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«Die Fans werden wieder Freude haben»

24 Jahre lang war Marc Lüthi CEO des SCB. Nun tritt er bald ab. Im Interview sagt der 60-Jährige, was er frühmorgens im Wald macht und wieso die sportliche Talsohle überwunden ist.

Als Marc Lüthi 1998 die operative Führung des SCB übernahm, stand dieser kurz vor dem Kollaps. Heute ist die Lage, trotz sportlich zuletzt mageren Jahren, weit komfortabler. Lüthi hat es geschafft, den Klub auf sportlichen und finanziellen Erfolgskurs zu führen, gestoppt haben ihn allein die Pandemie und zuletzt die angeschlagene Gesundheit.

Am 30. März gaben Sie Ihren Rücktritt als SCB-CEO per Ende August bekannt. Was hat sich seither in Ihrem Leben verändert?
Noch nicht wahnsinnig viel. Ich bereite mich auf die definitive Übergabe der Geschäfte an meinen Nachfolger Raeto Raffainer vor. Was kann ich eventuell jetzt schon abtreten? Alles ist im Fluss.

Sie sind Velofahrer geworden.
Für mich ist das Velo ein Sportgerät und kein Fortbewegungsmittel.

Wie oft sitzen Sie auf dem Velo? Welche Distanzen haben Sie bisher zurückgelegt?
Sechsmal pro Woche fahre ich von 6.15 bis 7.15 Uhr eine Stunde lang im Wald, dann bin ich hellwach. Auf die Distanzen achte ich weniger.

Hat sich das auf Ihre Gesundheit bereits positiv ausgewirkt?
Ja, das wirkt sich aus. Ich fühle mich derzeit sehr gut. Bin ich unterwegs und kann nicht velofahren, mache ich irgendetwas anderes. Seit drei Jahren bewege ich mich intensiv und ich denke, das ist gut so.

Es war vor allem der Weckruf mit Herzproblemen und der folgenden Hirnblutung, der Sie überzeugte, dass es vorteilhaft ist, beruflich kürzer zu treten.
Nein, das stimmt so nicht. Bereits bei der Verpflichtung Raetos war die Absicht, ihn als meinen Nachfolger zu installieren. Jetzt ist es etwas schneller gegangen. Aber ich bin überzeugt, dass es besser ist, eine Änderung vorzunehmen, wenn man noch hundertprozentig fit ist – und das bin ich wieder. Es ist der richtige Zeitpunkt, es stimmt so für mich.

Wie stark werden Sie als VR-Präsident auf das Tagesgeschäft Einfluss nehmen und ihrem Nachfolger Raeto Raffainer auf die Finger schauen?
Während meiner Zeit als CEO hat sich nie ein Präsident des Verwaltungsrats in das Tagesgeschäft eingemischt, das werde ich auch so halten. Ich werde Raeto machen lassen und sollte er Fragen haben, bin ich da. Alles wird sich einpendeln.

Viele Leute im SCB-Umfeld sind überzeugt, dass es so nicht gehen wird. Können Sie nach so langer Zeit wirklich loslassen?
Ich weiss, dass viele Leute so denken. Aber Tatsache ist, dass ich mich auf das, was kommt, freue.

Was erwarten Sie nach drei mageren Jahren vom SCB in der nächsten Saison?
Ich bin überzeugt, dass wir über eine kompetitive Mannschaft verfügen. Wir sind deutlich stärker als letzte Saison und ich denke, dass die Fans am Team Freude haben werden. Die sportliche Zielsetzung müssen jetzt andere festlegen.

Mit nur einem SCB-Spieler, der erst noch verletzt vorzeitig abreisen musste, war für die Nationalmannschaft an der WM einmal mehr der Viertelfinal Endstation. Ihre Meinung?
Ramon Untersander wäre ohne Verletzung sicher auch dabei gewesen. Ich habe die Spiele verfolgt und eine technisch ausgezeichnete Schweizer Mannschaft gesehen. Tristan Scherweys Ausfall hat die Schweiz geschwächt. Er ist als Aggressiv-Leader für dieses Team sehr wichtig.

Zuletzt haben die Resultate nie mit den Erwartungen, die vor allem der Nationaltrainer schürte, übereingestimmt.
Die beiden Silbermedaillen hat die Schweiz als Underdog geholt. Jetzt ist die Ausgangslage mit hohen Ansprüchen anders. Als Favorit wird es schwieriger, da gilt es, im richtigen Moment die beste Leistung zu zeigen. Das ist nicht gelungen.

Nationalteam-Direktor Lars Weibel teilt aufgrund der höheren Anzahl Ausländer den Klubs den Schwarzen Peter zu und spricht von einer Schwächung der Nationalteams. Sie haben sich auch für eine höhere Anzahl Ausländer ausgesprochen Was sagen Sie zu Weibels düsteren Zukunftprognosen?
Es ist immer einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen.

Pierre Benoit

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