Überlegen keine Zeit bleibt», gibt Patrick Eder eines seiner Erfolgsgeheimnisse preis.

Die trostlose Ambiance in der Lerbermatthalle
In den zehn Jahren, die Patrick Eder als Unihockey-Goalie erlebte, hat die Sportart eine rasante, kaum für möglich gehaltene Entwicklung erfahren. «Ich erinnere mich an die Spiele in der Lerbermatthalle, in einer trostlosen Turnhallen-Ambiance. Heute sind unsere Matches richtige Events, die Play-offs und die WM-Partien werden im Fernsehen übertragen und stossen auf grosse Beachtung», sagt Patrick Eder. Nicht ohne zu erwähnen, «dass das Niveau bedeutend höher geworden ist und die jungen Spieler, die nachstossen, dank besserer Ausbildung stärker sind, als dies vor zehn Jahren noch der Fall war.»

Folgt nun der dritte Streich?
Oft und gerne erinnert sich Patrick Eder an den ersten Titelgewinn in der Klubgeschichte von Floorball Köniz im Jahr 2018. «Es war Ende April, unglaublich heiss, alle Leute liefen in Shorts und T-Shirt herum, für die Goalies war es in ihrer Ausrüstung nicht einfach.» Doch wie immer in entscheidenden Spielen war Goalie Eder in Hochform. Als «überragend» wurde sein Auftritt bezeichnet. «Gegen Wiler-Ersigen spielten wir defensiv sehr solid, das vom damaligen Trainer René Berliat ausgeklügelte Abwehrverhalten erwies sich als goldrichtig. Auch heute ist im Köniz-Spiel immer noch eine grosse Prise Berliat zu erkennen, offensiv hat uns der finnische Trainer Jyri Korsman mehr Qualität im Spiel mit Ball eingeimpft», sagt Patrick Eder. In dieser Saison soll es zum dritten Mal klappen. Nach zwei verlorenen Meisterschaftsspielen zu Beginn legte Köniz eine Siegesserie hin, ehe der letzte Match vor der Neujahrspause den dritten Verlustgang brachte. Die Könizer sind in Form und neben GC erklärter Titelfavorit. «Wir hatten in der Vorrunde, ähnlich wie YB, eine lange Verletztenliste zu beklagen, deshalb können wir mit dem bisherigen Abschneiden zufrieden sein», sagt Patrick Eder. Wie so viele Buben hat er mit Fussball (beim FC Sternenberg) begonnen, entschied sich dann für Unihockey, weil Schulsportleiter Beat Moser, später auch als Trainer bei der Nationalmannschaft aktiv, in Niederscherli «seine» Sportart den Jungen schmackhaft machte.

Pierre Benoit

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