«Er ist bei den Spielern sehr beliebt, überzeugt durch seine Souveränität, strahlt Ruhe aus – er hat sämtliche Qualitäten, um Chef zu werden.»
Nachzulesen sind diese Zeilen im Bärnerbär vom 25. Mai letzten Jahres, als sich die sportliche Führung der Young Boys anschickte, einen Nachfolger für den nach Leverkusen ziehenden Gerardo Seoane zu finden. Die Wahl fiel schliesslich nicht auf Matteo Vanetta, den Favoriten des Bärnerbär, sondern auf David Wagner. Doch nun, neun Monate später, nach der Entlassung David Wagners, ist der vielsprachige Tessiner doch auf den Chefstuhl gehoben werden. Es wäre keine Überraschung, würde der 43-Jährige, assistiert von den beiden ehemaligen Nationalspielern Harald Gämperle (4 Länderspiele) und Steve von Bergen (50), über diese Saison hinaus auf dem Chefposten bleiben.
Freude und Dominanz
«Die Spieler sollen Freude haben, dominant nach vorne spielen und mit viel Vertrauen ihre Aufgaben angehen», sagte Matteo Vanetta kurz nach seiner Amtseinsetzung. Der ehemalige Innenverteidiger hat sein Versprechen gehalten und in Lausanne mit seinem Team die Offensive gesucht. Seine Spieler haben die Partie dominiert, auch wenn im Abschluss nicht alles perfekt klappte und der VAR in Volketswil (siehe untenstehenden Artikel) YB offenbar nicht siegen sehen wollte. «Klar sind wir enttäuscht, dass die Saison bisher nicht erfolgreicher verlief, doch ich will nach vorne schauen. Ich bin nun in einer anderen Rolle als bisher, mir meiner Verantwortung bewusst und gewillt, alles zu investieren, damit wir wieder in die Erfolgsspur finden», sagt der Tessiner voller Vorfreude auf die nächsten Spiele. «Ich werde weder über einen Rang noch über Punkte reden. Ich will, dass der Spass zurückkehrt, die Spieler das zuletzt verloren gegangene Selbstvertrauen wiederfinden und den Fussball spielen, für den der Name YB steht: aggressiv, offensiv, dominant, angriffslustig.» Nun, aufs Erste ist dies nur halbwegs gelungen. «Ich habe gesehen, dass die Spieler weitgehend umsetzten, was wir uns vorgenommen haben. Freude, Ball halten, von hinten raus Fussball spielen, auf den Aussenbahnen Volumen beanspruchen,» sagt Matteo Vanetta am Tag nach dem Spiel. «Was noch fehlt, ist die Effizienz im Abschluss.» Doch wer weiss, was passiert wäre, wäre Siebatcheus reguläres Tor in der 7. Minute auch in Volketswil auf Zustimmung gestossen? Möglich, dass YB wie im September in Lausanne sechs Tore erzielt hätte. Der VAR und YB – das ist eine Beziehung wie die SVP mit den Grünen, doch damit sind wir zu den bevorstehenden Grossratswahlen abgeschweift.
Pierre Benoit