R14 7313opt

Der kanadische Wandervogel ist sesshaft geworden

Jahrelang tingelte SCB-Stürmer Andrew Ebbett quer durch Kanada und die USA. Bei insgesamt sechs verschiedenen NHLKlubs stand er unter Vertrag, flog in Privatjets und logierte in Fünfsternehotels. Doch dann kam der Moment, als er dieses Lebens überdrüssig wurde.

Er erlag dem Werben des damaligen SCB-Sportchefs Sven Leuenberger und kam nach Bern. Seither wohnt der im kanadischen Vermont geborene SCB-Stürmer in einem Berner Vorort und geniesst in seiner wunderschönen Wohnung ein relativ ruhiges Leben – so ruhig, wie das Leben eines EishockeyProfis halt sein kann. «Ich geniesse es, nicht mehr in Hotels übernachten zu müssen, sondern mir mein Leben in den eigenen vier Wänden selbst organisieren zu können. Eine gewisse Zeit mag es lustig und abwechslungsreich sein, in einer NHL-Organisation den Luxus zu geniessen, doch irgendwann wird selbst das langweilig und gehört zum Alltag», sagt Andrew Ebbett. Deshalb kehrte er den Anaheim Ducks, den Chicago Blackhawks, den Minnesota Wild, den Phoenix Coyotes, den Vancouver Canucks und den Pittsburgh Penguins den Rücken zu und wechselte zum SCB.

Nahe der PostFinance-Arena
Unweit der PostFinance-Arena logiert Ebbett in einer grosszügigen Mietwohnung des SCB. Entsprechend ist auch die Einrichtung nicht von ihm selbst zusammengestellt worden. Einen eigenen Touch bekommt das Appartement dank der persönlichen Gegenstände, die Andrew Ebbett den Besuchern nicht ohne Stolz zeigt. Die Bilder an der Wand, die Geschenke von Fans, die Dartscheibe, die gewonnenen Medaillen, der Teppich, um mit dem Golfschläger zu putten – Andrew Ebbett hat es sich gemütlich eingerichtet. «Am liebsten setze ich mich auf die Polstergruppe und schaue auf dem grossen TV-Apparat NHL-Spiele oder andere Sportsendungen», erzählt der Kanadier, der auch schon ein paar Brocken Bärndütsch versteht und verspricht, das nächste Interview mit dem Bärnerbär in eben diesem Dialekt zu führen. «Das eigene Bett, der Komfort, den ich geniesse, die wunderschöne Nasszone, die praktische Küche, die Terrasse, auf der ich an warmen Tagen grillieren kann. Das alles gefällt mir extrem gut.» Grillieren ist ein gutes Stichwort, denn Andrew Ebbett steht oft und gerne in der geräumigen Küche. Er ist ein leidenschaftlicher Koch, der auch mal seine in der gleichen Überbauung wohnenden Mitspieler Adam Almquist, Calle Andersson, Mark Arcobello, Zach Boychuk und Jan Mursak samt Gattinnen oder Partnerinnen zum Essen einlädt. «Meistens gibt es dann ein schönes Filet. Ich liebe Fleisch», berichtet Andrew Ebbett. Nicht selten wird Andrew Ebbett auch von seinen Mitspielern eingeladen, beispielsweise von Mark Arcobello und dessen Frau, die genau weiss, welches Stück Fleisch sie dann braten muss.

Zu Fuss ins Training
Die Nähe zum Stadion erlaubt es Andrew Ebbett auch, an schönen Tagen zu Fuss ans Training zu gehen. «Meistens fahre ich schon mit meinem Peugeot zur PostFinance-Arena, doch wenn das Wetter so schön und sonnig ist wie am Tag unseres Besuchs, dann geht es auch mal zu Fuss», sagt der SCB-Stürmer.

Kämpf und Haas zu Besuch
Nach Reisen zu weit entfernten Auswärtsspielen und wenn am Tag danach ein Heimspiel auf dem Programm steht, hat Andrew Ebbett oft Besuch. Gaëtan Haas und Marc Kämpf, die beiden SCB-Stürmer, die nicht in Bern wohnhaft sind, übernachten dann bei Ebbett. Die Wohnung ist geräumig und gross genug und die zwei SCB-Kollegen schlafen dann quasi in ihren «eigenen» Zimmern. «Wir essen zusammen, schauen noch ein bisschen fern, plaudern und dann gehts ins Bett.» Party ist nicht angesagt, dafür nehmen die Drei ihre Aufgabe beim SCB zu ernst.

Wie lange in Bern?
Andrew Ebbett hat seinen Vertrag beim SCB kürzlich um zwei weitere Jahre, bis Ende April 2021, verlängert – er wird also noch mindestens ebenso lange im Berner Vorort logieren. «Ja, ich kann mir durchaus vorstellen, noch länger hier zu wohnen. Man soll zwar nicht zu weit vorausplanen, doch es spricht nichts dagegen, länger in Bern zu bleiben. Nicht nur die Wohnung gefällt mir, beim SCB ist alles perfekt. Die Fans, die Führung, die Ambiance im Stadion und vor allem auch die Möglichkeit, Titel zu gewinnen. Das passt mir. Und wenn ich einmal zu alt für Spitzensport bin, gibt es im Klub auch noch andere Aufgaben.»

Pierre Benoit

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge