Der 22-jährige Remo Käser gilt am Eidgenössischen Schwingfest in Zug als einer der Berner Trümpfe. Vor drei Jahren in Estavayer, drei Monate vor seinem 20. Geburtstag, Dritter geworden, trauen die Fachleute dem Frauenschwarm erneut eine Spitzenklassierung zu.
Vater Adrian Käser und Onkel Silvio Rüfenacht sind beide Schwingerkönige. Tritt Remo Käser in Zug in die Fusstapfen seiner Vorbilder? Vielleicht. Vorerst jedoch geht es nach Münsingen, wo die Berner Hoffnung beweisen muss, dass er sich von seiner Verletzung hundertprozentig erholt hat. Auch dort will er «Vollgas geben. Das mache ich immer», sagt Käser. Er ist nicht einer, der auf Abwarten schwingt, nicht auf Fehler seines Gegners wartet, sondern selbst die Initiative ergreift und die Gangart bestimmt.
Seit Ihrer Verletzung am Nordostschweizerischen gegen Markus Schläpfer sind Sie nicht mehr in die Zwilchhosen gestiegen. Der Bandscheibenvorfall erforderte eine rund sechswöchige Pause. Wie geht es Ihnen?
Es geht mir sehr gut. Ich habe die Zeit genutzt. Nach einer Infiltration in die Bandscheibe konnte ich mit dem Krafttraining weiterfahren. Seit drei Wochen trainiere ich wieder wettkampfmässig. Ich sehe in der Pause auch viel Positives. Ich habe die Batterien aufgeladen, an Explosivität gewonnen und bin im Hinblick auf die kommenden Wettkämpfe sehr kribbelig. Jetzt gilt es nur noch an den Finessen, den Details zu schleifen.
Am Sonntag geben Sie am Kantonalbernischen in Münsingen Ihr Comeback. Ist dies zwei Wochen vor dem Eidgenössischen nur ein Formtest oder steigen Sie mit Ambitionen ins Sägemehl?
Wir haben mit unserer Trainingsgruppe eine Woche an der Lenk trainiert und sind jetzt mit den Bernern auf der Engstlenalp in der Vorbereitung. Wir simulieren sozusagen das Eidgenössische mit hartem Training am Freitag und Wettkämpfen am Samstag. Ich will in Münsingen Selbstvertrauen tanken, aber im Hinterkopf habe ich selbstverständlich wie immer auch das Siegen. Die Devise kann in jedem Gang nur immer Vollgas heissen, das wird in Münsingen nicht anders sein.
Haben Sie zuhause bereits einen Tresor?
Nein. Warum fragen Sie mich das?
Dann wird es höchste Zeit, sich einen zuzulegen. Der Siegermuni am Kantonalen heisst Tresor.
Klar, dass das Eidgenössische Vorrang hat, aber ich werde auch in Münsingen nach meinem Vollgas-Motto alles geben. Wenn alles passt, nehme ich den Tresor gerne mit.
Vor drei Jahren wurden Sie als 19-Jähriger am Eidgenössischen in Estavayer sensationell Dritter. Was erwarten Sie in Zug?
Ich bin heute bedeutend weiter als vor drei Jahren, habe in körperlicher Hinsicht einen Schritt nach vorne gemacht. Ich habe mehr Kraft, in Tests sieht man meine positive Entwicklung. Dazu kommt, dass ich viel Publikum liebe. Das motiviert mich – Vollgas heisst auch in Zug die Devise.
In Abwesenheit von Ihnen und Christian Stucki erlebten die Berner zuletzt am Brünig einen echten Rückschlag. Denken Sie, dass das Berner Team stark genug ist, den erstarkten Innerschweizern am Eidgenössischen Paroli zu bieten?
So schlimm, wie es in einigen Medien dargestellt wurde, war es nicht. Immerhin gingen acht Kränze an Berner, elf an die Innerschweizer. Als Matthias Sempach König wurde, verlor er vorher auf dem Brünig auch zwei Gänge (gegen Bieri und Gisler, d. Red.). Jeder von uns weiss, was er kann und wo er jetzt den Hebel noch ansetzen muss. Ich bin positiv, dass wir als Berner Team gut auftreten werden.
Woher kommt Ihr Übername Alpengladiator?
Der kommt vom Film «Gladiators of the Alps», einem Film über Schwingen (Abrufbar auf Red Bull TV, d. Red.), in dem ich die Hauptrolle spielen durfte.
Pierre Benoit