Noch zwei Gelegenheiten bieten sich dem SCB, um das vor der Saison gesteckte Minimalziel zu erreichen. Nach zuletzt vier Niederlagen in Folge sind gegen die SCL Tigers und die ZSC Lions Punkte gefordert, andernfalls finden die Pre-Playoffs ohne den 16-fachen Meister statt.
Spieler, Staff, die Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats dürften sich derzeit im SCB etwa so fühlen, wie der CEO einer Grossbank, der erstmals seine Lederschuhe der italienischen Luxusmarke Bigotti trägt. Sie drücken vorne und hinten, die Blasen werden immer grösser, doch eine Möglichkeit, das Schuhwerk zu tauschen, bietet sich nicht.
Bei der derzeitigen Tabellensituation stellt sich in der Tat die Frage, wo beim SCB der Hase im Pfeffer liegt. Schiesst ein Team 56 Mal auf das gegnerische Tor, bringt aber, wie der SCB gegen Ajoie, erst in der letzten Spielminute einen zweiten Treffer zustande, ist guter Rat in der Tat teuer.
In einer schier aussichtslosen Lage findet nicht selten die erste Zeile der polnischen Nationalhymne – noch ist Polen nicht verloren – Verwendung, entstanden 1797 als Kampflied der polnischen Exilarmee in Italien. Vor den letzten beiden Partien im Emmental und gegen die ZSC Lions, könnte dies der Strohhalm sein, an den sich Team und Trainer klammern können.
Die Lockerheit fehlt
In offensiver Hinsicht war der SCB-Auftritt gegen den HC Ajoie am Samstag sehr stark und deshalb auch sinnbildlich für die gesamte Saison. Gezeichnet von den ständigen Misserfolgen fehlt den Stürmern die Lockerheit – die Spieler sind nicht in der Lage, vor dem gegnerischen Gehäuse die Ruhe und Abgeklärtheit an den Tag zu legen, die unabdingbar sind, um die sich bietenden Möglichkeiten in Treffer umzumünzen. Auch Sportchef Andrew Ebbett hat in dieser verzwickten Situation die Hoffnung nicht verloren. «Es braucht nicht viel. Ich hoffe, dass mit einem Erfolg in Langnau das Momentum doch noch auf unsere Seite fällt. Wir brauchen die drei Punkte – unser Fokus liegt auf dem Spiel am Donnerstag.»
Noch ist alles möglich
«Schau vorwärts, nicht zurück» heisst ein bekanntes geflügeltes Wort. Doch in der jetzigen Situation tut der SCB möglicherweise gut daran, sich für einmal doch zurückzuerinnern – an die Saison 2015/16.
Wie in dieser und den beiden vergangenen Saisons seit dem letzten Meistertitel 2019 tat sich der SCB auch damals in der Qualifikation schwer. Im November wurde Trainer Guy Boucher entlassen und durch Lars Leuenberger ersetzt. Weil phasenweise bis zu zehn Spieler wegen Verletzungen fehlten, musste der SCB bis zuletzt um die Playoff-Teilnahme zittern. Doch im zweitletzten Spiel der Regular Season gelang mit einem 3:2-Sieg über Lausanne doch noch der Sprung über den ominösen Strich. Was dann passierte, ist im Gedächtnis jedes SCB-Fans noch präsent. Die ZSC Lions, der HC Davos und der HC Lugano wurden vom Eis gefegt und der 14. Meistertitel gefeiert. Warum, so fragt man sich, sollte Ähnliches nicht auch jetzt möglich sein. Sollten die Pre-Playoffs doch noch mit dem SCB stattfinden, dürfte sich ein gewaltiger Felsbrocken von den Schultern der Spieler lösen und die fehlende Lockerheit zurückkommen. Wozu der SCB fähig ist, falls das Unterfangen gelingt, kann man erahnen, denn an Qualität und Klasse fehlt es auch der SCB-Ausgabe 2022/23 nicht.
CEO Raeto Raffainer, der die Sportabteilung in dieser schwierigen Phase wieder enger begleitet und zuletzt auch die Trainings als aufmerksamer Zuschauer verfolgte, ist überzeugt, «dass der Geist in der Mannschaft nach wie vor intakt ist.»
Pierre Benoit
Ich bin ein Textblock. Klicken Sie auf den Bearbeiten Button um diesen Text zu ändern. Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.